Tübingen
Kinder- und Jugendarbeit: Zirkus Zambaioni in Not
Am Trapez schwingen oder eine Menschen-Pyramide bauen? Das ist online nicht möglich. Wie Corona die Zirkusarbeit beeinflusst.
Zirkus Zambaioni Tübingen
Die 250 Kinder und Jugendlichen, die sonst jede Woche in den Zirkus kommen, um am Trapez zu turnen, sich am Vertikaltuch zu versuchen oder Gruppenakrobatik einzustudieren, müssen seit Mitte März zu Hause bleiben. Und auch die beiden Aufführungen, die im Mai im großen Zirkuszelt geplant waren, mussten wegen Corona abgesagt werden. Ob die Premieren von „Feuer und Flamme“ und „ZAMBA Intermezzo“ im Herbst nachgeholt werden können, sei ungewiss, sagt Fichtner.
„Die Zeit wird langsam knapp.“ Denn selbst wenn das Training wieder erlaubt würde, brauche es einen Vorlauf, um die Kinder nach der Trainingspause wieder auf den Stand zu bringen. Und die Stücke seien auch noch nicht ganz fertig gewesen, als die Corona-Schließung kam, sagt sie.
Auch ob die Fördergelder, die eigentlich an die Projektausführung gebunden sind, dieses Jahr trotzdem bewilligt werden, sei ungewiss. „Im schlechtesten Fall kriegen wir da gar nichts“, fürchtet Müller. Die Solidarität von den Eltern, die die Monatsbeiträge trotzdem weiterhin zahlen, sei aber groß. Lange möchten sie es so aber nicht weiterlaufen lassen. „Bis zu den Sommerferien können wir die Solidarität mit unserem Gewissen vereinbaren“, sagt sie. Sollte es danach immer noch nicht weitergehen, fände sie es nicht richtig, die Eltern weiterhin zahlen zu lassen. Bei der Spendenaktion für den Zirkus auf der Webseite „gut-fuer-neckaralb.de“ kamen bisher knapp 70 Prozent der angestrebten 5000 Euro zusammen.
Aber die künstlerischen Leiterin hat mittlerweile ein großes Repertoire an Anregungen und Aktionen auf der Webseite des Zirkus unter dem Stichwort „Corona Langeweile“ veröffentlicht. Dabei hat sich viel Unterhaltsames angesammelt: von Videos, in denen Fichtner erklärt, wie man einen Kopfstand macht, bis zu Fotoaktionen, bei denen die Mitglieder zeigen, wie sie ihre Kunststücke im heimischen Garten oder wahlweise auch auf einer Kuh üben.
Daher schrieben sie und ihre Kollegen den Kindern und Jugendlichen gerade Briefe, so dass „sie wenigstens etwas in der Hand haben“. Und sie haben sich vorgenommen, jedes Kind bis zu den Sommerferien wenigstens ein Mal persönlich gesehen zu haben. Außerdem überlege das Team, wie das Training vielleicht bald wieder möglich sein könnte.
Hier warteten sie noch darauf, was die Landesregierung zur Öffnung der Kinder- und Jugendarbeit beschließt. Dieses Thema müsse im Hinblick auf die Lockerungen mehr diskutiert werden, fordert Müller. Es sei wichtig, dass es wieder Angebote für Kinder und Familien gebe. Denn auch Familien, die eigentlich gut aufgestellt seien, berichteten ihnen, dass es langsam echt schwierig werde – „für die Kids“.