Autoindustrie

Neue Wege: Daimler teilt sich auf

Vorstandschef Källenius löst sich von alten Strukturen des Stuttgarter Konzerns. Die Aktionäre dürfen sich freuen.

04.02.2021

Von ALEXANDER BÖGELEIN

Blick in die Lkw-Fertigung in Wörth. Daimler bringt das Geschäft mit Lastwagen und Bussen an die Börse. Foto: Uwe Anspach

Blick in die Lkw-Fertigung in Wörth. Daimler bringt das Geschäft mit Lastwagen und Bussen an die Börse. Foto: Uwe Anspach

Daimler-Chef Ola Källenius ist keiner, der üblicherweise groß über seine Gefühle spricht. Zu Beginn der am Mittwochabend kurzfristig einberufenen Telefon-Pressekonferenz tat er es: „Heute ist ein historischer, ein emotionaler Tag und der Anfang einer tiefgreifenden Umgestaltung. Wir schaffen zwei unabhängige Unternehmen.“ Künftig gibt es nur noch die Mercedes-Benz AG für Autos und Vans und die Daimler Truck AG für Lkw und Busse.

Schnellerer Wandel

Die Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen, die bisher noch in einer eigenen Sparte gebündelt ist, soll auf die beiden Gesellschaften verteilt werden. Der Schritt, so Källenius, sei ein grundlegender Wandel der Unternehmensstruktur. Damit solle das volle Potenzial der Geschäftsfelder in der Zukunft ausgeschöpft werden. Zu unterschiedlich seien die Anforderungen in den beiden Geschäftsbereichen. Sie müssten unabhängig voneinander agieren können. Mit Blick auf die Transformation ins Zeitalter der Elektromobilität und dem Ziel emissionsfreier Fahrzeuge seien rasche Veränderungen nötig, ergänzte Daimler-Finanzchef Harald Wilhelm. Aufsichtsrat und Vorstand haben der Neuordnung bereits zugestimmt.

Bereits vor gut drei Jahren hatten die Stuttgarter den Umbau des Konzerns und eine Strukturreform gestartet. Damals hieß der Vorstandschef noch Dieter Zetsche. Die Auto-, die Lkw-Sparte sowie die Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen wurden in der Folge eigenständige Gesellschaften.

Die Pläne wurden durchaus kontrovers diskutiert. Den Mitarbeitern kamen die Verantwortlichen daher in Form von Jobgarantien bis zum Jahr 2030 weit entgegen.

2019 stimmte die Hauptversammlung für die neue Unternehmensstruktur. „In der neuen Aufstellung sind wir fokussierter und schlagkräftiger, um mit unserer nachhaltigen Geschäftsstrategie die Transformation zur Mobilität der Zukunft erfolgreich zu gestalten“, sagte Källenius damals.

In der Folge war immer wieder über einen Börsengang der Lkw-Sparte spekuliert worden, auf die auch Investoren immer wieder gedrängt haben. Die Reaktion an der Börse auf die Nachricht fiel am Mittwoch deutlich aus: Daimler-Aktien verteuerten sich um 9 Prozent. Die Aktionäre dürfen sich darauf freuen, dass sie Anteile der Daimler Truck AG erhalten werden. Das werde eine signifikante Mehrheitsbeteiligung sein, sagte Källenius. Die Börsennotierung in Frankfurt soll im Laufe des Jahres erfolgen. Mit diesem Schritt, so Wilhelm, hebe Daimler einen beträchtlichen Wert. „Wenn man das nicht tut, ist man in dieser Welt verwundbarer. Ich halte Mercedes aber nicht für einen Übernahmekandidaten“, sagte er. Truck-Chef Martin Daum betonte, dass der Spin-Off unter Freunden geschehe. Man teile die gleichen Werte, die Marke und werde auch künftig zusammenarbeiten.

Zustimmung zu den Plänen kommt auch vom Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Michael Brecht. Angesichts der Transformation müsse Daimler mutiger und mit schnelleren Entscheidungen Investitionen in Innovationen tätigen. „Dafür werden wir zusätzlich zur aktuellen Finanzplanung einen weiteren Innovationsfonds mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro für Daimler Truck einrichten“, sagte Brecht. Diese Investitionen in neue Produkte und Technologien bringen nach seinen Worten auch zusätzliche Perspektiven für die Standorte und sichern Beschäftigung. Zudem gälten die Betriebsvereinbarungen weiter.

Daimler-Chef Ola Källenius. Foto: Marijan Murat/dpa

Daimler-Chef Ola Källenius. Foto: Marijan Murat/dpa

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Erstellt:
04.02.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 27sec
zuletzt aktualisiert: 04.02.2021, 06:00 Uhr

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