Medizin

Zwei Amerikaner erhalten Nobelpreis: Die Erforschung der Sinne

Die US-Amerikaner David Julius und Ardem Patapoutian teilen sich den Nobel-Preis für Medizin. Erkenntnisse erleichtern Behandlung von chronischen Schmerzen.

05.10.2021

Von DPA

Ausgezeichnet: Der 65-Jährige US-Amerikaner David Julius. Foto: Peter Barreras

Ausgezeichnet: Der 65-Jährige US-Amerikaner David Julius. Foto: Peter Barreras

Stockholm. Ihre Entdeckungen erklären, warum Menschen Berührungen und Temperaturen fühlen können: David Julius (USA) und der im Libanon geborene Ardem Patapoutian haben den Nobelpreis für Medizin erhalten. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Die Entdeckungen der Molekularbiologen „haben es uns ermöglicht zu verstehen, wie Wärme, Kälte und mechanische Kräfte die Nervenimpulse auslösen, die es uns ermöglichen, die Welt um uns herum wahrzunehmen und uns an sie anzupassen“, hieß es vom Komitee. Besonders wichtig ist das für Menschen, die an chronischen Schmerzen leiden, denn für sie eröffneten sich neue Behandlungsmöglichkeiten.

Julius nutzte bei seinen Experimenten Capsaicin, eine scharfe Verbindung aus Chilischoten – vielen auch bekannt von Wärmepflastern, die man sich gegen Rückenbeschwerden auf die Haut kleben kann. Mit Hilfe dieser Verbindungen identifizierte der 65-Jährige einen Sensor in den Nervenenden der Haut, der auf Hitze reagiert.

Mit seinem Team begann Julius in den späten 1990er Jahren an der Universität von Kalifornien in San Francisco mit Capsaicin zu forschen. Vor dieser Arbeit sei zwar schon klar gewesen, dass Capsaicin Schmerzen hervorruft. Wie genau die Umwandlung von Temperatur und mechanischen Reizen im Nervensystem abläuft, blieb jedoch ein Rätsel. Julius kam der Lösung auf die Spur, indem er zunächst ein Gen identifizierte, das für den Prozess notwendig ist, und es dann in die Zellen einbaute, die nicht auf das Capsaicin reagierten.

... und sein Landsmann Ardem Patapoutian. Foto: Scripps Research/dpa

... und sein Landsmann Ardem Patapoutian. Foto: Scripps Research/dpa

Ardem Patapoutian wiederum beschäftigte sich mit der Frage, wie der Mensch Druck und Berührungen wahrnimmt. Der 1967 in Beirut geborene Wissenschaftler war in seiner Jugend nach Los Angeles gezogen und hatte am California Institute of Technology in Pasadena promoviert. Seit 20 Jahren arbeitet er bei Scripps Research, einer biomedizinischen Forschungseinrichtung im kalifornischen La Jolla.

Er entdeckte mit seinem Team eine neue Klasse von Sensoren, die auf mechanische Reize in der Haut und auch in den inneren Organen reagieren. Neu sind nicht die Sensoren an sich, die Forscher bereits in Bakterien nachgewiesen hatten. Vielmehr geht es um die Mechanismen, mit denen Wirbeltiere – also auch Menschen – auf diese Berührungen reagieren.

Zuerst identifizierte das Forscher-Team um Patapoutian Zellen, die ein elektrisches Signal abgaben, wenn sie mit einer Mini-Pipette angestoßen wurden. Anschließend suchten sie so lange, bis sie letztlich das entscheidende Gen gefunden hatten, das dafür zuständig ist. So stießen die Forscher letztlich auf die Sensoren.

Julius und Patapoutian teilen sich in diesem Jahr die mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980?000?Euro) dotierte Auszeichnung. Leer gingen hingegen zunächst die Wissenschaftler aus, die hinter der Entdeckung der mRNA-Impfstoffen stecken – beispielsweise der Tübinger Curevac-Gründer Ingmar Hoerr. Im Vorfeld war spekuliert worden, dass sie aufgrund der Bedeutung der Impfstoffe bei der Bewältigung der Corona-Pandemie mit einem Nobelpreis ausgezeichnet werden könnten. dpa

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Erstellt:
05.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 26sec
zuletzt aktualisiert: 05.10.2021, 06:00 Uhr

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