Pandemie

Beschränkungen nur noch für ungeimpfte Erwachsene?

Wenn vermehrt wieder Covid-19-Patienten die Intensivbetten belegen, plant das Land Eingriffe wie bei den Lockdowns. Die gelten aber nicht mehr für die ganze Bevölkerung.

30.08.2021

Von dpa

Ungeimpften Erwachsenen drohen bald neue Kontaktbeschränkungen. Das Sozialministerium in Stuttgart will schnell gegensteuern, wenn, wie erwartet, immer mehr Covid-19-Patienten in Kliniken auf die Intensivstationen müssen.

Was plant die Landesregierung? Sobald 200 bis 250 Betten mit Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen belegt sind, soll es erste Kontaktbeschränkungen geben. Wie im Lockdown sollen sich beispielsweise nur noch zwei Familien treffen dürfen, sagte Uwe Lahl, Amtschef im Sozialministerium. Beschränkungen sollen aber nur noch ungeimpfte Erwachsene treffen. Das wären rund drei Millionen im Südwesten. Das Konzept muss noch in der Regierung abgestimmt werden.

Warum rechnet das Land mit einem weiteren Anstieg? „In dieser Situation muss man als Landesregierung etwas machen. Ich sehe keine Alternative“, sagte Amtschef Lahl. Vor allem wegen der Reiserückkehrer aus dem Ausland sei mit stark steigenden Inzidenzen und deutlich mehr Intensivpatienten bis Mitte September zu rechnen, wenn die Ferien enden. „Wenn die Zahl von 300 Intensivbetten überschritten ist, könnten wir, so unsere Überlegungen, für einige Zeit 2G für Ungeimpfte einführen. Das würde bedeuten, dass nur noch Geimpfte oder Genesene ins Restaurant oder ins Konzert dürfen.“

Ab wann könnten die Beschränkungen gelten? Die Covid-Fallzahlen und die Zahl der Covid-Patienten in Krankenhäusern steigen seit Juli wieder. Geht es so weiter wie zuletzt, könnte es schon Ende der Woche Auflagen geben. Am Freitag meldete das Landesgesundheitsamt 102 Covid-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung. Vor zwei Wochen seien es noch rund 50 gewesen. „Diese Entwicklung ist durch Nicht-Geimpfte verursacht“, so Lahl.

Wie begründet das Land die Auflagen nur für Ungeimpfte? Einen Impfzwang gebe es nicht, deshalb seien andere Schutzmaßnahmen nötig, „damit die Intensivstationen nicht überlaufen“, so Amtschef Lahl. „Wir müssen, wenn Überlastung droht, die Kontakte unter den Nicht-Geimpften solange reduzieren, bis die Überlastung nicht mehr droht.“ Die Krankenhäuser könnten nicht mehr so belastet werden wie im Januar und April. Maximal 300 Intensivpatienten mit Covid-19 könnten laut Experten behandelt werden. Zu Hochzeiten waren es aber über 600 im Land. Das war „unzumutbar und unerträglich“, sagte Lahl. Man sei kurz vor der Triage gestanden. Dabei wird abgewogen, welche Patientin oder welcher Patient ein Intensivbett bekommt und welcher nicht.

Ist eine Überlastung realistisch? Mit den Plänen für eine 2G-Regelung schieße das Ministerium „deutlich übers Ziel hinaus“, sagt Hans-Ulrich Rülke, FDP-Fraktionsvorsitzender im Landtag. Die Regelung sei nicht verhältnismäßig und schließe auch Menschen aus, die sich nicht impfen lassen könnten. Es werde eine abstrakte Gefahr an die Wand gemalt, die mögliche Überlastung des Gesundheitssystems. Durch den Impffortschritt sei diese aus heutiger Sicht gar nicht zu erwarten, so Rülke.

Neue Regeln an Schulen und Kitas

Statt Quarantäne müssen sich alle Schüler einer Klasse im neuen Schuljahr fünf Tage lang mit einem Schnelltest täglich testen, sollte ein Mitschüler infiziert sein. So lange dürfen Schüler der betroffenen Klasse auch nur im Verbund unterrichtet werden, so das Kultusministerium. Ausnahmen gelten dabei für Grundschüler und Sonderpädagogik-Grundstufen.

Die Inzidenzen sind nicht mehr Maßstab für Maßnahmen, also auch nicht mehr für den Wechsel zum Online-Unterricht. Auch in Kitas kann jetzt bei einem positiven Fall in der Gruppe die Quarantäne entfallen, wenn die Kinder einmalig negativ getestet werden.

Bei Maskenpflicht und Lüften bleibt’s. Das Test­angebot gibt es weiter, Ungeimpfte und Genesene müssen sich aber nicht testen lassen.

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Erstellt:
30.08.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 41sec
zuletzt aktualisiert: 30.08.2021, 06:00 Uhr

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