Sudhaus · Tübingen

Ein Baggerballett für den neuen Saal

Mit einem originellen Fest und einer Herausforderung fürs TAGBLATT feierte das Sudhaus den Beginn der Arbeiten für den langersehnten Anbau.

10.05.2019

Von Sabine Lohr

Der Bagger hat hier noch eine Menge Arbeit vor sich: Neben dem alten Sudhaussaal (links) entsteht ein neuer. Zum Auftakt der Bauarbeiten tanzte der Bagger zur Elektro-Musik von Thomas Maos. Bild: Ulrich Metz

Der Bagger hat hier noch eine Menge Arbeit vor sich: Neben dem alten Sudhaussaal (links) entsteht ein neuer. Zum Auftakt der Bauarbeiten tanzte der Bagger zur Elektro-Musik von Thomas Maos. Bild: Ulrich Metz

Es quietschte, schepperte, wummerte und hämmerte am Mittwochabend in schrägen, schrillen, lauten Tönen vor der Peripherie des Sudhauses, als Thomas Maos dort mit seiner Elektrogitarre den Tanz des Baggers begleitete oder auch vorgab und Baggerfahrer Ernst Flad mit sichtlichem Spaß den Arm und die Schaufel des schweren Geräts so anmutig, wie Bagger es eben können, tanzen ließ.

Der Bagger und die gut 150 Wurstwecken und Chili mampfenden Gäste hatten allen Grund zu feiern: Endlich, nach zehn Jahren, bekommt das Sudhaus seinen Anbau, wird vergrößert durch einen Saal, in dem bis zu 800 Gäste einen (Steh-)Platz finden, der ausgestattet ist mit beweglichen Tribünen, modernster Ton- und Lichttechnik und einer mobilen Bühne. Über 7 Millionen Euro kostet die Erweiterung.

Vor zehn Jahren schon seien sich alle im Gemeinderat einig darüber gewesen, dass das Sudhaus dringend eine Erweiterung brauche, sagte Oberbürgermeister Boris Palmer. Dass es dann aber noch zehn Jahre bis zum Baggerbiss gebraucht habe, erklärte er mit den vielerlei Misslichkeiten und Unwägbarkeiten. Zuerst, vor zehn Jahren, war kein Geld da, es herrschte Konjunkturflaute, ein Saalanbau war schlicht nicht drin.

Als es wieder aufwärts ging, grätschten das Lärmschutzrecht und die Nachbarn zwischen die Pläne. Nach vielen Gesprächen habe er Zugeständnisse gemacht: Eine Lärmschutzwand für die Pausen werde gebaut, die Lärmschutzdämmung verstärkt, nach den Veranstaltungen werden Ordnungskräfte patrouillieren, das Sudhaus dürfe nur noch zehn Vollmondpartys im Jahr feiern und schließlich werde auch noch eine Parkbucht-Rampe mit rund 130 Plätzen für Autos gebaut.

Als die Nachbarn schließlich verbindlich erklärt hatten, dass keiner von ihnen klagen würde und nun endlich alles geklärt war, war es wieder das Geld, das der Sache in die Quere kam. Auf der Ausschreibung der Bauarbeiten hatten sich nur Firmen beworben, die unverhältnismäßig viel Geld wollten. Verwaltung und Gemeinderat beschlossen, ein Jahr zu warten und dann die Arbeiten noch einmal auszuschreiben. Jetzt kamen reelle Angebote. Und wenn nun alles so läuft, wie es laufen sollte, ist in zwei Jahren der neue Saal fertig.

„Ich wünsche mir, dass die Derendinger die Halle annehmen, denn sie eignet sich auch gut als Stadtteilhalle“, sagte Palmer. Und der überglückliche Sudhaus-Geschäftsführer Adalbert Sedlmeier, der, anders als manche im Verein, immer an den Anbau geglaubt hatte, bestätigte: „Wir bieten die Halle allen an, wir haben weit geöffnete Türen.“ Fürs Sudhaus jedenfalls sei der Baggerbiss nun ein „großer Moment“, weshalb er seine Rede beschränken wolle auf ein „Endlich!“

Mit der Baustelle verabschiedet sich die Comedy-Stube bis November, was Palmer, immer wieder Zielscheibe von Helge Thun, Jakob Nacken und Udo Zepezauer, sehr bedauerte. Zum Trost gaben die drei eine kleine Baustellenbeginn- und Comedy-Stube-Abschiedsvorstellung. Brüller des Abends: Helge Thun und Jakob Nacken, die sich über Palmers Facebook-Eskapaden lustig machten. „Ich sag mittlerweile, wenn ich unterwegs bin, gar nicht mehr, dass ich aus Tübingen komm. Ich sag immer, ich bin aus Reutlingen, da bin ich sicher“, so Thun. Es sei wie früher, als er Ende der 1980 Austauschschüler in den USA gewesen sei. Wenn damals jemand erfahren habe, dass er aus Deutschland sei, hieß es fast immer: „Oh, you are from germany, so how do you like Hitler?“ Nicht, dass er jetzt Boris Palmer mit . . . nein, also wirklich nicht. „Aber es geht ums Prinzip, der Mechanismus ist der gleiche. Immer, wenn ich versuche, Palmer zu verteidigen und sage, ja, aber als Oberbürgermeister macht er einen guten Job, Kita-Ausbau und Fahrradwege, hab ich das Gefühl, ich sag, ja, aber er hat auch die Autobahn gebaut.“

Um Palmer dazu zu bewegen, sein Facebook-Fasten zu unterbrechen, müsse man etwas machen, auf das er unbedingt posten müsse. Etwa einen Hitler-Vergleich. „Hatten wir doch, perfekt!“ fand Thun. Aber ob das TAGBLATT das jetzt auch schreibe?

Programm trotz Baustelle

Der kleine Saal, die Peripherie und der Biergarten haben während der Bauarbeiten geöffnet und werden bespielt. Der große Saal bleibt zunächst bis Oktober geschlossen, ist dann bis April 2020 wieder bespielbar und schließt erneut bis zum Ende der Bauarbeiten, das für Oktober 2020 geplant ist. Einige Veranstaltungen weichen aus, in die Stiftskirche oder ins Sparkassen Carré.

Zum Dossier: Sudhaus Erweiterung

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Erstellt:
10.05.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 09sec
zuletzt aktualisiert: 10.05.2019, 01:00 Uhr

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