Tübingen · Solidarität

Mahnwache für die Israel-Flagge vor dem Tübinger Rathaus

Der Förderverein für jüdische Kultur kündigt tägliche mehrstündige Wachen vor dem Rathaus an. Oberbürgermeister Boris Palmer will die Fahne in dieser Zeit aufziehen.

13.11.2023

Von Sabine Lohr

Am Freitagmittag hing sie noch, bald soll sie wieder hängen: die Israel-Flagge vor dem Rathaus. Bild: Ronja Engels

Am Freitagmittag hing sie noch, bald soll sie wieder hängen: die Israel-Flagge vor dem Rathaus. Bild: Ronja Engels

Nur zehn Stunden hing am Freitag die Israel-Fahne vor dem Rathaus. Dann wurde sie herabgerissen (wir berichteten). Der Förderverein für jüdische Kultur in Tübingen zeigt sich darüber schockiert. In einem Brief an Oberbürgermeister Boris Palmer bedankt sich der Verein zunächst dafür, dass die Flagge gehisst wurde und auch für die Lichtinstallation, die einen Davidstern und den Aufruf „Nie wieder ist jetzt“ zeigt.

„Dass dieser Akt der Solidarität nicht bei allen Menschen in Tübingen auf Zustimmung stößt – davon sind wir alle ausgegangen“, heißt es in dem Schreiben. Auch dass die Flagge Anfeindungen und der Zerstörung ausgesetzt sein könnte. „Sie hatten es ja befürchtet und wir auch.“

Nur, dass dies innerhalb weniger Stunden geschehen ist – noch bevor es dunkel wurde – das schockiere: „Es schockiert in der Dreistigkeit, in der dies geschehen ist. Es schockiert die persönliche Einstellung der Täter, die sich offenbar ganz bewusst und gezielt herausnehmen, unseren Staat mit Füßen zu treten. Es schockiert die mutmaßliche Haltung – geprägt von Hass auf Juden und Jüdinnen.“ Der Verein kritisiert zudem, dass sich keiner, der auf dem Marktplatz anwesend war, lautstark Widerspruch dagegen erhoben hat. „Dieser Eindruck entsteht zumindest im Blick auf die bisherigen offiziellen Verlautbarungen. Das ist beschämend – für die Augenzeugen und uns alle“, so der Förderverein.

Der Verein will nun ein sichtbares Signal setzen und fordert die Stadt auf, die „geschändete“ Flagge zu ersetzen. Gleichzeitig ruft er zu Mahnwachen vor dem Rathaus auf – montags bis freitags 9 bis 17 Uhr. Während dieser Zeit soll die Flagge gehisst sein. Die erste Mahnwache ist am Mittwoch, 15. November.

Palmer sagte zu, die Israel-Fahne für die Dauer solcher Mahnwachen aufzuziehen. In seiner Antwort schreibt er: „Ich bedaure zutiefst, dass es zu diesem symbolischen Akt der Verachtung und der Erniedrigung Israels in Tübingen kommen konnte. Die Umstände stimmen mich so bedenklich wie Sie auch.“ Und er begrüßt die aktive, solidarische Aktion in Form einer Mahnwache. ST

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Erstellt:
13.11.2023, 14:44 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 13.11.2023, 14:44 Uhr

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