Reusten · Gutenachtgeschichte

Lauschiger Abend mit Zuses Muse und Schischyphusch

Rund 60 Gäste lauschten am Dienstagabend im Zehnthof in Reusten den Geschichten von Marita Berger und Timo Heiler.

11.08.2021

Von Felix Heumesser

Mit ihrer Gutenachtgeschichte über Konrad Zuse faszinierte die Vorleserin Marita Berger das Publikum im Zehnthof in Reusten. Bild: Ulrich Metz

Mit ihrer Gutenachtgeschichte über Konrad Zuse faszinierte die Vorleserin Marita Berger das Publikum im Zehnthof in Reusten. Bild: Ulrich Metz

Endlich wieder Kultur! Mit jazzigen Gitarrenklängen leiteten Guido Frangenberg und Bernd Huber die TAGBLATT-Gutenachtgeschichte am Dienstagabend in Reusten ein. Die erste Kulturveranstaltung vom „Förderverein Zehntscheuer Reusten“ dieses Jahres moderierte dessen Vorsitzender Martin Schöffel. Rund 60 Gäste aus Ammerbuch und Umgebung hatten auf den großräumig verteilten Stühlen im Zehnthof zwischen Zehntscheuer und Kelterkirche Platz genommen. Zwei intelligent-witzige Geschichten von Marita Berger und Timo Heiler brachten das Publikum bei angenehmen Wetter öfters mal zum Lachen. Die Leserin und der Leser wohnen in Reusten und sind Mitglieder des Fördervereins.

Berger, ehemalige Ammerbucher GAL-Gemeinderätin und jetzige Kassenwartin des Fördervereins, las Auszüge aus Friedrich Christian Delius’ Roman: „Die Frau, für die ich den Computer erfand“. In der als fiktives Gespräch aufgebauten Geschichte erzählt der Erfinder des ersten Computers Konrad Zuse aus seinem Leben — in Bergers ausgewählten Passagen vor allem von seinem Liebesleben. Darin lässt der Autor Delius die 100 Jahre ältere Ada Lovelace, selbst Mathematikerin die sich mit Rechenmaschinen beschäftigt, als Zuses Muse auferstehen. „Ohne Eros entwickelt sich nichts im Leben, nicht einmal der Bau von Rechenmaschinen.“ Die einseitige Liebe zwischen dem fiktiven Mathematikerpärchen gibt dem Roman eine absurde und sogleich humoristische Note. Für Berger ein absolut empfehlenswertes Buch.

Als zweiter Leser setzte sich Timo Heiler in den roten Ohrensessel der TAGBLATT-Gutenachtgeschichte. Der Leiter des Hermann-Hesse-Museums in Calw. Er stellte jedoch gleich klar, dass er nichts von Hesse lesen werde. Die ungewohnt heitere Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert „Schischyphusch oder Der Kellner meines Onkels“ handelt von zwei völlig verschiedenen Protagonisten. Ihre einzige Gemeinsamkeit führt bei der Begegnung zwischen dem Onkel von Borchert und dem Kellner eines Wirtshauses erst zu Streit — um dann in Freundschaft zu enden. Das Lispeln der beiden wird zuerst als Provokation vom Gegenüber aufgenommen.

Zu Beginn, in der Pause und zum Abschluss spielte das Gitarrenduo Guido Frangenberg und Bernd Huber Jazzstandards.

Der Förderverein Zehntscheuer Reusten

Seit 2018 ist die Zehntscheuer in Reusten nun schon für die Öffentlichkeit zugänglich. Das seit etwa dem Jahr 1575 bestehende Gebäude ist das älteste Reustens. Der 2013 gegründete Förderverein bekam durch die Vorlage eines Konzepts 200000 Euro von der Gemeinde Ammerbuch genehmigt und konnte so, vor allem durch ehrenamtliche Helfer, das Gebäude restaurieren.

Während der Corona-Zeit konnte man sich hier vor allem testen lassen, nun möchte der Verein wieder vermehrt Kulturangebote schaffen. Um die meist defizitären Angebote für Kinder wie Puppen- und Theaterspiel, die im Herbst und Winter geplant sind, zu unterstützen, wurden am Dienstagabend Spenden gesammelt. Nächstes Event ist der „Jazz-Brunch mit Double U“ am 12. September um 11 Uhr.

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Erstellt:
11.08.2021, 19:21 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 21sec
zuletzt aktualisiert: 11.08.2021, 19:21 Uhr

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