Verrenkungen

So eine Neckarpromenade ist schon schön. Jetzt, im langsam sich verabschiedenden Winter, ist die große Putzete angesagt. Das Gehölz wird ausgedünnt, totes Astwerk entfernt und die langen Triebe des Vorjahres zurückgeschnitten. Angenehm berührt ruht der Blick auf dem trägen Gewässer und man weiß, jetzt kann der Frühling mit seinem frischen Grün kommen. Nur, am westlichen Ende der Promenade ist es aus und vorbei mit dem freien Blick. Hier herrscht ungepflegter Wildwuchs. Das dort belassene Dickicht dient als öffentliches Urinal und versperrt den freien Blick auf St. Moriz und die andere Neckarseite. Fast möchte man meinen, dies ist beabsichtigt um eines DER Wahrzeichen Rottenburgs schamhaft hinter dem Blattwerk zu verstecken.

Einst wurde hier, bewusst den freien Blick auf die Kirche ermöglichend, leicht in den Neckar hinausragend, eine kleine Plattform, ein Ausguck gebaut. Heutzutage müssen dort die Touristen putzige Verrenkungen vollbringen um St. Moriz fotografieren zu können.

Es erschließt sich einem nicht wirklich, warum hier anders als mit der restlichen Promenade verfahren wird. Außer, man wäre mit der öffentlichen Toilette an dieser Stelle glücklich und zufrieden …