Respektabel

05.05.2018

Von Boris Palmer, Tübingen,Oberbürgermeister

Können wir bitte wieder miteinander reden? Eine Woche und fünf Zeitungsseiten sind gefüllt. Vorwürfe fliegen hin und her. Es tut mir leid, ich habe das nicht kommen sehen, als ich in Ulm von meinem Erlebnis in der dortigen Fußgängerzone erzählt habe. Dort im Saal spürte ich nur Zustimmung zu meinem mit dieser Geschichte verknüpften Appell, Menschen nicht als Rassisten zu beschimpfen, wenn sie verärgert oder furchtsam auf negative Erfahrungen reagieren, die sie mit Asylbewerbern verbinden.

Ich anerkenne, dass viele Menschen in unserer Stadt sagen, für sie habe sich durch Asylbewerber nichts an ihrem Sicherheitsempfinden verändert, Probleme mit Rüpeln, Übergriffen und Kriminalität habe es immer schon gegeben und Fehlverhalten sei immer gleich zu bewerten, egal um wen es geht. Genau so würde ich aber bitten, dass diejenigen respektiert werden, die von Hilfesuchenden besonderen Respekt für die Helfergesellschaft erwarten, sich verunsichert, beeinträchtigt, gestört oder massiv bedrängt fühlen, weil eine kleine Gruppe überwiegend junger männlicher Asylbewerber aus afrikanischen Ländern ohne Asylgrund im öffentlichen Raum und in der Kriminalstatistik negativ auffällt.

Beides sollte in einer Stadtgesellschaft Platz haben. Beide Haltungen sind menschlich und respektabel. Und beide könnten durchaus gemeinsam miteinander daran arbeiten, dass die Ursachen für Ängste, Ärger, Ausgrenzung und Diskriminierung bekämpft werden. So verstehe ich meine Aufgabe als Oberbürgermeister und als Mitglied der Grünen.

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Erstellt:
05.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 41sec
zuletzt aktualisiert: 05.05.2018, 01:00 Uhr

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