Tübingen

UKT startet T-Zell-Impfstudie gegen das Coronavirus

Mit einem unter der Regie von Prof. Hans-Georg Rammensee entwickelten Impfstoff hat das Tübinger Universitätsklinikum eine Studie begonnen. Der erste Proband wurde am Montag bereits geimpft.

01.12.2020

Von ST

An der Tübinger Uniklinikum begann eine eigene Impfstoff-Studie. Bild: UKT

An der Tübinger Uniklinikum begann eine eigene Impfstoff-Studie. Bild: UKT

Wie das UKT einer Pressemitteilung erklärt, ziele der durch die Abteilung für Immunologie der Uni Tübingen konzipierte Impfstoff „CoVAC1“ hochspezifisch auf die Stimulierung einer T-Zell-vermittelten Immunantwort gegen SARS-CoV-2 ab. So können etwa auch Krebspatienten vor dem Coronavirus geschützt werden. Andere Impfstoffe gegen das Coronavirus, die derzeit medial breit diskutiert werden, basieren auf der ebenfalls in Tübingen von Ingmar Hoerr und Curevac entwickelten mRNA-Technologie.

Die Zulassung der Studie durch das Paul-Ehrlich-Institut erfolgte bereits in der Vorwoche, auch die Ethikkommission hat grünes Licht gegeben. Es werden zunächst gesunde Probanden zwischen 18 und 55 Jahren geimpft, am Montag war der erste Proband dran. Primäres Ziel der Impfung ist die Aktivierung, sogenannt Induktion, einer starken und langanhaltenden T-Zell-Antwort gegen SARS-CoV-2, die im Falle einer Infektion die gefürchteten schweren Verläufe der Covid-19-Erkrankung verhindern soll. „Soweit uns bekannt ist, ist das der erste Impfstoffkandidat, der primär auf die Aktivierung von T-Zellen abzielt“, wird Studienleiterin Juliane Walz von der KKE Translationale Immunologie der Medizinischen Klinik des UKT zitiert.

Die Idee für den neu entwickelten Impfstoff kommt aus der Krebsimmuntherapie, einem der Hauptforschungsschwerpunkte der Tübinger Immunologen. Seit vielen Jahren arbeitet das Team um Prof. Dr. Hans-Georg Rammensee an der Entwicklung sogenannter therapeutischer Peptidimpfungen für Krebspatienten. „Als Peptide werden kurze Eiweiße bezeichnet, die auf der Oberfläche von Tumorzellen, aber auch auf Virus befallenen Zellen dem Immunsystem und hier speziell den T-Zellen präsentiert werden“, erklärt Rammensee in der Mitteilung die biologischen Prozesse, „dies ermöglicht dem Immunsystem, fremde Zellen zu erkennen und diese zu eliminieren“. Rammensee hatte bereits im Mai einen Impfstoff entwickelt und an sich getestet.

UKT startet eigene Impfstudie gegen Coronavirus
© UKT/ST 04:10 min
Das Tübinger Universitätsklinikum hat unter Prof. Hans-Georg Rammensee einen Impfstoff konzipiert, der auf die Stimulierung einer T-Zell-vermittelten Immunantwort gegen SARS-CoV-2 abzielt. Er kommt dadurch etwa speziell für Krebspatienten in Frage. Das UKT stellte Bildmaterial sowie Zitate von Studienleiterin Dr. Juliane Walz und dem ersten geimpften Probanden zur Verfügung. Video: Immanuel Reimold / Schnitt: ST.

Neben dem direkten Angriff von Tumor- beziehungsweise Virus-befallenen Zellen unterstützen T-Zellen die Antikörperbildung. „Impft man solche Peptide zusammen mit einem geeigneten Immunstimulator, einem sogenannten Adjuvanz, können T-Zellen gezielt gegen Tumorzellen, aber eben auch gegen virusbefallene Zellen aktiviert werden“, beschreibt Walz den Vorgang. Auch das für die Impfstudie verwendete Adjuvanz XS15 wurde in Tübingen federführend von Forschern um Rammensee entwickelt.

Dass die T-Zellen eine bedeutende Rolle bei der Covid-19-Erkrankung spielen, wurde von der Arbeitsgruppe von Juliane Walz kürzlich im Fachjournal Nature Immunology beschrieben. Diese Arbeiten bilden auch die Grundlage für die nun beginnende Studie. „Genau die Peptide, von denen wir wissen, dass sie eine bedeutende Rolle bei der Langzeitimmunität nach natürlicher SARS-CoV-2-Infektion spielen, werden nun im CoVAC-1 Impfstoff eingesetzt“, erklärt Walz. „Darüber hinaus birgt ein rein auf die T-Zellaktivierung ausgelegter Impfstoff auch nicht die theoretische Gefahr einer sogenannten Antikörper-vermittelten Krankheitsverstärkung.“

Prof. Hans-Georg Rammensee. Archivbild: Ulrich Metz

Prof. Hans-Georg Rammensee. Archivbild: Ulrich Metz

Das mediale Augenmerk liegt derzeit naturgemäß auf den weiter fortgeschrittenen Entwicklungen von Impfstoffen, für welche zeitnah mit einer Zulassung zu rechnen ist. „In Anbetracht der rasanten Entwicklung ist aber noch unklar, ob ein und gegebenenfalls welcher Impfstoff für welche Personengruppe, etwa für ältere oder vorerkrankte Menschen, einen optimalen Schutz bietet und die bestmögliche Verträglichkeit zeigt. Am Uniklinikum wollen wir mit unserer Entwicklung dieses neuartigen Impfstoffkonzepts einen Beitrag leisten und möglicherweise erforderliche Alternativen schaffen“, lässt sich Prof. Dr. Helmut Salih zitieren, in dessen Abteilung der Impfstoff erprobt wird.

Weitere Informationen gibt es hier.

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Erstellt:
01.12.2020, 16:37 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 01.12.2020, 16:37 Uhr

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