Tübingen/Reutlingen
Nutzlose Beatmungsgeräte beschafft? Land weist Vorwürfe zurück
Klinikärzte kritisieren eine „Fehlbeschaffung“ für 53 Millionen Euro als Notfallreserve. Das Ministerium wehrt sich gegen Vorwürfe.
Klinikärzte in Baden-Württemberg haben die als Notfallreserve angeschafften Beatmungsgeräte aus China im Wert von 53 Millionen Euro als Fehlbeschaffung kritisiert. Kaum eines der 1000 Geräte für Intensivstationen sei in den 121 Kliniken eingesetzt worden, sie seien weit entfernt von modernen technischen Standards. „Wir werden sie nie benutzen, aber sie kosten weiterhin Geld, weil sie gewartet werden müssen“, sagte Helene Häberle, Leitende Oberärztin an der Tübinger Universitätsklinik der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“. Der Ärztliche Direktor der Kreiskliniken Reutlingen, Friedrich Pühringer, sprach von „unsinnigen Geräten“. Da sei Geld aus dem Fenster geschmissen worden. SPD-Partei- und Fraktionschef Andreas Stoch sprach von einem „Beatmungsgeräte-Gau“ von Sozialminister Manfred Lucha (Grüne).
Das Ministerium wies die Vorwürfe zurück. „Wir haben in einer absoluten Krisensituation auf einem zusammengebrochenen Markt mitten zu Beginn der Pandemie Hilfsgüter beschafft, um Menschenleben zu retten. Auf dem deutschen Markt waren damals keine deutschen invasiven Beatmungsgerate verfügbar“, sagte eine Sprecherin. „Wir möchten gerne wissen, was los gewesen wäre, wenn wir nicht genügend Beatmungsgeräte zur Verfügung gehabt hätten.“
Einzelne Geräte im Einsatz
Es seien einzelne Geräte in Krankenhäusern im Südwesten zum Einsatz gekommen. „Wir können deshalb nicht nachvollziehen, wie es zu der Einschätzung kommt, die Geräte seien unbrauchbar“, sagte die Sprecherin. Niemand wisse, wie sich die Pandemie weiter entwickeln werde. „Wir sind deshalb sehr froh, dass wir die Geräte haben.“