Rottenburg · Direkt gefragt (1):
Video: Das sagen die OB-Kandidaten zum Klimawandel und zur Windkraft
Das TAGBLATT hat die Bewerber der Oberbürgermeisterwahl am 17.März zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Eines der Themen: Wie stehen sie zum geplanten Windpark bei Rottenburg? Was muss und kann die Stadt noch tun, um dem Klimawandel entgegenzuwirken? Die Antworten der Kandidaten verschriftlicht und das komplette Gespräch finden sie hier.
Stephan Neher (Oberbürgermeister, Amtsinhaber)
Unbestritten ist: Die Klimaerwärmung ist eine der größten Herausforderungen, der wir uns stellen müssen. Und jeder einzelne, die Kommune, alle Ebenen bis hin zu den Weltkonferenzen, müssen ihren Beitrag leisten. Wir haben in Rottenburg schon sehr viel: Wasserkraft, Biomasse im Gäu. Photovoltaik muss überall, wo es sinnvolle Dachflächen gibt, genutzt werden. Eine weitere Komponente ist die Windenergie. Es gibt keine Energieerzeugungsart, die keine Nachteile mit sich bringt. Es ist verständlich, wenn es Vorbehalte gegen die Windkraftanlagen gibt. Auf der anderen Seite ist dieser Mix notwendig.
Das zweite ist die kommunale Wärmeplanung. Ein Großteil der CO2- Emissionen kommt durch die Wärmeerzeugung. Wo gibt es Möglichkeiten für Nahwärme? In Kiebingen kann man Abwärme durch die Kläranlage verwenden, im Stadtgebiet Neckarwärme. Wenn wir alle diese Komponenten nutzen, sind wir auf einem guten Weg, unseren Beitrag als Kommune zu leisten.
Klaus Weber (Allgemeinmediziner)
Kohleverstromung ist für mich keine Lösung – ich habe eine Zeitlang im Ruhrgebiet gelebt, ich kann mich noch gut daran erinnern, wie das war – Atomkraftwerke auch nicht, wegen der Endlagerung. Dann bleiben Zwischentechnologien und andere langfristige Technologien.
Was man in Rottenburg mehr tun könnte: die Bedingungen für Photovoltaik erleichtern, zum Beispiel, indem man Stadtbildsatzung und Ortsbildsatzungen ändert.
Die Windkraft wird eine wichtige Rolle spielen, auch wenn viele Fragen noch ungeklärt sind. Wir haben zum Beispiel noch zu wenig Möglichkeiten, mit überschüssiger Windenergie umzugehen. Ich bin, mit etwas Bauchweh, prinzipiell für die Windenergie, würde aber bei der Kommunikation der Problematik noch Luft nach oben sehen.
Christl Glauder (Verwaltungsangestellte)
Ich bin absolut dafür – für die Windkraftanlagen.
Unsere Generation: Wir haben’s kaputt gemacht. Seit Jahrzehnten werden wir gewarnt, seit Jahrzehnten will’s keiner wissen. Wir fliegen, wir fahren, wir machen alles immer weiter.
Wir brauchen die Windkraft. Vielleicht ist es ja eine vorübergehende Technologie. Sie ist relativ gut wieder zurückzubauen. Aktuell gibt es noch das Thema mit dem Recycling der Rotorenblätter. Alles andere kann man machen. Der Flächenverbrauch, der von vielen gefürchtet wird, ist ja auch nicht so dramatisch.
Wir müssen aber auch ganz andere Dinge angehen.
Wir müssen endlich an den Verkehr ran und den Leuten echte Optionen im ÖPNV geben. Es kann nicht sein, dass ich von einem Stadtteil zum anderen eine Stunde unterwegs bin mit dem ÖPNV. Da nimmt jeder das Auto.
Bei Windkraft und Photovoltaik muss man die Bürokratie abbauen und die Genehmigungsprozesse beschleunigen.
Volkmar Raidt (Elektroinstallateur und Landwirt)
Zur Windkraft: Solange es keine Speichermedien gibt, bin ich da noch sehr gespalten. Man sieht es ja oft und fragt sich: Wieso laufen von 10 oder 15 Windrädern nur ein oder zwei. Die können ja vom Energieversorger abgeschaltet werden, wenn der Strom nicht verwertet werden kann.
Wir werden weiterhin, um die Netzstabilität zu erhalten, Strom aus Atom und Kohle brauchen.
Aus diesem Grund muss man zwar irgendwie weitermachen mit Solar und Wind. Ich verstehe aber auch die Einwände von Menschen, die davon jetzt betroffen sind, etwa vom Infraschall. Sensible Menschen reagieren da wahrscheinlich schon drauf. Außerdem ist in den Windkraftanlagen immer noch Schwefelhexaflourid verbaut, das ist massiv ozonschädlich, wenn das an die Luft kommt. Man muss schauen, wie man die Technologie verbessert.