Nach tödlicher Messerattacke
Tübingens Bürgermeisterin Harsch: „Völlig verdrehte Debatte“
Bürgermeisterin Daniela Harsch kritisiert den Dreh der Diskussion um den Tod eines jungen Gambiers in Tübingen. Der Schwerpunkt der Debatte drohe das Opfer zum Täter zu machen.

Freunde des Getöteten haben Kerzen an einem Strauch im Alten Botanischen Garten aufgestellt. Archivbild: Jonas Bleeser
In der Debatte um den angemessenen Umgang mit dem tödlichen Messerangriff auf einen jungen Gambier im Alten Botanischen Garten hat sich Tübingens Bürgermeisterin Daniela Harsch mahnend zu Wort gemeldet. „Wir erleben nun eine völlig verdrehte Debatte, die das Opfer zum Täter zu machen droht“, schreibt Harsch, im Tübinger Rathaus unter anderem für Ordnung und Soziales verantwortlich, öffentlich bei Facebook.
„Die Tat hat unsere Stadt schockiert – und sehr schnell wurden viele vermeintliche Schlussfolgerungen gezogen“, so Harsch: Die Polizei habe „beeindruckende Arbeit geleistet“, der Tatverdächtige wurde nur einen Tag später festgenommen. „Für mich war es selbstverständlich, auf die Ergebnisse der Polizei zu warten.“ Über einer Phase, in der der Freundeskreis und die Familie des Getöteten voller Trauer seien, liege nun „die Diskussion über die Herkunft des Getöteten und seine Vergangenheit“, schreibt Harsch: „Ich hätte mir das anders gewünscht – auch wenn das nicht bedeutet, beispielsweise Vorstrafen zu verschweigen.“
Der Dreh der Diskussion in Richtung möglicher Verfehlungen des Opfers mache sie, so Harsch, „fassungslos und müde. Ein junger Mensch wurde getötet und die Frage des ‚Warum‘ sollte zuallererst zum Täter führen und keinesfalls zum Opfer.“ Dem Freundeskreis und den Angehörigen des Opfers spricht sie ihr Beileid aus.