Corona

Änderung der Impfstrategie: Zweitimpfung mit Biontech

Baden-Württemberg reagiert schnell auf die neue Stiko-Empfehlung und ändert die Impfstrategie. Landen Astrazeneca-Dosen jetzt im Müll?

03.07.2021

Von Alfred Wiedemann

Spritzen mit dem Corona-Vakzin von Astrazeneca. Die Stiko empfiehlt jetzt eine Kreuzimpfung: Bei Astrazeneca als Zweitimpfung den Stoff von Biontech oder Moderna. Foto: Philipp Schulze/dpa

Spritzen mit dem Corona-Vakzin von Astrazeneca. Die Stiko empfiehlt jetzt eine Kreuzimpfung: Bei Astrazeneca als Zweitimpfung den Stoff von Biontech oder Moderna. Foto: Philipp Schulze/dpa

Stuttgart/Ulm. Wer zuerst den Impfstoff von Astrazeneca erhalten hat, soll zur Zweitimpfung den mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder Moderna bekommen – unabhängig vom Alter. Dazu rät die Ständige Impfkommission (Stiko). Grund ist die bessere Wirksamkeit so einer Kreuzimpfung gegen die ansteckendere Delta-Variante von Sars-Cov2. Baden-Württemberg reagiert auf diese Empfehlung: Wer bei der Erstimpfung Astrazenenca bekommen hat, erhält zum bereits gebuchten Zweitimpftermin im Impfzentrum die Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff angeboten. Das soll ab diesem Samstag gelten.

Außerdem wird jeder volljährigen Person, die sich im Juli und August 2021 mit dem Impfstoff von Astrazeneca erstmalig impfen lässt, in einem Abstand von mindestens vier Wochen eine Zweitimpfung mit Biontech/Pfizer oder Moderna angeboten. Das teilte das Sozialministerium am Freitag mit.

So eine Kreuzimpfung gehöre laut Studien „zum Besten, was wir derzeit beim Kampf gegen das Coronavirus anbieten können“, teilte Minister Manne Lucha (Grüne) mit. „Dieses Angebot möchten wir auch den Menschen in Baden-Württemberg machen.“ Der Impfabstand verkürzt sich dadurch deutlich, er muss nur mindestens vier Wochen betragen. Bis Montag soll entschieden sein, wie Impftermine und Impfstoff in den Impfzentren logistisch am besten verteilt werden können. Wichtig sei, dass der Mindestabstand zwischen beiden Terminen auf jeden Fall vier Wochen betrage.

Lucha appellierte erneut an die Bevölkerung, jetzt nicht impfmüde zu werden, sondern gerade vor der Urlaubszeit die Chance zu nutzen, sich impfen zu lassen: „Keiner möchte einen erneuten Lockdown, wir wollen nach den Sommerferien Präsenzunterricht an den Schulen und den Universitäten ermöglichen. Die Menschen wollen weiter in Restaurants und die Oper gehen, Sport machen, im Stadion ihre Clubs anfeuern oder Hochzeiten und Geburtstage feiern.“

Alle, die noch nicht geimpft sind, sollten das Impfangebot wahrnehmen, um den Wettlauf gegen die Delta-Variante zu gewinnen und die Lockerungen nicht zu gefährden, sagte Lucha. „Wir haben genügend Impfstoff und mit den demnächst möglichen verkürzten Impfabständen können sich nun auch noch vor den Sommerferien viele Menschen impfen lassen.“

Dass wegen der neuen Stiko-Empfehlung jetzt Vakzevria-Dosen von Astrazeneca im Müll landen, sei nicht zu befürchten, sagt Stefan Möbius vom Klinikum Stuttgart. Das Vakzin werde für Erstimpfungen weiter gebraucht. Das vom Klinikum betriebene Zentrale Impfzentrum in der Landeshauptstadt hat schnell auf die Stiko-Empfehlung reagiert und sofort allen mit Astrazenenca-Erstimpfung wahlweise eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff angeboten, also mit Comirnaty von Biontech oder Moderna-Vakzine. „Wir haben am Freitag früh schon Anrufe deswegen bekommen“, sagt Möbius. Der hochwirksame Astrazeneca-Impfstoff werde weiter verimpft.

Dieser Impfstoff sei nicht plötzlich überflüssig, versichert auch Kai Sonntag von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Die neue Empfehlung „macht die Arbeit in den Praxen nicht unbedingt einfacher, aber wir halten uns natürlich daran“. Die Bestellpraxis für die Impfdosen werde sich ändern, bestellt werde bisher aber auch schon für Erst- und Zeitimpfung jeweils getrennt. „Die Praxen bestellen, was sie selber planen.“

Im Moment stehe genügend Impfstoff von Biontech/Pfizer zur Verfügung, daher sollte es keine allzu großen Probleme geben, sagt Frank-Dieter Braun vom Hausärzteverband Baden-Württemberg. Ob Astrazeneca-Impfdosen übrig bleiben werden, sei „im Moment so noch nicht abschätzbar“, sagt Braun. Noch seien bei weitem nicht alle Personen in Deutschland geimpft. Es sei auch nicht davon auszugehen, dass alle Patienten die ihre Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten haben, jetzt einen mRNA Impfstoff haben wollen. „Wir denken, dass Astra-Erstimpfungen nicht mehr stark nachgefragt werden, dazu ist die Kommunikation zu verwirrend für die Menschen.“

Impfquote im Südwesten unter Bundesschnitt

6 058 632 Erstimpfungen meldet das Sozialministerium für Baden-Württemberg. Zweitimpfungen waren es 4 038 941. Vollständig geimpft sind damit 36,4 Prozent der Baden-Württemberger. Bundesweit ist die impfquote mit 37,3 Prozent höher (Stand: 1. Juli 2021). Rund 55 Prozent der Baden-Württemberger haben mindestens eine Impfung.

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Erstellt:
03.07.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 03.07.2021, 06:00 Uhr

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