Landwirtschaft
Pferde und Kühe dürfen auf dem Lebenshof alt werden
Sigmaringer Paar gibt Milchviehwirtschaft auf und nimmt nun tierische Senioren auf.
![Pferde und Kühe dürfen auf dem Lebenshof alt werden Auf Verena und Philipp Kienles Hof soll es Tieren gutgehen.](/Bilder/Auf-Verena-und-Philipp-Kienles-Hof-soll-es-Tieren-gutgehen-920771.jpg)
Auf Verena und Philipp Kienles Hof soll es Tieren gutgehen.
Sigmaringen. Arrow, Pina und Terry haben ein neues Zuhause. Die drei Pferde sind dieser Tage auf einen im Jahr 1725 gegründeten Bauernhof gezogen. Auch Hängebauchschwein Rudi fand ein neues Heim auf dem sogenannten Lebenshof in Sigmaringen im Zollernalbkreis. Die Tiere, die dort hinkommen, sollten eigentlich eingeschläfert oder geschlachtet werden. Stattdessen dürfen sie ihren Lebensabend jetzt ganz in Ruhe bei Philipp und Verena Kienle verbringen, die den Hof betreiben. Und zwar in zehnter Generation.
Zuletzt hatte man auch Milchvieh. Das sei aber irgendwann so unrentabel geworden, dass er beschlossen habe, die Milchviehwirtschaft aufzugeben, erzählt der 42-jährige Kienle, der in einer nahegelegenen Metallgießerei arbeitet. Er und Ehefrau Verena leben vegan. Die Tiere seien in der heutigen Landwirtschaft eigentlich nur noch Produkte und Maschinen, die Leistung bringen müssten – und wenn sie diese nicht brächten, dann kämen sie weg, beklagt Kienle.
Auf Wunsch seiner Frau nimmt der Hof neben den Kühen, die dort alt werden dürfen, nun noch andere Tiere auf. Geholfen bei der Umstellung habe die gemeinnützige Organisation „TransFARMation Deutschland“, die Agrarbetriebe dabei unterstützt, Landwirtschaft ohne Tiernutzung zu betreiben.
Auf deren Homepage ist auch eine Spendenaktion für den Lebenshof in Sigmaringen eingestellt. Dort schreibt Verena Kienle, dass man den Menschen mit dem Hof deutlich machen wolle, wie wertvoll ein Tierleben sei und dass in sogenannten Nutztieren dieselben Seelen steckten wie in Haustieren. „Wir möchten mit unserem Hof ein Vorbild sein und zeigen, dass tierische Lebensmittel immer mit Leid verbunden sind“, so Kienle weiter. Mit den Spenden will man unter anderem behindertengerechte Toiletten, eine Schälmaschine und ein Taubenhaus finanzieren. Um selbst noch etwas dazuzuverdienen, überlegen die Kienles, einen Teil ihrer Wiesen für Tiny-Houses zur Verfügung zu stellen. Hauptsache, kein Tier muss mehr leiden. Der volle Name ihres Betriebs lautet nun schließlich Lebenshof Farmony. Tatjana Bojic, dpa