Verkehr

Warum der Ausbau bei der Bahn kaum vorangeht

Gute Verbindungen und Schieneninfrastruktur sind entscheidend für die Mobilitätswende. Doch es dauert lang, bis Projekte fertiggestellt werden.

19.02.2021

Von Dorothee Torebko

Mehr Güter auf die Schiene für mehr Umweltschutz: So lautet die Forderung an die Bahn. Doch der Ausbau stockt. Foto: Soeren Stache/dpa

Mehr Güter auf die Schiene für mehr Umweltschutz: So lautet die Forderung an die Bahn. Doch der Ausbau stockt. Foto: Soeren Stache/dpa

Berlin. Verdoppelung der Fahrgastzahlen, mehr Güter auf die Schiene, mehr Umweltschutz: Das sind die Forderungen an die Bahn. Dazu braucht es mehr Kapazitäten, eine gut funktionierende Infrastruktur, neue Züge – und neue Gleise. Das möglichst schnell. Doch genau hier hapert es. Im vergangenen Jahr ist in Deutschland kein Schienenkilometer neu gebaut worden. Warum geht es mit dem Aus- und Neubau der Schiene so schleppend voran?

Zum einen betrifft der Streckenneubau häufig umfangreiche Großprojekte. Davon gibt es nicht so viele wie bei der Straße. Deshalb werden auch mehr Straßenprojekte pro Jahr fertig gestellt.

Zum zweiten betonen Branchenkenner, dass die Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden. Die Bundesregierung hat die Straße vor der Schiene finanziell priorisiert. So erklärt sich, weshalb mehr Bundesfernstraßen gebaut und in Betrieb genommen wurden als Kilometer Schienenweg, gibt der Bahn-Verband Allianz pro Schiene an.

Drittens „ist die Bauindustrie voll ausgelastet. Deshalb steigen die Baukosten derzeit dramatisch an“, erklärt der Bahn-Experte Christian Böttger. „Mit den bereitgestellten Mitteln kann man den politisch gewollten Ausbau der Schiene nicht erreichen“, sagt der Professor der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.

2019 und 2020 hat das Bundesverkehrsministerium für Straßenneu- und -ausbau 4,8 Milliarden Euro ausgegeben. Für den Neu- und Ausbau von Gleisen waren es rund 4,2 Milliarden Euro. Zum ersten Mal überhaupt soll im Jahr 2022 mehr in die Schiene als in die Straße investiert werden.

Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, betont zwar, dass die Haushaltspolitik insgesamt schienenfreundlicher geworden sei. Doch vor allem betreffe das den Erhalt und die Sanierung. Es bedürfe aber auch einer stärkeren Förderung des Neu- und Ausbaus. Eine Lücke im Etat sieht Flege mittelfristig. Statt bis zu zwei Milliarden Euro müsse der Bund drei Milliarden Euro ab 2022 in neue Schienenwege investieren.

Einen Stillstand bei Neu- und Ausbau sieht die Deutsche Bahn nicht. Nach Angaben des Staatskonzerns wurden durchaus Kapazitäten im Netz geschaffen. So wurde die Strecke zwischen München und Lindau elektrifiziert, wodurch Fahrgäste seit Dezember 2020 Zeit sparen. Außerdem wurden auf dem Güter-Umschlagterminal in Lehrte neue Gleise gebaut. Diese zählen aber nicht zum Streckennetz und sind daher nicht aufgeführt. „Aktuell planen und bauen wir an zahlreichen weiteren Aus- und Neubauvorhaben für mehr Kapazität in der Infrastruktur“, sagte die Bahnsprecherin. Im Laufe des Jahres sollen sie vorgestellt werden.

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Erstellt:
19.02.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 19.02.2021, 06:00 Uhr

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