Armut

Wohlfahrtsverbände fordern Notfallfonds

Steigende Energiekosten bringen rund ein Viertel der Haushalte im Land massiv in Schwierigkeiten.

18.10.2022

Von dpa

Roland Saurer, Sprecher der Landesarmutskonferenz, nimmt an einer Fotoaktion zu Beginn der Aktionswoche „Armut bedroht alle“ teil.

Roland Saurer, Sprecher der Landesarmutskonferenz, nimmt an einer Fotoaktion zu Beginn der Aktionswoche „Armut bedroht alle“ teil.

Stuttgart. Aufgrund steigender Energiekosten haben Wohlfahrtsverbände in Baden-Württemberg einen landesweiten Notfallfonds gefordert. Damit könnten etwa Strom-, Wasser- und Gassperren verhindert werden, sagte Michael Karmann, Sprecher der Liga der freien Wohlfahrtspflege, zu der etwa Caritas, Deutsches Rotes Kreuz und Diakonie gehören. „Wir gehen davon aus, dass Haushalte mit bis zu 4000 Euro brutto deutliche Schwierigkeiten dabei haben werden, Nachzahlungen zu leisten, die im vierstelligen Bereich liegen“, sagte Karmann am Montag in Stuttgart.

Einer Auswertung des Statistischen Landesamtes zufolge fallen im Südwesten fast ein Viertel (23,8 Prozent) der Haushalte in den Bereich der einkommensschwachen Gruppe. Das sind mehr als 2,6 Millionen Menschen – davon rund 573 000 Kinder und Jugendliche. Mit der Aktionswoche „Armut bedroht alle“ will die Landesarmutskonferenz in dieser Woche stärker auf das Thema aufmerksam machen.

Die momentanen Bemühungen der Politik seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sagte Karmann. Energieversorger müssten an den Tisch geholt werden, um zu verhandeln, dass Zahlungsrückstände nicht wie üblich in einem Rutsch erledigt werden müssten, sondern in Raten zahlbar seien. Strom, Gas oder Wasser wird laut Bundesnetzagentur abgedreht, wenn Verbraucher ihren Lieferanten den doppelten Monatsabschlag oder mindestens 100 Euro schuldig sind.

Auch Beratungsdienste hätten auf viele Fragen keine Lösungen, sagte Karmann. Die Wohlfahrtsverbände fordern einen Sozialgipfel mit Ministerien und Energieunternehmen. Diesem erteilte das Sozialministerium eine Absage. Eine Sprecherin des Sozialministeriums verwies auf das dritte Entlastungspaket des Bundes, das derzeit ausgestaltet werde. Die finanzielle Entlastung in Krisenzeiten könne und müsse in erster Linie bundeseinheitlich über die Regelsysteme ausbezahlt werden. „Ein Flickenteppich der Länder – das haben wir während der Corona-Pandemie gelernt – kann nicht der Schlüssel zur Bewältigung nationaler Krisen sein.“ dpa

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Erstellt:
18.10.2022, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 53sec
zuletzt aktualisiert: 18.10.2022, 06:00 Uhr

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