Kriminalität
Enormes Risiko für Unternehmen
Angriffe aus dem Internet werden immer kostspieliger. Experten raten zu mehr Sicherheit.
Berlin. Als am 6. August 1991 die erste Website des World Wide Webs an den Start ging, konnte niemand ahnen, was für weitreichende Folgen das dreißig Jahre später haben wird. Neben unzähligen praktischen Erleichterungen im Alltag ist die globale Vernetzung aber auch eine Belastung für den Wirtschaftsstandort Deutschland: Cyberkriminalität verursacht einen jährlichen Schaden von 223 Milliarden Euro für die Unternehmen hierzulande.
Das ergab eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom, an der über 1000 Unternehmen quer durch alle Branchen teilgenommen haben. Die Schadenssumme durch Diebstahl, Spionage und Sabotage hat sich damit im Vergleich zur Studie von vor zwei Jahren mehr als verdoppelt – damals lag sie bei 103 Milliarden. Davon betroffen sind nicht nur die großen Dax-Konzerne, sondern alle: 88 Prozent der Unternehmen gaben an, angegriffen worden zu sein; und die restlichen zwölf Prozent vermuten, dass sie Opfer wurden, ohne davon zu wissen.
Die Methoden der Hacker werden immer ausgefeilter. „Die Diebe wissen ganz genau, was sie haben wollen“, sagt Achim Berg, Präsident von Bitkom. Zunutze machen sie sich dabei eine entscheidende Schwäche in jedem Sicherheitssystem: den Faktor Mensch. Ein Fehler eines Mitarbeiters reicht den Cyberkriminellen schon, um den nötigen Zugriff zu erhalten. Gearbeitet wird nicht (mehr) mit absurd anmutenden Mails, in denen Prinzen in Not einem Mitarbeiter Geld anbieten, sondern mit täuschend echt aussehenden Mails des Chefs, der einen Blick über den Dienstplan anordnet. Oder einem Anruf aus der vermeintlich hauseigenen IT-Abteilung.
Das viele Homeoffice in der Pandemie hat den Hackern geholfen, weil häufig die Absicherung fehlt. „Wer die Geräte nicht sichert, handelt fahrlässig“, sagt Berg. Davon abgesehen gibt es zwar kein Patentrezept, wohl aber Risikominimierung. 30 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre IT-Investitionen erhöht. Aber: Im Schnitt liegt das IT-Budget bei sieben Prozent der Gesamtausgaben. „Wir empfehlen“, sagt Berg, „20 Prozent“.
Dominik Guggemos