Fußball

Tübinger Marvin Compper trainiert Lokomotive Moskau

Nach dem Abgang von Cheftrainer Markus Gisdol soll der Tübinger Marvin Compper, bislang in Gisdols Assistentenstab, vorerst den russischen Erstligisten Lokomotive Moskau trainieren.

01.03.2022

Von tzu/itz

Marvin Compper. Archivbild: Ulmer

Marvin Compper. Archivbild: Ulmer

Der bisherige Cheftrainer Markus Gisdol hatte nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine auf eine Auflösung seines Vertrages gedrängt. Wie der Verein am Dienstagmittag bestätigte, werde Marvin Compper vorerst als Interimstrainer fungieren und das Team auf die anstehenden Spiele im Pokal und in der Liga vorbereiten. Compper arbeitet seit Oktober in Moskau. Bislang war der 36-jährige Tübinger neben Lutz Siebrecht als Gisdols Assistent in der Funktion des Spielanalysten tätig.

Gisdol und Siebrecht sind am heutigen Dienstag bereits über Istanbul nach Deutschland geflogen. „Fußballtrainer ist für mich der schönste Job der Welt. Ich kann meiner Berufung aber nicht in einem Land nachgehen, dessen Staatsführer einen Angriffskrieg mitten in Europa verantwortet“, wird Gisdol in der „Bild“ zitiert.

In Sozialen Medien wird Comppers Verhalten kritisiert, dass er in dieser Situation Russland nicht verlässt und den Trainerjob annimmt in dem Klub, dessen Hauptsponsor die staatliche Eisenbahngesellschaft Russlands RZD ist. Lokomotive-Vorstandsvorsitzender Alexander Plutkin ist gleichzeitig Vizechef der RZD.

Comppers Berater Armand Doorn sagte dem TAGBLATT, dass er am heutigen Dienstagmorgen erst mit ihm gesprochen habe: „Das ist jetzt alles noch ganz frisch.“ Compper werde vorerst einmal das Team trainieren, „in den nächsten Tagen gehen wir dann auf den Verein zu, dann schauen wir mal, wie das weitergeht“. Doorn verwies darauf, dass Compper mit der Mannschaft die vergangenen zwei Monate im Trainingslager in der Türkei und Spanien war und sie erst vor wenigen Tagen zurückgekehrt sind. Doorn: „Die sind bis dahin überhaupt noch nicht mit der Situation konfrontiert worden.“ Russland hatte am vergangenen Wochenende seinen Ligabetrieb in diesem Jahr aufgenommen. Lokomotive hätte in Krasnodar spielen sollen, die Partie wurde abgesagt.

Lokomotive spielt nun am Donnerstag im Pokal-Achtelfinale gegen Yenisey, am Sonntag in der Liga gegen Khimki. Derzeit rangiert das Team, das in der Europa League in der Vorrunde ausgeschieden war, auf Platz 7 der russischen Liga. Von den internationalen Wettbewerben wurden die russischen Klubs inzwischen ohnehin ausgeschlossen.

Für das TAGBLATT ist Compper seit seinem Wechsel nach Moskau nicht erreichbar. Comppers Familie, seine Ehefrau und beide Kinder, wohnt in Düsseldorf. Compper hatte vor zwei Jahren seine Spielerkarriere beim MSV Duisburg in der 3. Liga beendet und wurde dort Co-Trainer. Für ein Spiel war er auch Interimstrainer, nach der Entlassung von Trainer Torsten Lieberknecht. In seiner Spielerkarriere war er unter anderem für Borussia Mönchengladbach, die TSG Hoffenheim, den AC Florenz und RB Leipzig aktiv. Der 36-Jährige bestritt ein Länderspiel für Deutschland.

Alte Weggefährten und Mitarbeiter

Eine schwäbische Fraktion hatte sich bei Lokomotive Moskau seit einem Jahr angesammelt. Ausgangspunkt war Ralf Rangnick, der vor einem Jahr als Leiter für Sport und Entwicklung bei Lokomotive eingestiegen war. Rangnick holte ehemalige Mitarbeiter aus seinen Zeiten bei TSG Hoffenheim, FC Schalke 04 und RB Leipzig wie Cheftrainer Markus Gisdol, der auch beim SSV Reutlingen kickte, und Marvin Compper, den Rangnick einst trainierte. Dazu kam Gisdols Weggefährte und Freund aus Geislinger Zeiten, Lutz Siebrecht, der als Sportchef die Stuttgarter Kickers verließ und in Moskau Teammanager wurde. Anfang Dezember verließ Rangnick den Klub, wechselte zum englischen Erstligisten Manchester United als Trainer.

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Erstellt:
01.03.2022, 12:22 Uhr
Aktualisiert:
01.03.2022, 15:58 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 01.03.2022, 15:58 Uhr

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