Antikriegsfilm ohne Kriegs-, dafür mit bestechenden Menschen- und Landschaftsbildern.

Cinema, aspirinas e urubus

Antikriegsfilm ohne Kriegs-, dafür mit bestechenden Menschen- und Landschaftsbildern.

24.11.2015

Von che

Cinema, aspirinas e urubus

Da ist mal einer den Fängen der Filbingers entkommen. Weil er keine Lust auf Weltkrieg hatte, hat sich der Deutsche Johann (Peter Ketnath) nach Brasilien abgesetzt. Dort tuckert er 1942 als Vertreter für Aspirin-Tabletten in einem Lastwagen durchs tiefste Hinterland. Sein Trick: Vor dem Verkauf in den Dörfern zeigt er auf einer Kinoleinwand Werbefilme ? was die Einheimischen so überwältigt, dass sie ihm die Schmerztöter aus den Händen reißen.

Überwältigt ist auch Johann selbst: Von der Gastfreundschaft der Menschen und der kargen Schönheit der Landschaft; von der Freiheit on the road und dem Glück, weit weg vom europäischen Schlachtfeld zu sein. Anders Randolpho, ein junger Brasilianer, den er unterwegs aufgegabelt hat. Er will nichts wie weg aus dieser von einer Dürre heimgesuchten Einöde, die keine Arbeit und Perspektive bietet.

Wie sich diese beiden so unterschiedlichen Menschen näher kommen, am Lagerfeuer oder in Dorfbeizen ihre Träume und Lebensentwürfe gegeneinander abwägen, ist das Thema dieses betörend ruhigen Roadmovies. Erst am Ende streut Regisseur und Autor Marcelo Gomes etwas Dramatik ins Geschehen: als Brasilien Deutschland den Krieg erklärt, drohen Johann Abschiebung oder Internierung.

Wem das ein bisschen zu wenig Handlung ist, der kann sich an den Aufnahmen von Kameramann Mauro Pinheiro schadlos halten. Die Kontrast-Bilder von Menschengesichtern in extremer Nahaufnahme und der ausgebrannten, in gleißendes Licht getauchten Sertão-Steppe bleiben wahrscheinlich sogar länger im Gedächtnis haften als die rechtschaffene Antikriegs-Botschaft.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 44sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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