KI-Zentrum

Amazon-Standort Tübingen: HGV kann damit leben

Tübinger Handel- und Gewerbeverein nimmt neues KI-Zentrum als Ansporn.

07.03.2023

Von eik

Amazon auf der Oberen Viehweide in Tübingen. Bild: Hans-Jörg Schweizer

Amazon auf der Oberen Viehweide in Tübingen. Bild: Hans-Jörg Schweizer

Der Tübinger Handel- und Gewerbeverein hat in Person seines Sprechers Stephan Braun Stellung genommen zur Eröffnung des Amazon-Forschungszentrums im Technologiepark. Den entsprechenden offenen Brief beginnt Braun mit durchaus gepfefferten Worten in Richtung des Global Players, der nicht nur für Zuhause-Konsum und unerreichte Waren-Verfügbarkeit steht, sondern auch für verarmte Einkaufskultur, öde Innenstädte und Billigjobs.

„Es ist kein Geheimnis“, so Braun, „dass auch der Tübinger Handel den Planungs- und Entscheidungsprozess um die Vergabe des Grundstücks oder besser Filets in grandioser Aussichtslage mit großer Skepsis, wenn nicht gar mit Ablehnung begleitet hat.“ Weshalb solle Tübingen sich ein Unternehmen in die Stadt holen, das seinem Geschäftsmodell den Kampf angesagt hat und zwar dem stationären Einzelhandel weltweit? Die globalen Internet-Giganten, das Coronavirus und die Kriegsfolgen seien drei große Bedrohungen für Tübingen als Shopping- und Gastro-Standort.

Neue Technologie nutzen

Und doch sei die Amazon-Ansiedlung selbst nicht kritisch für den Handel. „Was hätten wir gewonnen, wenn Amazon in Tübingen den Zuschlag für den Baugrund nicht erhalten hätte? Wäre die Situation des Handels anders? Wohl kaum.“ Auch für diejenigen, die aus Prinzip nicht bei Amazon einkaufen, sei es kaum möglich, einen Bogen um das Unternehmen zu machen: Netflix, Airbnb, Dropbox, der eigene Online-Shop: Amazon und seine IT-Angebote seien inzwischen weltumspannend und unvermeidbar. „So betrachtet war Amazon bereits aus Tübingen schon nicht mehr wegzudenken, bevor es überhaupt die Idee für den Bau des Forschungszentrums gab.“

Abnicken will Braun die Repräsentanz des Gegners also nicht: „Aber annehmen und es für uns nutzbar machen.“ Tübingen selbst könne nicht nur als Heimat für KI-Forscher, sondern auch für nutzbringende lokale KI-Anwendungen Modellstadt werden. Der HGV-Chef zählt ein paar Ideen auf: „Optimierung des Öffentlichen und des Individualverkehrs, insbesondere auch des Parksuchverkehrs, Nutzung neuer Wege in der Organisation von Logistikprozessen in und für die Innenstadt, innovative onlinegestützte Wege beim Leerstandsmanagement.“ Auch die Stadtentwicklung insgesamt könne von KI-gestützten Prognose-Werkzeugen profitieren.

Braun wirbt zudem für den so genannten „Vision Concept Store“, eine ab Ende März geplante Ausstellung, in der HGV, Stadt und andere Akteure Digital-Techniken und Dienstleistungen für den Einzelhandel, die Gastronomie und das Einkaufserlebnis vorstellen wollen. Fazit: Tübingen und seine Händler sollen und können zeigen, „wie der stationäre Handel seine Stärken dank digitaler Technik und innovativer Konzepte auch weiterhin ausspielen kann“.

Den vollständigen Text der HGV-Bewertung gibt es online auf https://www.hgv-tuebingen.de/stellungnahme-des-hgv-zur-eroeffnung-des-amazon-forschungszentrums/

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Erstellt:
07.03.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec
zuletzt aktualisiert: 07.03.2023, 01:00 Uhr

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