Tübingen · Kriminalität

Unbekannte beschädigen Ticketautomaten

Kurz nach Weihnachten wurden die Fahrkarten-Automaten in Derendingen und Tübingen West unbenutzbar gemacht. Es gibt ein Bekennerschreiben, das wohl aus der linken Szene stammt.

07.01.2020

Von Moritz Hagemann

In der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember 2019 haben Unbekannte die Ticketautomaten an den Bahnhöfen in Derendingen und Tübingen West beschädigt. Das gaben die mutmaßlichen Täter in einem über das Internetportal „tueinfo.org“ sowie die Plattform „Indymedia“ veröffentlichten Bekennerschreiben bekannt. Demnach sei der Automat am Westbahnhof im Juli als „Testlauf“ schon einmal angegriffen worden.

Nun wurde am Derendinger Automaten mit Brennpaste und Anzündwürfel das Tastenfeld für Kartenzahlung mit Feuer beschädigt, am Tübinger Westbahnhof wurden die Schlitze für Geld und Geldkarten mit Sekundenkleber verklebt sowie Display, Automatennummer und Rufnummer mit Sprayfarbe verdeckt. Die Bundespolizei ermittelt, wie sie auf Nachfrage mitteilt, wegen des Derendinger Automaten. An diesem Automaten sei ein Sachschaden von knapp 500 Euro verursacht worden. In Tübingen West hat die Bundespolizei dagegen keine Straftat registriert.

Landespolizei hinzugezogen

Auch das anonyme Bekennerschreiben, das am 1. Januar veröffentlicht wurde, ist der für die Deutsche Bahn zuständigen Bundespolizei bekannt, so ein Sprecher. Die Landespolizei sei hinzugezogen worden, weil es wohl um eine politisch motivierte Straftat aus der linken Szene gehe. „Die Täter sind bislang nicht bekannt“, sagt der Sprecher. Er dürfe sich nicht weiter zu den Ermittlungen äußern.

Durch ihre Tat, so heißt es in dem Bekennerschreiben, sei „ein direkter Effekt auf den Alltag von Menschen“ erkennbar, weil diese keine Tickets mehr kaufen müssten und sich die kostenfreie ÖPNV-Nutzung positiv auf das Klima auswirke. Es sei eine Absurdität, dass das Wissen um die Klimakrise weit verbreitet und und auch in der staatlichen Politik in aller Munde sei, „aber ganz offensichtliche, konkrete Maßnahmen wie die kostenlose Nutzbarkeit von ÖPNV – welcher ja für viele Menschen sogar notwendig ist, um in diesem System zu funktionieren, zum Beispiel sich zwischen Arbeitsplatz und Wohnort zu bewegen – nicht getroffen werden“. In dem langen Schreiben erklären die Verfasser, dass Mobilität ein Grundrecht sei und weder viel Geld kosten, noch in verschiedenen Regionen unterschiedlich ausgebaut sein dürfe.

Keine weiteren Fälle

Der ticketfreie Samstag in Tübingen erscheint den Verfassern „wie ein weiteres grünes Feigenblatt, das den rechten Hetzer Boris Palmer und die angebliche Ökostadt Tübingen gut aussehen lassen“. Dabei setzt sich Palmer mit Nachdruck für einen ticketfreien Nahverkehr in Tübingen ein.

Doch die Verfasser halten es für „ironisch“, die Samstagsfahrt zum Shoppen zu finanzieren, nicht aber den täglichen Weg zur Arbeit. Doch diese Mobilität brauche es, „um in der kapitalistischen Gesellschaft zu überleben“. Daher, so heißt es, wolle man die Sache selbst in die Hand nehmen und beginnen, das ticketfreie Fahren „praktisch umzusetzen“.

Nach Angaben der Bundespolizei ist es jedoch nach den Taten in der Nacht nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag nicht mehr zu Beschädigungen von Automaten gekommen – obwohl in dem Bekennerschreiben zur Nachahmung aufgefordert wird: „Wir haben keine Kenntnis, dass seither ähnliche Fälle begangen worden sind“, so der Sprecher.

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Erstellt:
07.01.2020, 18:43 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 28sec
zuletzt aktualisiert: 07.01.2020, 18:43 Uhr

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