Sympathisches Behinderten-Roadmovie mit famosen Schauspielern.

Verrückt nach Paris

Sympathisches Behinderten-Roadmovie mit famosen Schauspielern.

24.11.2015

Von che

Verrückt nach Paris

Kaffeebraune Runzelfinger gleiten über eine vergilbte Fotografie: "Che und Fidel beim Golfspielen", erläutert der 72jährige Sänger Ibrahim Ferrer. So sieht es aus, das Kuba von Regisseur Wim Wenders und Musiker Ry Cooder: schwanger von Revolutionsnostalgie und sehnsuchtsvoller Musik.

Wim und Ry haben sich das Land unter den Nagel gerissen, um es mit der Patina des Verfalls zu pudern. Da kamen ihnen die alten Burschen vom "Buena Vista Social Club" gelegen. Ry ist mit den Musikern voll Kumpel, auch wenn ständig eine Dolmetscherin dazwischen quakt, weil er der Landessprache nicht mächtig ist. Ruben Gonzales, Ibrahim Ferrer, Omara Portuondo und Rafael Ortiz dürfen ein wenig plaudern. Die Jüngeren aus der Kult-Kombo kommen kaum zu Wort ? was hätten die auch mit ihren modernen Erfahrungen zur Verklärung beizutragen?

Dennoch bastelt jeder der Musiker mit an der kubanischen Einheitsbiografie: Die Musikalität mit der Muttermilch eingesogen, als Piefke andauernd gesungen, sich dürftig durchgeschlagen und endlich von Ry Cooder "entdeckt" worden ? ein fulminantes "Dankeschön Ry!"

Gib ihm bloß eine Klampfe in die Hand: inbrünstig wird er loslegen, denn der Kubaner ist ein Musiktier. Joachim Cooder, Percussionist der Band und jovialer Sprößling des Entdeckers, kann das bestätigen. Ry Cooder hat die versprengten Musiker eingesammelt und sie verschmolzen, unter der glatten Schweißnaht eines bekömmlichen Sounds. Über die Konklikte zwischen Stilen und Generationen oder über zermürbende Proben erfährt man nichts. Kubanische Musik ist hier eben nicht Arbeit, sondern ein Naturphänomen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 46sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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