Rottenburg

Karosserie-Werkstatt im Gewerbegebiet Siebenlinden brannte aus

Der Rottenburger Karosseriebetrieb Jocco stand in der Nacht zum Montag in Flammen. Die Feuerwehr war stundenlang im Einsatz bei der Halle, in der auch Gasflaschen lagerten.

21.06.2021

Von Philipp Koebnik

Über ein Drehleiterfahrzeug löschte die Abteilung Stadtmitte den Brand in einem Karosseriebetrieb im Gewerbegebiet Siebenlinden. Bild: Ulmer

Über ein Drehleiterfahrzeug löschte die Abteilung Stadtmitte den Brand in einem Karosseriebetrieb im Gewerbegebiet Siebenlinden. Bild: Ulmer

Die Rauchentwicklung war so stark, dass die Polizei die angrenzende Osttangente nach eigener Aussage für kurze Zeit sperren musste, weil sie Verkehrsbehinderungen befürchtete. Aus ungeklärter Ursache war am Sonntagabend im Rottenburger Karosseriebetrieb Jocco im Gewerbegebiet Siebenlinden ein Feuer ausgebrochen.

Montagfrüh um 0.14 Uhr war die Feuerwehr alarmiert worden. Als sie bei der Firma eintraf, stand der Gebäudeteil mit der Werkstatt „vollständig in Flammen“ und Scheiben waren geplatzt, so Buess, der selbst vor Ort war. „Das muss mindestens schon zwei Stunden vor sich hingekokelt und sich entwickelt haben“, sagte Buess dem TAGBLATT, wobei es sich aber um eine vage Schätzung handle.

Eine Gefahr, dass das Feuer auf benachbarte Gebäude überspringen könnte, bestand Buess zufolge nicht, da überall genügend Abstand geherrscht habe. Eher hätten die Flammen die übrigen Gebäudeteile erreicht, doch das konnten die Feuerwehrleute verhindern. Der Bereich, wo die Mitarbeiter spachteln und lackieren, sei lediglich etwas verraucht gewesen, weil eine Tür offen gestanden habe. Die Büros seien nicht betroffen.

Sechs Gasflaschen lagerten in der Halle. Eine davon stand im Feuer und barst. Dadurch entstand kurz „ein kleiner Feuerball“, so Buess. Schlimmer sei jedoch ein „Druckbehälterzerknall“. Zu einem solchen kommt es, wenn der eingebaute Schutzmechanismus – eine Berstscheibe bricht und lässt Gas entweichen, bevor die Flasche durch den steigenden Druck zerplatzt – nicht funktioniert. Die übrigen Gasflaschen konnten die Feuerwehrleute rechtzeitig ins Freie bringen und abkühlen, indem sie sie mit Wasser abspritzten.

Die Feuerwehr war mit 13 Fahrzeugen und 67 Einsatzkräften vor Ort. Bild: Ulmer

Die Feuerwehr war mit 13 Fahrzeugen und 67 Einsatzkräften vor Ort. Bild: Ulmer

Die Flaschen enthielten ein Propan-Butan-Gemisch, wie man es auch zum Grillen verwende, sagte Buess. In der Werkstatt diene es als Schutzgas zum Schweißen. Schutzgase sollen vor der Umgebungsluft abschirmen und so vor ungewollten chemischen Reaktionen schützen. Gefährlicher sei etwa Acetylen, das als Ausgangsstoff zur Herstellung wichtiger Grundchemikalien dient: „Einmal erhitzt, beginnt eine interne Zersetzung, die unweigerlich zum Bersten führt“, erklärte Buess. Doch so etwas lagerte nicht in der Halle. Ein 60-Liter-Fass mit Verdünner befand sich „außerhalb des Gefahrenbereichs“.

Es sei kein besonders gefährlicher Einsatz gewesen, zeigte sich der Kreisbrandmeister gelassen. Zumal es keine Personen zu retten gab. „Wir waren nicht so in Eile, dass wir einen überhasteten Innenangriff hätten starten und Einsatzkräfte in Gefahr bringen müssen.“

Der Eigentümer der Firma war in der Nacht auch vor Ort – infolge gesundheitlicher Probleme musste er laut Polizeibericht kurzzeitig medizinisch versorgt werden. Er half der Feuerwehr mit Informationen über das Gebäude und das, was darin lagerte, so Buess.

Laut Kreisbrandmeister Marco Buess waren knapp 70 Einsatzkräfte der Abteilungen Stadtmitte und Kiebingen, die eine Ausrückegemeinschaft bilden, mit 13 Fahrzeugen im Einsatz. Außerdem war ein Spezialfahrzeug mit Atemschutztechnik der Tübinger Wehr vor Ort. Den Brand löschten die Feuerwehrleute mit Hilfe einer Drehleiter über das Dach. Als keine Flammen mehr loderten, begannen sie mit dem Innenangriff, berichtete Buess. Die Feuerwehr entfernte Teile der Decken- und Wandverkleidung, „erst dann haben wir die Einsatzstelle verlassen und an die Polizei übergeben“. Da war es bereits zwischen 3 und 4 Uhr in der Früh. Die Polizei nahm anschließend die Ermittlungen zur Brandursache auf. Den Sachschaden schätzt sie auf 250.000 bis 300.000 Euro.

Viel Rauch: Gesundheitsgefahr für die Anwohner?

Anfangs war die Rauchentwicklung beim Brand in der Maieräckerstraße 21 sehr stark. Bestand dadurch Gefahr für die Gesundheit der Anwohner, wenn diese etwa bei geöffnetem Fenster schliefen? „Immer, wenn man etwas riecht, ist es nicht gesund“, sagt Kreisbrandmeister Marco Buess. Er gibt jedoch zu bedenken, dass die Konzentration von Giftstoffen in der Luft mit zunehmender Entfernung exponentiell abnimmt. Zudem verbrannten keine besonders giftigen Stoffe, sagte Buess. Eine Gesundheitsgefahr habe daher wohl kaum bestanden.

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Erstellt:
21.06.2021, 06:13 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 52sec
zuletzt aktualisiert: 21.06.2021, 06:13 Uhr

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