Gemeinderatswahl

Ammerbuch: Deutlich weniger Fehlstimmen

Auch ohne unechte Teilortswahl sind im Ammerbucher Gemeinderat die sechs Ortschaften fast so stark vertreten wie zuvor – allerdings mit Entringer Übergewicht.

31.05.2019

Von Uschi Hahn

Das Rathaus in Entringen. Archivbild: ST

Das Rathaus in Entringen. Archivbild: ST

Zu kompliziert, zu viele ungültige Stimmen: Das waren die Hauptargumente, weshalb Ammerbuchs Gemeinderat im März 2016 die unechte Teilortswahl ad acta legte. Sie sollte nach dem Zusammenschluss der sechs Dörfer im Jahr 1971 garantieren, dass jeder Ortsteil gemäß seiner Größe im Gemeinderat vertreten ist. Um die Chancen zu erhöhen, dass die Herkunft der Ratsmitglieder auch ohne Zwangsproporz möglichst quer durch ganz Ammerbuch gestreut ist, wurde die Zahl der Sitze zumindest für die jetzt begonnene Wahlperiode auf 22 erhöht.

Nicht alle Räte waren für die Abschaffung. Zu groß schien ihnen die Gefahr, dass sich ohne garantierte Ortssitze das Gleichgewicht zugunsten der beiden größten Dörfer Entringen und Altingen verschieben oder einer der kleinen Orte gar nicht mehr im Rat vertreten sein könnte.

Diese Befürchtungen erwiesen sich als weitgehend unbegründet: Nach dem Urnengang am vergangenen Sonntag steht fest, dass sich die Wählerinnen und Wähler auch ohne das fehleranfällige Verfahren der unechten Teilortswahl an den Ortsproporz gehalten haben. Die sechs Teilorte sind im neuen 22-köpfigen Gemeinderat zahlenmäßig ziemlich exakt genauso vertreten wie im alten, der dank zweier Ausgleichsmandate von der 19-köpfigen Sollstärke auf 21 Sitze vergrößert war.

Beim zweitgrößten Ortsteil Altingen bleibt es bei vier Sitzen. Breitenholz als kleinstes der sechs Dörfer schickt wieder einen Vertreter in den Gemeinderat. Auch bei Poltringen und Reusten bleibt es bei drei beziehungsweise zwei Räten. Lediglich Pfäffingen hat künftig nur noch drei und damit einen Vertreter weniger am Ratstisch sitzen als bisher. Wobei dem drittgrößten Ortsteil nach der bisherigen Regel auch nur drei Sitze zustanden; der eine mehr im noch amtierenden Gremium war einem Ausgleichsmandat geschuldet. Nur Entringen als größter Ammerbucher Ortsteil hat nun mit neun Rätinnen und Räte – zwei mehr als bisher und sogar drei mehr als bisher garantiert – ein deutliches Übergewicht.

Fast doppelt so viele Frauen

Eine deutliche Veränderung ergab die Wahl beim Geschlechterverhältnis. Die Zahl der Frauen hat sich von bisher vier auf jetzt sieben beinahe verdoppelt. Wobei mit den wiedergewählten Rätinnen Sabine Kappeler und Ulrike Stahl sowie den Neueinsteigerinnen Stefanie Nowak, Sara Kugel und Sarah Schmid allein fünf der Bürgervertreterinnen die GAL stellt. In der CDU verlor die bisherige Breitenhölzer Vertreterin Bettina Rudischer ihren Sitz. Die FWV bleibt ohne Frau in ihren Reihen. Dafür wurde die auf der BWV-Liste an Platz eins gesetzte Astrid Bachofer gewählt. Und bei der SPD hat die nicht mehr angetretene Ulla Kloos in Cora Strobel eine Nachfolgerin.

Gewinner der neuen Wahlmodus sind eindeutig die Wähler. Ihr Willen kommt jetzt besser zum Zug. Obwohl die Zahl der Wähler im Vergleich zu 2014 von 5090 auf 6159 stieg, gab es mit 121 deutlich mehr komplett ungültige Stimmzettel als die 300 von vor fünf Jahren. Auch die Zahl der Fehlstimmen nahm erheblich ab: Bei der Gemeinderatswahl 2014 waren es noch 17 157, am vergangenen Sonntag dagegen nur 14 537.

So haben sich mit der Wahl 2019 nicht nur die Befürchtungen wegen des Ortsproporzes als falsch erwiesen. Sie hat auch gezeigt, dass der Bürger als Souverän von der Abschaffung der unechten Teilortswahl profitiert.

Werner Schray statt Robert Gimmel im Rat

Werner Schray, 59, Polizeibeamter BWV, 1941

Werner Schray, 59, Polizeibeamter BWV, 1941

Ammerbuchs Gemeindewahlausschuss hat am Mittwoch die Gesamtergebnisse der Kommunalwahl geprüft. Wie Ammerbuchs Hauptamtsleiterin Gretel Rauscher am gestrigen Freitag auf TAGBLATT-Nachfrage sagte, wurde dabei festgestellt, dass bei der Gemeinderatswahl insgesamt sechs Stimmzettel, die von den Wahlvorständen für ungültig erklärt waren, als gültige Stimmzettel zu werten sind. Die Wertung sei mit der Kommunalaufsicht beim Landratsamt Tübingen abgestimmt.

Dadurch erhöht sich die Anzahl der insgesamt abgegebenen Stimmen von 118 130 auf jetzt 118 299. Außerdem ergibt sich bei der Bürgerlichen Wählervereinigung BWV eine Verschiebung der Rangfolge. Anstelle von Robert Gimmel zieht Werner Schray mit zwei Stimmen Vorsprung in den Gemeinderat ein. Vor der Nachzählung hatte Gimmel fünf Stimmen mehr als der viertplatzierte Schray. Beide BWV-Kandidaten gehören bereits bisher dem Gemeinderat an.

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Erstellt:
31.05.2019, 19:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 31.05.2019, 19:00 Uhr

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