Spahn im Kurz-Interview

„Wir brauchen dringend eine Testpflicht in Pflegeheimen“

Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn will die Immunisierung beschleunigen. Dazu setzt er auch auf die Wiederbelebung der Impfzentren.

04.11.2021

Von Claudia Kling

Will eine Testpflicht in Pflegeheimen: Bundesminister Jens Spahn (CDU). Foto: Michael Kappeler/dpa

Will eine Testpflicht in Pflegeheimen: Bundesminister Jens Spahn (CDU). Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin. Wie im vergangenen Jahr geraten in der Corona-Krise die Pflegeheime ins Visier. Um die Bewohner zu schützen, fordert der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine bundesweite Testpflicht in den Heimen.

In einem Brandenburger Seniorenheim sind inzwischen 12 Bewohner nach einer Corona-Infektion verstorben. Laut dem örtlichen Gesundheitsamt waren nur 50 Prozent der Pfleger geimpft. Was können Sie tun, um die Älteren besser zu schützen?

Jens Spahn: Die Nachrichten aus Brandenburg haben mich schockiert. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es war, dass wir die Auskunftspflicht über den Impfstatus von Angestellten in Pflegeheimen durchgesetzt haben. Dadurch können Ungeimpfte erkannt und von Pflegebedürftigen ferngehalten werden. Aber das reicht offenbar noch nicht. Deshalb brauchen wir dringend eine Testpflicht in Altenheimen. Das haben einige Bundesländer bislang verhindert. Ich hoffe, mit der Gesundheitsministerkonferenz in Lindau ändert sich das.

Sie haben die Bundesländer aufgefordert, ihre Impfzentren wieder hochzufahren, um mehr ältere Menschen zu einer Booster-Impfung zu motivieren. Im Frühjahr hieß es, die Hausärzte seien die bessere Adresse fürs Impfen. Warum jetzt die Kehrtwende?

Wir haben die Impfkampagne immer auf mehrere Beine gestellt. Die Hausärztinnen und Hausärzte haben einen wesentlichen Anteil am Erfolg. Aber genauso wichtig waren gerade in der Anfangsphase die Impfzentren. Und auch die mobilen Impfteams wie auch die Betriebsärztinnen und -ärzte haben dazu beigetragen, dass mehr Menschen im Alltag Gelegenheit zum Impfen hatten. Jetzt die Impfzentren langsam wieder zu öffnen, liegt aber in der Logik der Auffrischimpfungen. Wir wollen möglichst schnell möglichst viele Menschen erreichen. Das schaffen die Hausärztinnen und -ärzte nicht allein. Erst recht nicht, wenn sich diejenigen impfen lassen wollen, die vorher im Impfzentrum waren.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Auffrischungsimpfungen für Menschen ab 70 Jahren, die Gesundheitsminister haben allen über 60-Jährigen eine dritte Impfung ans Herz gelegt. Warum konnten Sie sich nicht auf eine Altersangabe einigen?

Die Stiko ist für Fachleute gedacht. Und die können das auch deuten. Ihre Impf-Empfehlungen haben keinen Anspruch auf Ausschließlichkeit. Sie haben also eine wissenschaftliche Empfehlung auf der einen Seite und einen größeren rechtlichen und politischen Rahmen auf der anderen Seite. Das ist übrigens bei jeder Impfung so. Arzt und Patient entscheiden im Einzelfall, ob eine Impfung sinnvoll ist. Möglich ist eine Auffrischimpfung gegen das Corona-Virus für alle, die älter sind als zwölf Jahre und deren Impfserie lange genug zurückliegt.

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Erstellt:
04.11.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 04.11.2021, 06:00 Uhr

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