Kreis Tübingen

Arzt soll Impfpässe gefälscht haben: Bundesweite Razzia bei Abnehmern

Ein Arzt aus dem Kreis Tübingen soll falsche Impfpässe verkauft haben. Mögliche Abnehmer mussten nun Blutproben abgeben.

05.04.2022

Von itz

Bild: ©nmann77 - stock.adobe.com

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Im Fall des Arztes aus einer Tübinger Kreisgemeinde, der Corona-Impfungen bestätigt, aber nicht verabreicht haben soll (wir berichteten), hat die Polizei am Dienstag die Wohnungen von über 90 Verdächtigen bundesweit durchsucht. Sie gelten als mutmaßliche Abnehmer der gefälschten Impfpässe. Jenen Tatverdächtigen, die vor Ort angetroffen wurden, ist außerdem auf richterliche Anordnung Blut entnommen worden, welches auf Antikörper getestet werden soll. Die Ermittler erhoffen sich so Rückschlüsse, ob Impfungen erfolgt sind oder nicht. Das teilen die Tübinger Staatsanwaltschaft und die Reutlinger Polizei in einem Statement mit.

Bereits im Januar wurden bei dem Arzt aus dem Kreis Tübingen sowie bei drei mutmaßlichen Abnehmern Akten, Speichermedien und Kommunikationsmittel sichergestellt. Deren Auswertung führte nun zu den jüngsten Durchsuchungen.

Der Arzt soll seit Mitte 2021 falsche Dokumente für über 90 Personen ausgestellt haben. Die Abnehmer bezahlten dafür laut der Mitteilung teilweise mehrere hundert Euro. Auch soll es Fälle geben, bei denen der Arzt die nicht verabreichten Impfungen verbotenerweise über die Krankenkassen abgerechnet hat.

Weil jetzt neues Material ausgewertet werden muss und noch die Befragung von etwa 36 Zeugen ansteht, hielt sich ein Polizeisprecher auf Nachfrage über Einzelheiten bedeckt – beispielsweise, über welche Wege die Abnehmer an die gefälschten Impfpässe kamen. Durchsucht wurden Wohnungen in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Unzählige Polizeikräfte waren im Einsatz, allein 150 des Reutlinger Präsidiums. „Das war eine koordinatorische Mammutaufgabe“, so der Sprecher. „Verhaftungen hat es dabei keine gegeben.“

Nicht zu verwechseln ist der Fall indes mit dem des Tübinger Arztes, der Patienten Chlordioxidlösungen gegen Corona-Erkrankungen verabreicht haben soll.

 



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Hygienemängel behoben

Bei den Untersuchungen in der Arztpraxis des betroffenen Mediziners im Januar wurden erhebliche hygienische Mängel festgestellt, weshalb die Praxis im Kreis Tübingen umgehend vom Gesundheitsamt geschlossen wurde. „Es gab hier mehrere Nachkontrollen und gewisse Auflagen, seitdem passt aber hygienemäßig alles“, teilte nun Behördensprecherin Martina Guizetti am Dienstag dem TAGBLATT mit. Das Gesundheitsamt sei in diesem Fall nur für Hygienefragen zuständig, man schließe die Praxis deshalb jetzt jedenfalls nicht mehr.

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Erstellt:
05.04.2022, 15:06 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 05.04.2022, 15:06 Uhr

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