Tübingen · Vor der Premiere
Zu Gast bei den Selfies
Das während der Pandemie ausgebremste „Im Antlitz der Maschinen“ kommt am ITZ als fast vollständig neu besetzte Neuinszenierung heraus.
Das ITZ präsentiert das gesamte Ensemble in einer Neuinszenierung von „Im Antlitz der Maschinen“, das unmittelbar vor dem ersten Lockdown zur Uraufführung gebracht wurde. Am 8. April läutet es nun den Neustart der Thatersaison ein. Dramaturg Ilja Mirsky sprach vorab mit Intendant und Autor Peer Mia Ripberger.
Das ITZ beschäftigt sich von Beginn an mit Fragen rund um das Thema Digitalisierung. Was erwartet die Besucher in diesem Stück?
Peer Mia Ripberger: Als wir vor über zwei Jahren mit der Erarbeitung des Stücks begonnen hatten, interessierte uns, wie sich unsere Selbstbilder angesichts des Selbstoptimierungsgebots verändern. Was macht das mit unseren sozialen Beziehungen, mit unseren Freundschaften und Partnerschaften? Dafür haben wir fünf Figuren gefunden, die voll und ganz im digitalen Zeitalter angekommen sind, mit allem was dazu gehört. Charaktere, wie wir sie aus unseren Umfeldern kennen: Leute die Fitnesstracker benutzen, die auf Dating-Plattformen zu Hause sind, die Storys in den sozialen Medien posten, die den Urlaub als Möglichkeit perfekter Selfies sehen. Selfiemenschen. Nach zwei Jahren Pandemie und unzähligen Stunden in Zoom-Meetings, bin ich mir sicher, dass sich die Zuschauer sehr gut wiederfinden und Parallelen zu eigenen Erfahrungen ziehen. Was ist die perfekte Kameraeinstellung? Benutze ich einen Videofilter oder ersetzte ich den Hintergrund im Video durch eine idyllische Insellandschaft? Wie soll mein digitales Ich wirken, wie optimiere ich mein digitales Bild? Es geht um die Frage, ob die digitalen Medien ein loderndes narzisstisches Inferno verursacht haben, oder ob sie nur Öl in ein ohnehin schon immer brennendes Feuer gegossen haben.
In der Inszenierung begeben wir uns als Zuschauer in das Wohnzimmer von Anna und Moritz. . .
Das Szenario ist so etwas wie eine sozialpsychologische Versuchsanordnung. Es wird kein Kammerspiel im klassischen Sinne. Eher ein mediales Kammer spiel, mit kontemplativen literarischen Zwischenspielen, Animationen und einer aufwändigen Videolösung, durch die auch die Außenwelt mit dem Geschehen auf der Bühne verwoben wird.
Info Premiere am Freitag, 8. April, 20 Uhr am Zimmertheater, weitere Termine: 14., 29., April, 6., 13., 21., 26. Mai, 3., 9., 17., 24. Juni und 2. Juli. Einführung im Foyer zu jeder Vorstellung um 19.40 Uhr. Am 14. April gibt es hinterher ein Nachgespräch.