Tübingen

Kostenlose Schnelltests: Zurück zum Arztmobil

In Tübingen gibt es ab Montag wieder eine eigene Teststrategie. Sie soll Sicherheit bringen, kein Freifahrtschein für Impfgegner sein.

07.10.2021

Von Lisa Maria Sporrer

Obwohl ab Montag die neue Testverordnung gilt, wird es weiterhin kostenlose Schnelltests für Alle in Tübingen geben. Bild: Ulrich Metz

Obwohl ab Montag die neue Testverordnung gilt, wird es weiterhin kostenlose Schnelltests für Alle in Tübingen geben. Bild: Ulrich Metz

Fast könnte man meinen, es laufe so aus, wie es begonnen hat: Ende November 2020. Weihnachtsspendenaktion des TAGBLATTs. Kostenlose Schnelltests am Arztmobil auf dem Marktplatz. Weil weder Bund und Land diese Tests damals finanzierten, sammelte Lisa Federle Geld, um allen in Tübingen und im Landkreis mit diesen Schnelltests wenigstens ein bisschen Sicherheit gegen Ansteckung bieten zu können.

189501 Euro wurden allein für diese Tests gespendet – eine Rekordsumme. Jetzt soll wieder kostenlos getestet werden. Wieder Marktplatz. Wieder Arztmobil. „Es sind noch knapp 100000 Euro davon übrig“, sagt Federle. Die sollten natürlich auch für das verwendet werden, für das sie gespendet wurden.

Ab kommenden Montag ist wieder Schluss mit den vom Bund finanzierten Schnelltests. Ab dem 11. Oktober endet das seit Anfang März finanzierte Angebot der kostenlosen Bürgertests für alle. Grund dafür ist, dass sich die meisten Menschen in Deutschland inzwischen gegen Corona impfen lassen können. Ein paar Ausnahmen wird es weiterhin geben: Für Kinder etwa, die jünger sind als zwölf Jahre, gibt es keinen zugelassenen Impfstoff.

Die Kosten der Coronatests werden daher weiterhin vom Bund übernommen. Auch Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, bekommen Corona-Schnelltests weiterhin erstattet. Ebenso Schwangere und Immunsupprimierte.

Tests für Alle, Zertifikate nur für Einige

Lisa Federle wird nun mit dem Deutschen Roten Kreuz wieder einen eigenen Weg in der Teststrategie gehen. „Für mich sind kostenlose Tests immer der richtige Weg gewesen, egal, was die politische Linie ist oder nicht“, sagt Federle. Tests, die sich auch Menschen mit wenig Geld leisten können, Tests, die auch Geimpfte weiterhin kostenlos machen können, um nicht zu unwillentlichen Überträgern zu werden. Eine Alternative zum Impfen will Federle damit aber nicht schaffen.

Deshalb können sich zwar weiterhin alle in Tübingen auf dem Marktplatz beim Arztmobil kostenlos testen lassen. Ein Zertifikat, das die Corona-Landesverordnung im Rahmen von 3G vorsieht, bekommt aber nicht jeder ausgestellt. Alle diejenigen, für die ohnehin weiterhin der Bund die Schnelltests zahlt, bekommen am Arztmobil ihr Attest: bis Ende des Jahres zählen dazu auch noch alle nicht Volljährigen.

Eine Besonderheit der künftigen Teststrategie in Tübingen wird sich auf drei zusätzliche Personengruppen beziehen, die ein Zertifikat bekommen werden.

Inhaber der Kreis-Bonus-Card

Angstpatienten mit einem ärztlichen Attest

Personen mit Antikörpernachweis.

Der Begriff „Angstpatient“ ist mehrdeutig. „Aber es gibt Menschen, die panische Angst vor der Impfung haben, die vielleicht auch schon eine depressive Veranlagung haben. Wenn wir diese Menschen auch noch sozial isolieren, stoßen wir sie ins Abseits“, sagt Federle. Eine Besonderheit in Tübingen ist außerdem, dass der Antikörpernachweis unabhängig von einer durchgemachten Infektion anerkannt werden soll.

In Tübingen zählt die Höhe der nachgewiesenen Antikörper

Bisher konnte sich das Robert-Koch-Institut noch nicht auf einen Normwert festlegen, ab dem ein Mensch durch die Höhe seiner Antikörper als immun gilt. Mittlerweile aber setzen Labore bei der Bestimmung von Antikörpern selber relative Werte fest, sagt Federle. Dieser Nachweis müsse aber zwingend für die Ausstellung eines Zertifikats nach Schnelltest mitgebracht werden. Maximal 90 Tage darf dieser Nachweis alt sein.

Im Arztmobil wird ab Montag auch ein „ID NOW“ stehen, ein Gerät, das einen PCR-Nachweis innerhalb von 15 Minuten liefern kann. Damit sollen dann positive Schnelltests direkt überprüft werden. „So können wir noch vor Ort überprüfen, ob es sich um ein falsch-positives Ergebnis handelt“, sagt Federle. Sie sei froh, dass das DRK-Präsidium sie bei dieser Teststrategie erneut unterstütze. Und auch Rottenburg wird dieses Modell so umsetzen.

Wichtig sei aber auch, dass es sich dabei um eine Momentaufnahme handele. „Wir müssen immer flexibel bleiben“, sagt die Pandemiebeauftragte. Je nachdem, ob sich die Hospitalisierungszahlen ändern, oder ob es neue politische Entscheidungen gibt. „Deshalb haben wir auch so lange gewartet zu entscheiden, wie und wen wir testen werden“, so Federle.

Info Getestet wird ab Montag wieder auf dem Marktplatz in Tübingen. Montag bis freitags von 9 bis 15 Uhr, samstags von 9 bis 13 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr.

Müssen Ungeimpfte den Besuch in der Klinik bezahlen?

Wer einen Corona-Test zum Besuch eines Alten- oder Pflegeheims braucht, muss auch nach der Abschaffung der kostenlosen Bürgertests zum 11. Oktober dafür nicht bezahlen, teilte die Bundesregierung schon im September mit. Ungeimpfte Besucher der Heime, die heute noch die Bürgertests nutzen könnten, müssten im Oktober dann vor Ort getestet werden. Wie das konkret in den Tübinger Einrichtungen realisiert werden soll, konnte die Stadt für die städtischen Einrichtungen am Donnerstag noch nicht sagen. Auch beim Uniklinikum war bis zum Abend noch nichts zu sagen über das weitere Vorgehen von Testangeboten für Besucher. Dann aber – am Abend – rief Klinikums-Chef Michael Bamberg an, um mitzuteilen, dass auch das Klinikum künftig für Besucher Schnelltests anbieten wird – ebenfalls kostenlos.

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Erstellt:
07.10.2021, 22:35 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 28sec
zuletzt aktualisiert: 07.10.2021, 22:35 Uhr

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