Schwörtag in Reutlingen

Mittelaltermarkt im Volkspark: Bauchtanz und Schwertkampf

Am Wochenende herrschte im Volkspark ein buntes Treiben. Für Gewandete und Gäste war der Mittelaltermarkt die erste Veranstaltung seit langem.

18.07.2021

Von Uschi Kurz

Ein Schwertkampf ist eine schweißtreibende Sache: Die Ausrüstung wiegt bis zu 40 Kilogramm.Bild: Horst Haas

Ein Schwertkampf ist eine schweißtreibende Sache: Die Ausrüstung wiegt bis zu 40 Kilogramm.Bild: Horst Haas

Seyed Willkommen! Ob Händler, Schausteller oder Gäste – die Freude über das mittelalterliche Treiben anlässlich des Schwörwochenendes in Reutlingen war ihnen allen anzumerken. Wer „gewandet“ – also im mittelalterlichen Outfit – um Einlass in den von Zelten belagerten Volkspark bat, bekam einen Preisnachlass, die Nichtgewandeten bezahlten ohne zu murren den normalen Obolus.

„Für die meisten ist das die erste Veranstaltung seit langem“, sagt Anja Katz, die mit ihrem Mann Markus zum dritten Mal den mittelalterlichen Markt in Reutlingen organisiert. Auch das Ehepaar hat mit seiner Eventagentur Fabula Corvinus lange auf dieses Wochenende hingefiebert und ist überglücklich, dass alles klappt und sogar das Wetter mitspielt. 1500 Personen dürfen aufgrund der Coronaverordnung zeitgleich auf das Gelände – eine Zahl, die nie ganz ausgeschöpft wurde.

50 Händler und 22 Lagergruppen sorgen für mittelalterliches Flair. Auf ein Bühnenprogramm wurde wegen der Pandemie verzichtet. Dafür gibt es im Park verteilt verschiedene Events. Von Bauchtanz bis Schwertkampf. Gerade werden zwei arme Sünder geteert und gefedert. Hinterher sehen sie aus wie gerupft. Doch echt sind nur die Federn. Für den Teer verwenden die Mittelalterfreaks eine braune Mischung aus Ahornsirup und anderen Ingredienzien: „Alles was klebt und schmiert.“

Hundert Meter weiter klirren Schwerter. Auf einem kleinen gepflasterten Platz ist ein Schaukampf im Gange. Die Kämpfer tragen schwer an ihren Rüstungen. Wie schwer, erklärt Falk Scholz als er sich hinterher mühsam mit Hilfe seiner Frau entkleidet. 35 bis 40 Kilogramm wiegt die Schutzkleidung, neun Kilo allein das Kettenhemd, das aus 20 000 Ringen besteht. Schaukampf, sagt Scholz, der eigentlich anderen das Autofahren beibringt, habe ihn schon immer fasziniert. Seit einigen Jahren lebt er seine Leidenschaft gemeinsam mit Andi Ebinger alias Ritter Hermann aus. Der hat sich gerade eine neue Ausrüstung angeschafft und träumt davon, einmal bei den Weltmeisterschaften im Schwertkampf dabei zu sein. Und sei es nur als „Knappe“. Nach festen Wettbewerbsregeln werden dabei in historischer Ausrüstung mittelalterliche Kämpfe ausgetragen. Die Kämpfe dauern eine Minute. Siegen, erklärt Ritter Hermann, kann man nach Punkten „oder wenn einer umfällt“. Vertrauen in den Gegner ist wichtig, denn die Waffen sind gefährlich und Verletzungen nie ganz ausgeschlossen.

Ein schwarzgewandeter Pestdoktor mit Vogelmaske scharwenzelt vorbei. Wer trotzdem Appetit bekommt, kann sich an Metbier mit Hexenfladen oder an orientalischer Linsensuppe mit aphrodisierenden Gewürzen laben.

OB Thomas Keck hebt die Schwörhand wieder online

Der Reutlinger Oberbürgermeister Thomas Keck hat am Sonntag pandemiebedingt zum zweiten Mal in Folge den traditionellen Schwörtagseid online abgelegt. „Hinter uns liegen Monate der Sorge“, sagte er in seiner Videobotschaft. Nun würden sich endlich die Innenstädte langsam wieder beleben. Die Stadt befinde sich in einer finanziellen Schieflage, Stillstand werde es aber nicht geben. Er bedauerte, dass der Schwörtag ausgerechnet in dem Jahr, als der Brauch in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde, nicht gebührend gefeiert werden kann, und hofft, das 2022 nachholen zu können. Bereits am Freitagabend hatte Landtagspräsidentin Muhterem Aras in der Volkshochschule die Rede anlässlich des Schwörtags gehalten: „Demokratie braucht Vielfalt“.

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Erstellt:
18.07.2021, 19:40 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 18.07.2021, 19:40 Uhr

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