Tübingen

Kinder- und Jugendarbeit: Zirkus Zambaioni in Not

Am Trapez schwingen oder eine Menschen-Pyramide bauen? Das ist online nicht möglich. Wie Corona die Zirkusarbeit beeinflusst.

13.05.2020

Von Miriam Plappert

Zirkus Zambaioni Tübingen

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Bild: Zirkus Zambaioni
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© ST

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Mareike Fichtner seufzt. So stelle sie sich Zirkusarbeit nicht vor, sagt sie. Statt nachmittags mit den Kindern und Jugendlichen in der Halle zu stehen und akrobatische Kunststücke einzuüben, muss die pädagogische und künstlerische Leiterin vom Zirkus Zambaioni nun den Tag vor dem Computerbildschirm verbringen. Der Tübinger Kinder- und Jugendzirkus, den es seit über 25 Jahren gibt, findet sich durch die Corona-Krise in einer nie dagewesenen Situation: Das gemeinsame Üben ist verboten.

Die 250 Kinder und Jugendlichen, die sonst jede Woche in den Zirkus kommen, um am Trapez zu turnen, sich am Vertikaltuch zu versuchen oder Gruppenakrobatik einzustudieren, müssen seit Mitte März zu Hause bleiben. Und auch die beiden Aufführungen, die im Mai im großen Zirkuszelt geplant waren, mussten wegen Corona abgesagt werden. Ob die Premieren von „Feuer und Flamme“ und „ZAMBA Intermezzo“ im Herbst nachgeholt werden können, sei ungewiss, sagt Fichtner.

„Die Zeit wird langsam knapp.“ Denn selbst wenn das Training wieder erlaubt würde, brauche es einen Vorlauf, um die Kinder nach der Trainingspause wieder auf den Stand zu bringen. Und die Stücke seien auch noch nicht ganz fertig gewesen, als die Corona-Schließung kam, sagt sie.

Die eine und gemeinsame Welt sollte mehr im Zentrum stehen: eine Botschaft des Tübinger Jugendzirkus. Archivbild: Matthias Hagmann

Die eine und gemeinsame Welt sollte mehr im Zentrum stehen: eine Botschaft des Tübinger Jugendzirkus. Archivbild: Matthias Hagmann

Normalerweise machten die Auftritte knapp 40 Prozent des Umsatzes aus, erklärt Gaby Müller, die ehrenamtlich als Kassiererin arbeitet. Finanziell werde es in diesem Jahr deshalb sehr schwierig. Um die Fixkosten etwas herunterzubekommen, seien die beiden Angestellten in Kurzarbeit, und was die Mieten betrifft, gebe es teilweise Vereinbarungen mit den Vermietern, sich die Kosten zu teilen. „Es ist für alle blöd“, sagt Müller zur Situation. Für die selbstständigen Honorarkräfte sei die Situation jedoch besonders schwierig.

Auch ob die Fördergelder, die eigentlich an die Projektausführung gebunden sind, dieses Jahr trotzdem bewilligt werden, sei ungewiss. „Im schlechtesten Fall kriegen wir da gar nichts“, fürchtet Müller. Die Solidarität von den Eltern, die die Monatsbeiträge trotzdem weiterhin zahlen, sei aber groß. Lange möchten sie es so aber nicht weiterlaufen lassen. „Bis zu den Sommerferien können wir die Solidarität mit unserem Gewissen vereinbaren“, sagt sie. Sollte es danach immer noch nicht weitergehen, fände sie es nicht richtig, die Eltern weiterhin zahlen zu lassen. Bei der Spendenaktion für den Zirkus auf der Webseite „gut-fuer-neckaralb.de“ kamen bisher knapp 70 Prozent der angestrebten 5000 Euro zusammen.

Den Akrobaten des Jugendzirkus ist fast jede Bühne, jedes Klettergerüst recht. Bild: Zirkus Zambaionii

Den Akrobaten des Jugendzirkus ist fast jede Bühne, jedes Klettergerüst recht. Bild: Zirkus Zambaionii

Das Training ins Internet zu verlagern, kommt für Fichtner nicht in Frage. „Wir haben uns dagegen entschieden, weil es mit Zirkuspädagogik nichts zu tun hat“, sagt sie. Zum einen lebten die Treffen von der Gemeinschaft und zum anderen könne sie so keine Rückmeldung geben, zum Beispiel um einen Handstand zu korrigieren.

Aber die künstlerischen Leiterin hat mittlerweile ein großes Repertoire an Anregungen und Aktionen auf der Webseite des Zirkus unter dem Stichwort „Corona Langeweile“ veröffentlicht. Dabei hat sich viel Unterhaltsames angesammelt: von Videos, in denen Fichtner erklärt, wie man einen Kopfstand macht, bis zu Fotoaktionen, bei denen die Mitglieder zeigen, wie sie ihre Kunststücke im heimischen Garten oder wahlweise auch auf einer Kuh üben.

Langeweile macht kreativ: Der Zirkus Zambaioni im Kleinformat zum Spielen. Bild: Zirkus Zambaioni

Langeweile macht kreativ: Der Zirkus Zambaioni im Kleinformat zum Spielen. Bild: Zirkus Zambaioni

„Am Anfang haben die Kinder und Jugendlichen das Onlineangebot gut angenommen und es kam viel Rückmeldung“, berichtet sie. Mittlerweile seien sie aber an einem Punkt, wo es nicht mehr so gefragt sei. Ihre Vermutung: Die Kinder verspüren einen Überdruss, weil sie auch in der Schule gerade mit Onlineangeboten übergehäuft würden. Ihr Ziel sei es auch gar nicht, ihre Schützlinge vor dem Computer zu haben, sondern so viel Realität wie möglich zu bieten.

Daher schrieben sie und ihre Kollegen den Kindern und Jugendlichen gerade Briefe, so dass „sie wenigstens etwas in der Hand haben“. Und sie haben sich vorgenommen, jedes Kind bis zu den Sommerferien wenigstens ein Mal persönlich gesehen zu haben. Außerdem überlege das Team, wie das Training vielleicht bald wieder möglich sein könnte.

Hier warteten sie noch darauf, was die Landesregierung zur Öffnung der Kinder- und Jugendarbeit beschließt. Dieses Thema müsse im Hinblick auf die Lockerungen mehr diskutiert werden, fordert Müller. Es sei wichtig, dass es wieder Angebote für Kinder und Familien gebe. Denn auch Familien, die eigentlich gut aufgestellt seien, berichteten ihnen, dass es langsam echt schwierig werde – „für die Kids“.

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Erstellt:
13.05.2020, 20:56 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 10sec
zuletzt aktualisiert: 13.05.2020, 20:56 Uhr

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