Reutlingen · Demonstration
Hilferuf der Händler: Autokorso mit über 100 Fahrzeugen
Laut hupend zog am Samstagmittag eine Autoschlange rund um die Reutlinger Innenstadt: Über 100 Autofahrer machten so auf die Not der Einzelhändler und Gastronomen aufmerksam.
Dass so viele gekommen sind, überrascht auch den Anmelder Harald Nilson. Er hat zum ersten Mal zu einer Demo aufgerufen. Die Forderungen haben der 59-Jährige und seine Frau in der Nacht zum Samstag noch schnell auf Duschvorhänge gemalt. Zum Aufruf hatte er sich am Mittwoch spontan entschlossen, als klar war, dass die Geschäfte der Einzelhändler vorerst weiter geschlossen bleiben müssen – darunter auch sein eigenes. Nilson hat in Rommelsbach einen Laden für Anglerbedarf.
Die Pandemie nimmt der 59-Jährige sehr ernst: „Bei uns durfte kein Kunde ohne Maske in den Laden“, sagt Nilson über die Zeit vor den Ladenschließungen, „wir haben wirklich jedem die Hände desinfiziert. Wir nehmen die Regeln sehr ernst.“ Das gilt auch für den Autokorso: Jeder Teilnehmer bekommt ein Din-A-4-Blatt, auf dem er darauf verpflichtet wird, bereits bei der Aufstellung das Auto nicht zu verlassen, damit kein Menschenauflauf entsteht. Außerdem sollen alle die Corona-Verordnung beachten, Abstand halten, Masken tragen. Mit Corona-Leugnern will Nilson nichts zu tun haben.
Das sehen offenbar noch mehr Leute so: Trotz der kurzen Zeit seit dem Aufruf fahren am Samstag über 100 Fahrzeuge laut hupend am Stadion ab. Neben vielen Reutlinger Kennzeichen sind auch ein paar Tübinger, Stuttgarter und Balinger gekommen.
Begleitet von der Polizei umrunden sie einmal die Reutlinger Innenstadt. Das führt zu einigen Staus, ansonsten aber verläuft die Demonstration reibungslos. Nilson und seine Frau Simone sind zufrieden. In der Außendarstellung könne man noch besser werden, beispielsweise mehr Transparente an die Autos hängen. Für kommenden Samstag planen sie den nächsten Autokorso. „Wir wollen weitermachen.“