Tübingen · Vandalismus

Farbangriff auf Autohaus Seeger: Giften gegen Daimler

Das Autohaus Seeger in der Tübinger Schaffhausenstraße wurde beschmiert. Es gibt erneut ein Bekennerschreiben, das auf der linken Plattform „Indymedia“ aufgetaucht ist.

21.01.2020

Von Moritz Hagemann

Weil die Fensterprofile pulverbeschichtet und entsprechend aufwändig zu reinigen sind, ist der Sachschaden umso höher. Bild: Autohaus Seeger

Weil die Fensterprofile pulverbeschichtet und entsprechend aufwändig zu reinigen sind, ist der Sachschaden umso höher. Bild: Autohaus Seeger

Auf der Überwachungskamera sei der Täter zu sehen, erzählt Martin Häcker. „Aber halt leider vermummt.“ Der Geschäftsführer des Tübinger Autohauses Seeger in der Schaffhausenstraße weiß nicht, wer seine Fassade am späten Sonntagabend um 23.54 Uhr mit Bitumenfarbe bespritzt hat.

Im Netz ist nun auf der linken Plattform „Indymedia“ ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Unter der Überschrift „#riseup4rojava“ bekennen sich Unbekannte zu dem Angriff, der in jener Nacht durchgeführt worden sei, in der sich der Angriff der türkischen Armee auf Afrin zum zweiten Mal jährte. „Die Aktion richtet sich ausdrücklich nicht gegen die Menschen, die bei der Tübinger Niederlassung arbeiten, sondern gegen die Beteiligung des Konzerns am Krieg gegen Rojava“, heißt es im Schreiben.

Darin ist davon die Rede, dass die von der Daimler AG gelieferten Militär-Unimogs und Actros Panzertransporter „aktuell in Erdogans Krieg“ gegen die Kurden eingesetzt würden. Außerdem versorge ein Mercedes Spezialtanker die türkische Luftwaffe mit Treibstoff.

„Wir sind ein Familienunternehmen und keine Niederlassung mit Werkszugehörigkeit“, sagt Häcker. Die Daimler AG unterstütze sein Unternehmen finanziell nicht. Seine Tübinger Firma nur aufgrund ihres Servicevertrages mit Mercedes mit dem Konzern gleichzusetzen, sei daher „absoluter Schwachsinn“. Auf über 10000 Euro belaufe sich wohl der Schaden. Zudem wolle die Versicherung nicht für Vandalismus-Schäden aufkommen, so Häcker.

Im Bekennerschreiben wird auf eine ähnliche Tat verwiesen: In Berlin-Kreuzberg waren im November 26 Glasscheiben einer Mercedes-Benz-Niederlassung eingeschlagen worden. Zudem hatten Unbekannte den Schriftzug „Fight 4 Rojava“ an die Fassade gesprüht. Auch sie hatten sich über „Indymedia“ anonym bekannt.

Auf jener Plattform waren auch die Bekennerschreiben zum Anschlag auf die Tübinger TOS-Gemeinde sowie zur Zerstörung zweier Ticketautomaten der Bahn in Derendingen und Tübingen West aufgetaucht. Alle genannten Taten in der Region ereigneten sich im Zeitraum von 27. Dezember bis zur Nacht vom 19. auf den 20. Januar. Diese regionale Häufung von Taten mit Bekennerschreiben ist ungewöhnlich, so ein Reutlinger Polizeisprecher.

Im Falle der Automaten ermittelt wegen einer Bahnsache die Bundespolizei, das Reutlinger Präsidium ist für die TOS und das Autohaus Seeger verantwortlich. „Mögliche Tatzusammenhänge sind immer Gegenstand der Ermittlungen“, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag auf Nachfrage. Das Bekennerschreiben zum Seeger-Angriff werde geprüft, noch gebe es keine Hinweise. Die Verantwortung für den TOS-Anschlag hatte eine „Feministische Autonome Zelle“ übernommen.

Info Zeugen der Tat beim Autohaus Seeger sollen sich unter 07071/972-8660 bei der Polizei in Tübingen melden.

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Erstellt:
21.01.2020, 19:32 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 21.01.2020, 19:32 Uhr

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