Bildung

Wie weiter nach Ostern?

Die Landesregierung arbeitet an Konzepten für weitere Öffnungen von Schulen. Knackpunkt sind Massen-Schnelltests unter Schülern.

26.03.2021

Von AXEL HABERMEHL

Fünftklässler der Johanniter-Realschule Heitersheim im Unterricht. Wie geht es nach Ostern weiter? Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Fünftklässler der Johanniter-Realschule Heitersheim im Unterricht. Wie geht es nach Ostern weiter? Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Stuttgart. Eine knappe Woche vor Beginn der Osterferien ist offen, wie es danach ab dem 12.?April an den Schulen weitergeht. Verbindliche Aussagen der Landesregierung dazu gibt es bisher nicht. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der die schulpolitische Entscheidungsgewalt seit seinem Wahlsieg über CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann weitestgehend ins Staatsministerium gezogen hat, sprach diese Wochen von „Perspektiven“ und „möglichst viel Präsenz“. Belastbare Aussagen traf er aber nicht, eine Sprecherin seines Hauses verwies auf andauernde Beratungen.

Im Landtag versprach Kretschmann, mit Vertretern von Eltern, Lehrkräften und Schulleitungen zu „erörtern, wie wir in den Schulen nach den Osterferien weitermachen“. Das Gespräch soll nach Informationen dieser Zeitung am Montag stattfinden. Der Regierungschef stellte einen „Ausbau der Sicherheitsmaßnahmen“ für Schulen in Aussicht. Dazu zählte er Impfungen für Lehrer. Zudem arbeitet die Regierung laut Sprecherin an Plänen für einen massiven Ausbau des Einsatzes von Schnelltests an Schülern. Auch ein auf Inzidenzen basierendes Konzept für Öffnungen von Schulen werde erarbeitet.

Der Kretschmann-Vertraute und Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz sprach im Landtag von einem „Stufenplan“, um allen Kindern zu ermöglichen, nach den Osterferien zumindest für wenige Tage in der Woche Präsenzunterricht zu erhalten. „In einem solchen Stufenplan kann, abhängig vom Infektionsgeschehen im jeweiligen Landkreis, festgelegt werden, wann Schüler im Hybridunterricht, im Wechselunterricht zwischen Präsenz und Homeschooling oder auf herkömmliche Weise unterrichtet werden, und wann Distanzunterricht notwendig ist“, sagte Schwarz.

Millionen Test pro Woche

Knackpunkt für Öffnungen dürfte die Entwicklung der Infektionszahlen sein, jedoch auch ein funktionierendes Konzept für den Massen-Einsatz von Schnelltests auf das Coronavirus. Bisher beschränkt sich das Land auf Lehrer, die zu wöchentlich zwei freiwilligen, anlasslosen Gratis-Tests berechtigt sind. Nach Ostern sollen auch Schüler getestet werden, voraussichtlich zweimal pro Woche. Klare Ansagen zum Konzept, zu Beschaffung, Abläufen und Regularien oder zum Umgang mit Kindern, deren Test positiv ausfällt, stehen aber noch aus.

Offen ist etwa, ob das Land den rund 4500 Schulen überhaupt genügend Tests liefern kann. Bei zwei pro Woche für alle Beteiligten kalkuliert das Staatsministerium mit 3,5 Millionen Tests pro Woche allein an Schulen. Ungeklärt sind auch etliche praktische, logistische, ethische und rechtliche, aber auch ganz grundsätzliche Fragen. Die entscheidende dürfte sein, ob eine Testpflicht geschaffen wird, indem das Recht, eine Schule zu betreten, an ein negatives Testergebnis gekoppelt wird. „Welche Möglichkeiten wir in Richtung einer Testpflicht haben, loten wir rechtlich aus“, sagte Kretschmann.

Bisher zeigen Erfahrungen aus der Praxis – einige Kommunen und Schulen haben in Eigenregie mit Testungen begonnen –, dass viele Beteiligte, meist Eltern, anlasslose Tests ablehnen. Dominic Brucker, Schulleiter der Grund- und Gemeinschaftsschule Jettingen, wo sich Schüler zweimal pro Woche unter Anleitung selbst testen, berichtet, die Teilnahmequote sei „von Klasse zu Klasse recht unterschiedlich“. Von einem Drittel bis 90 Prozent reiche die Spanne. Matthias Wagner-Uhl, Rektor der Schule Neuenstein, sagt, dort hätten rund 60 Prozent der Eltern ihr Einverständnis zu Tests erteilt, die eine private Arztpraxis an der Schule durchführt. Auch Thomas Speck, Landeschef des Berufsschullehrerverbands, berichtet, „die Testbereitschaft variiert von Klasse zu Klasse“. Mit Blick auf anstehende Abschlussprüfungen müsse „über eine Testpflicht nachgedacht werden“, findet Speck.

Die fordert auch Michael Mittelstaedt, Vorsitzender des Landeselternbeirats – ungeachtet der Tatsache, dass Tests, vor allem bei Grundschülern, unter Eltern umstritten seien: „Wenn Sie das freiwillig machen, können sie es auch sein lassen“, sagt er und plädiert er für tägliche Tests durch geschultes Personal. Vorrangig aber verweist Mittelstaedt auf offene praktische und organisatorische Fragen. So seien viele verschiedene Tests mit unterschiedlichen Anwendungsmethoden auf dem Markt, auch schwanke die Senitivität der Produkte erheblich. „Da können viele Fehler passieren“, warnt er.

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Erstellt:
26.03.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 26.03.2021, 06:00 Uhr

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