Ergenzingen · Verein

Kolpingfamilie: Zunächst ein reiner Männerverein

Vor 70 Jahren gründeten 26 junge Männer aus Ergenzingen die dortige Kolpingfamilie. Die entwickelte mit der Zeit ein breites Bildungs- und Sozialangebot. Frauen wurden ab 1978 aufgenommen.

05.12.2019

Von Karl Ruoff

Erster Ausflug der neu gegründeten Kolpingfamilie Ergenzingen im Jahr 1949. Privatbild

Erster Ausflug der neu gegründeten Kolpingfamilie Ergenzingen im Jahr 1949. Privatbild

Die Kolpingsfamilie Ergenzingen kann in diesem Jahr ihr siebzigjähriges Bestehen feiern. Gegründet wurde sie genau einhundert Jahre nachdem Adolph Kolping den katholischen Gesellenverein in Köln ins Leben gerufen hatte.

Die Hauptimpulse zur Gründung der Ergenzinger Kolpingfamilie waren damals vom Ergenzinger Ortsgeistlichen Alfons Leykauf ausgegangen. Er war auch erster Präses des neuen Vereins. 26 junge Männer im Alter von 16 bis 22 Jahren waren dem Verein bei der Gründung im Juli 1949 beigetreten und schon im Dezember 1949 kamen weitere zehn dazu. Bei den wöchentlichen Zusammenkünften wurden aktuelle und allgemeinbildende Themen besprochen.

Frauen brachten sich ein

Im selben Jahr führten die Mitglieder bereits bei der Gründungsversammlung ein Theaterstück auf, sodass auch die Theatergruppe heuer ihr 70-jähriges Bestehen feiern kann. In den folgenden Jahren entwickelte sich vor allem in der Bildungsarbeit ein abwechslungsreiches Programm. Es wurden jährlich Ausflüge unternommen, Themenabende abgehalten, Theaterstücke aufgeführt und auch der Gesellenball zur Fasnet gehörte ins Programm.

Nachdem auch Jugendliche Interesse an der Kolpingfamilie bekundet hatten, wurde 1957 eine Jungkolpinggruppe gegründet. Als Pfarrer Leykauf 1962 wegzog, wurde sein Nachfolger Dekan Vinzenz Härle neuer Präses. In den 1960er Jahren wurde den Mitgliedern, die Zahl hatte sich inzwischen verdoppelt, ein umfangreiches Bildungsangebot mit Vorträgen über aktuelle Themen, Filmabenden und Lichtbildervorträgen geboten.

Eine neue Epoche begann 1978 mit der Aufnahme von Mädchen und Frauen. Dies führte zur Gründung eines Frauentreffs. Bald waren rund ein Drittel der 182 Mitglieder weiblich – und die brachten sich seither sehr aktiv in die Kolpingfamilie ein.

Die Zeit nach 1990 bis heute wird durch die Gruppenarbeit in der Kolpingjugend, der 1983 gegründeten Sportgruppe, in der Frauen- und Theatergruppe, dem Frauentreff und dem Seniorentreff, der Seniorengruppe, Singlegruppe, dem Treffle und einer kleinen Tischtennisgruppe geprägt. Wenn es notwendig war legte die Ergenzinger Kolpingfamilie auch aktiv mit Hand an, wie zum Beispiel beim Umbau des Kolping-Saales und beim Bau des Strickerbrunnens.

Lange Jahre war Manfred Schäfer an verantwortlicher Stelle im Vorstand, so lange wie keiner vor und nach ihm. Vorsitzender war er zunächst von 1974 bis 1979 und später über ein viertel Jahrhundert lang.

Heute wird unter Leitung des 1. Vorsitzenden Alfred Nisch und der geistlichen Leiterin Claudia Hofrichter vor allem Wert darauf gelegt, sich als Sozialverband zu definieren. So ging es bei den Themenabenden, die große Resonanz finden, etwa um Armut und Reichtum, Digitalisierung, 70 Jahre Grundgesetz oder um Europa nach der Wahl.

Die Umweltschutzarbeit wurde vor einigen Jahren mit dem Nachhaltigkeitspreis des Diözesanverbandes ausgezeichnet. Aktiv ist man auch in der bundesweiten Schuhsammelaktion „Mein Schuh tut gut“, deren Erlös der Kolpingstiftung zu Gute kommt. Mit dem Projekt „Schulgeld und Studienfinanzierung für Kinder in Kumasi/Ghana unterstützt die Ergenzinger Kolpingfamilie die Schulbildung und das Studium von vier Kindern, wobei Spenden aus dem Erlös der Theateraufführungen und der Reinhaltung eines Flaschencontainerplatzes verwendet werden.

Mehr Gemeinwohl

Im Vordergrund der aktuellen Arbeit steht die These „Gemeinwohl vor Eigenwohl“. Wichtig sind dabei Menschenwürde, Nächstenliebe und Solidarität als zentrale Werte, wobei es darum geht die richtige Balance zwischen Gemeinwohl und Eigenwohl zu finden. Auch die Projekte „Schnuffis Nachhilfe“ für Kinder der Grundschule von Gertraud Becking, das Treffle und die Begleitung von Mitgliedern in schweren Lebenssituationen sind weitere wichtige Aufgaben.

Die Gemeinschaftsförderung wird durch Wanderungen, monatliche Veranstaltungen und einem Herbstferienprogramm für Kinder gepflegt. Für das geistliche Programm und das Leben in der aktuell 244 Mitglieder starken Kolpingfamilie ist seit 13 Jahren mit viel Engagement und großem Einfallsreichtum die 2. Vorsitzende Claudia Hofrichter zuständig, die damals als erste Frau in dieses Amt gewählt wurde. Von den damaligen Gründungsmitgliedern leben noch Anton Baur und Theo Deifel. Beide nehmen noch regen Anteil am Vereinsgeschehen.

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Erstellt:
05.12.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 05.12.2019, 01:00 Uhr

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