Tübinger OB-Wahl

SPD will „überzeugende Persönlichkeit“ – Harsch und auch Federle (CDU) sagen ab

Das Rennen um den Tübinger OB-Posten nimmt Fahrt auf. Nun hat der SPD-Ortsverein seine Pläne untermauert, eine Kandidatin oder einen Kandidaten ins Rennen schicken zu wollen – Sozialbürgermeisterin Daniela Harsch ist es nicht. Auch Lisa Federle erteilt einer möglichen CDU-Kandidatur eine Absage.

28.01.2022

Von itz/slo

Wer zieht ein ins Tübinger Rathaus? Bild: Lisa Fischer

Wer zieht ein ins Tübinger Rathaus? Bild: Lisa Fischer

In einer Pressemitteilung kritisiert der SPD-Ortsverein den Amtsinhaber Boris Palmer für seine „inszenierten Tabubrüche“, wie der Vorsitzende Florian Burkhardt zitiert wird. Es widerspreche der Aufgabe des Stadtoberhauptes, „die Grenzen des Sagbaren zu verschieben und die Stadt damit zu spalten“. Palmer streue gezielt Provokationen, wird außerdem die andere Vorsitzende Andrea Le Lan zitiert. Deshalb, so heißt es in der Mitteilung, sei man in der SPD verwundert über Äußerungen der Wählerinitiative für Boris Palmer.

„Für die Tübinger SPD ist deshalb klar: Tübingen braucht nach 16 Jahren den Wechsel und einen neuen Politikstil, 24 Jahre Boris Palmer sind keine Option“, heißt es weiter. Deshalb will die SPD eine „überzeugende Persönlichkeit“ vorschlagen, „die für Tübingerinnen und Tübinger aller Parteien und Gruppierungen eine echte Alternative zu Boris Palmer sein kann“.

Pikant: Ausgerechnet Palmer postete am Freitagmorgen über Facebook einen internen Mitgliederbrief des SPD-Ortsvereins vom Donnerstag. Er sei nicht erstaunt, dass Palmer diesen Brief öffentlich machte, sagte Burkhardt dem TAGBLATT. „Das ist das Bild, das er in den letzten 16 Jahren immer wieder zeigte.“

Im Brief heißt es, dass eine Findungskommission um den Bundestagsabgeordneten Martin Rosemann und die Landtagsabgeordnete Dorothea Kliche-Behnke seit April eine Person gesucht habe, „der wir zutrauen, diese Wahl zu gewinnen“. Diese Suche sei nun erfolgreich abgeschlossen.

Allerdings bittet der Ortsverein seine Mitglieder auch noch um etwas Geduld, da noch letzte Details zu klären seien. Einen Namen nennt der Ortsverein nicht. Auf Nachfrage wollte Burkhardt Namen weder bestätigen, noch dementieren. Beispielsweise den von Tübingens Sozial- und Kulturbürgermeisterin Daniela Harsch, der von vielen Seiten die Nachfolge Palmers zugetraut wird.

Harsch (SPD) und Federle (CDU) sagen ab

Harsch jedoch steht nicht für eine Kandidatur zur Verfügung. „Ich weiß, dass es von außen immer wieder diese Erwartung gab“, sagte sie dem TAGBLATT. Wenn sie mal Kritik an Palmer geäußert habe, dann sei das immer sachlich gewesen, „ich habe nicht drei Jahre meine Bewerbung vorbereitet“. Eine solche sei für sie von Beginn an eigentlich nicht in Frage gekommen. Zumal das Trio an der Verwaltungsspitze um Palmer, Harsch und Baubürgermeister Cord Soehlke so vertrauensvoll zusammenarbeite, dass die Kandidatur eines Duos aus diesem Trio mit dem damit verbundenen Wahlkampf „keiner Verwaltung, keiner Stadt zuzumuten ist“, sagte Harsch – Palmer ist zumindest noch bis Januar 2023 im Amt.

Verzichtet auf eine Kandidatur: Daniela Harsch. Archivbild: Ulrich Metz

Verzichtet auf eine Kandidatur: Daniela Harsch. Archivbild: Ulrich Metz

Andere Parteien arbeiten indes ebenfalls an einer möglichen Palmer-Nachfolge: So hat die CDU bei der Pandemiebeauftragten Lisa Federle angefragt. Und sich eine Abfuhr abgeholt. „Ich könnte sonst meinen Beruf nicht mehr ausüben“, sagte Federle dem TAGBLATT. „Und an dem hänge ich.“

Info Die OB-Wahl in Tübingen findet in diesem Jahr am Sonntag, 23. Oktober, statt, eine eventuell notwendige Neuwahl (zweiter Wahlgang) am Sonntag, 13. November. Die Stellenausschreibung erscheint am 22. Juli. Kandidatinnen und Kandidaten können ihre schriftliche Bewerbung für die Wahl zwischen dem 23. Juli und dem 26. September (18 Uhr) einreichen. Die Amtszeit des künftigen Tübinger Stadtoberhaupts beginnt am 11. Januar 2023.

Palmer hat schon rund 77.000 Euro gesammelt

Es wird immer wahrscheinlicher, dass Amtsinhaber Boris Palmer erneut kandidiert – und zwar als unabhängiger, parteiloser Kandidat. Durch seine Crowdfunding-Aktion hat Palmer nach eigenen Angaben binnen weniger Tage bereits 77.094 Euro an Spenden für einen möglichen Wahlkampf erhalten. 100.000 Euro sind das Ziel. 732 Tübingerinnen und Tübinger sowie 97 Nicht-Wahlberechtigte aus dem Landkreis haben außerdem über die Wählerinitiative ihre Unterstützung für den 49-Jährigen bekundet – darunter unter anderem Ex-Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin von der SPD.

Bislang ist namentlich einzig Weilheims Ortsvorsteherin Ulrike Baumgärtner im Rennen als Oberbürgermeisterin. Sie muss sich jedoch zunächst der Urwahl der Grünen stellen, wobei bislang keine andere Kandidatin oder kein anderer Kandidat der Grünen bekannt ist. Amtsinhaber Palmer hatte bereits vor einigen Tagen angekündigt, sich aufgrund des Parteiausschlussverfahrens nicht an der Urwahl beteiligen und auf eine mögliche Unterstützung der Grünen verzichten zu wollen. Dennoch schlossen sich auch einige Grünen-Mitglieder der Wählerinitiative pro Palmer an.

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Erstellt:
28.01.2022, 10:27 Uhr
Aktualisiert:
28.01.2022, 11:56 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 03sec
zuletzt aktualisiert: 28.01.2022, 11:56 Uhr

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