Corona
Weiter warten auf die Impfung
Auch im Juni werden die Impfzentren in Baden-Württemberg mangels Vakzin nicht voll ausgelastet sein. Etwas zuversichtlicher sind die Hausarztpraxen.
Daran wird sich, zumindest in den Impfzentren, auch im Juni nicht viel ändern, meint das Sozialministerium in Stuttgart. „Die Liefermengen an die Impfzentren bleiben in den nächsten Wochen gleich“, teilte ein Sprecher von Minister Manfred Lucha (Grüne) mit. Pro Woche bekomme das Land rund 330?000 Impfdosen für die Impfzentren – gleich viele wie im Mai. Das hat auch Auswirkungen auf die Terminverfügbarkeit. „Aufgrund dieser stagnierenden Liefermengen und eines hohen Zweitimpfungsbedarfs wird es in den kommenden Wochen zu weniger Erstimpfungen in den Impfzentren kommen“, sagte der Sprecher. Das bedeute, dass es weniger Termine über die Website und die Hotline gebe.
Darüber ist man in Stuttgart alles andere als glücklich. Man habe die Impfzentren nach der Ankündigung Spahns hochgefahren sowie Impfstoffreserven abgebaut. Lucha fordert deswegen seit Wochen vom Bund mehr Impfstoff – und streitet seit Tagen mit Spahn in Form von Interviews und Pressemitteilungen. Spahn verteidigte das Vorgehen des Bundes und kritisierte Luchas Forderungen in einem Interview mit den Stuttgarter Blättern. Die Impfstoffe würden wie vereinbart auf die Bundesländer verteilt. Zudem lägen seinem Haus Meldungen vor, wonach es im Südwesten Impfstoff gebe, „der bislang noch nicht den Weg zu Patientinnen und Patienten gefunden hat“.
Etwas zuversichtlicher in Richtung Juni blickt die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). „Wir gehen davon aus, dass die Impfstofflieferungen im Juni anwachsen werden“, sagte deren Sprecher Kai Sonntag. Man wisse allerdings nicht, wie stark der Zuwachs ausfalle. „Es hat sich nichts daran geändert, dass wir von Woche zu Woche auf Sicht fahren müssen.“ Auch Menschen, die auf einen Erstimpfungstermin warten, macht Sonntag etwas Hoffnung. In dieser Woche liege der Fokus nochmals stark auf den Zweitimpfungen, danach geht die KVBW davon aus, dass wieder mehr Impfstoff für Erstimpfungen zur Verfügung steht.
Verbessert habe sich aus Sicht der niedergelassen Ärzte zuletzt auch die Akzeptanz des Impfstoffs von Astrazeneca. Immer wieder hatten Ärzte geklagt, die Impfdosen nur nach stundenlanger telefonischer Patientensuche in den Impfarm zu bekommen. „Dieses umständliche Abtelefonieren findet nicht mehr statt“, sagte Sonntag. Inzwischen meldeten sich in den Arztpraxen genügend Interessenten, die den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers nehmen würden. Dazu habe auch die Aufhebung der Priorisierung in den Arztpraxen beigetragen.
Ab dem 7. Juni soll die nun auch in den Impfzentren wegfallen, sodass auch dort jeder einen Termin vereinbaren kann. Kritik daran kommt von der Gewerkschaft Verdi. „Impfstoff für alle freigeben ist natürlich sehr wünschenswert. Aber falsch, solange es nicht genug Impfstoff für alle gibt“, sagte Landesbezirksleiter Martin Gross. Etliche Berufsgruppen, die seit Mitte Mai impfberechtigt sind, zum Beispiel Busfahrer, Verkäuferinnen und Verkäufer oder auch pädagogisches Fachpersonal in Kitas, seien noch lange nicht durchgeimpft und bräuchten so schnell wie möglich Impfangebote. „Das sind wir denen schuldig, die seit über einem Jahr im Dienste der Gesellschaft ein hohes Infektionsrisiko tragen“, sagte Gross. Die geplante Freigabe der Impfungen für alle führe faktisch zu einer „Impf-Rallye“.
Mehr Impfstoff für die Kreisimpfzentren
Um die Lieferungen des Impfstoffs innerhalb Baden-Württembergs fairer zu verteilen, wurden bereits im April bei einem Impfgipfel veränderte Verteilregeln beschlossen. „Maßgebliche Kriterien für diesen Ausgleich zwischen den Impfzentren sind insbesondere die Einwohnerzahl der Stadt- und Landkreise, die Impfquoten der Kreise sowie das schnelle, effiziente und vollständige Verimpfen der gelieferten Dosen“, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums. Durch den Beschluss bekämen die Kreisimpfzentren etwas mehr Impfstoff, die Zentralen Impfzentren dagegen keine zusätzlichen Dosen.