Tübingen · Kino

Multipler Härtetest für die Liebe

„Challengers – Rivalen“ ist eine raffinierte Dreiecksgeschichte, die das Begehren unter den extremen Wettbewerbsbedingungen von Tennisprofis testet.

26.04.2024

Von Dorothee Hermann

Konfrontation oder Faszination? Tashi (Zendaya, rechts) und Patrick (Josh O’Connor). Bild: Metro-Goldwyn-Mayer-Pictures /Warner Brothers

Konfrontation oder Faszination? Tashi (Zendaya, rechts) und Patrick (Josh O’Connor). Bild: Metro-Goldwyn-Mayer-Pictures /Warner Brothers

Es fängt trügerisch harmlos an, in einem Provinztennisclub bei New York. Was soll an einem derartigen Ort schon passieren? Doch die sommerlich flirrenden Farben und die Intensität der Bilder deuten an, dass etwas in der Luft liegt.

Der italienische Regisseur Luca Guadagnino („Call Me By Your Name“) hatte schon immer ein Gespür für Unausgesprochenes. Den unscheinbaren Vorstadt-Tennisplatz lässt er zum Schauplatz einer schicksalhaften Wiederbegegnung werden, die sich zudem vor aller Augen ereignet, wie es einer Zeit verschärfter Beobachtung durch allgegenwärtige Kameras entspricht. Zum Running Gag werden die mechanisch die Blicke hin- und herwendenden Zuschauerinnen und Zuschauer, wenn sie der Flugbahn des eben geschmetterten Tennisballs folgen, als die beiden Cracks Patrick (Josh O’Connor) und Art (Mike Faist) zum Match ihres Lebens antreten.

Der eine verspricht sich von dem Provinzturnier einen Anschub für sein Selbstvertrauen, der andere ein Ticket für die Rückkehr in die Spitzenliga oder wenigstens ein bisschen Geld auf die Hand. Vor allem aber konkurrieren sie plötzlich wieder um ihre supertoughe Tenniskollegin Tashi (Zendaya), die den Sport nach einem schweren Unfall aufgeben musste, bald darauf Art heiratete und zum eisenharten Coach ihres Mannes wurde. Glanzvoll führt Zendaya vor, wie viel Power sie auch außerhalb von Actionfilmen (zuletzt „Dune: Part Two“) auf die Leinwand bringt.

Die Vorgeschichte kommt nach und nach in Rückblenden ans Licht. Abseits des Tennisplatzes (und zugleich extrem gebunden an ihre dortigen Erfolge oder Niederlagen) haben die drei ein höchst ambivalentes, emotionales Langzeit-Turnier am Laufen, seit sie 13 Jahre zuvor nach einer Party für Tashi zu dritt in einem Hotelzimmer gelandet waren.

Womöglich geht es gar nicht um Sex und schon gar nicht um Liebe, sondern darum, im Spiel zu bleiben – auf die erotische Ebene umgemünzt: für den anderen den Kick nicht zu verlieren. Das zielt auf die emotionale Verfassung einer Generation, die das Leistungsprinzip extrem verinnerlicht hat und für die jede Niederlage eine selbstzerstörerische Wucht entfaltet, die sie wie Rumpelstilzchen schier zerreißt. (Ab 12; Blaue Brücke/Planie)

Zum Artikel

Erstellt:
26.04.2024, 21:59 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 26.04.2024, 21:59 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport