Handel

Warum Milchprodukte deutlich teurer werden

Aldi hat den Anfang gemacht, andere werden folgen: Die Preise für Milch und Milchprodukte steigen gerade auffallend.

17.11.2021

Von Caroline Strang

Das Frühstück wird bald mehr kosten. Grund ist ein Preisanstieg für Milchprodukte. Foto: ©sebra/shutterstock.com

Das Frühstück wird bald mehr kosten. Grund ist ein Preisanstieg für Milchprodukte. Foto: ©sebra/shutterstock.com

Frankfurt (Oder). Nun wird auch noch das Frühstück teurer. Bei einigen Händlern ist der Preis für Butter gestiegen, weitere werden nachziehen. So packte Aldi Süd zumindest in einigen Regionen gleich mal rund 22 Prozent auf den aktuellen Preis für ein Päckchen. Doch dabei wird es laut Experten nicht bleiben. Auch die Preise für Trinkmilch und Milchprodukte wie Käse oder Joghurt könnten deutlich teurer werden.

„Massive Preiserhöhungen“ kündigten einige Molkereien laut dem Branchenblatt „Lebensmittelzeitungen“ (LZ) jüngst an. Als Gründe nannten sie auch gestiegene Kosten in mehreren Bereichen. So stieg das Milchgeld, also der Preis für Milch, den Molkereien direkt an die Bauern bezahlen, in den vergangenen Monaten um rund 10 Prozent. Die Kosten für das Milchgeld machen für Molkereien rund 70 Prozent der Kalkulation der Preise für Trinkmilch und Milchprodukte aus, wie die LZ berichtet. Außerdem verteuerten sich in den vergangenen Monaten wie in anderen Branchen für die Milchindustrie Löhne, Energie, Verpackung und Logistik.

Auch ein Sprecher von Aldi Süd verweist auf diese Gründe. „In der Lieferkette für Milchprodukte sind in den vergangenen Monaten die Kosten für Futtermittel, Löhne, Energie, Verpackung, Logistik deutlich gestiegen. Diesen Preisentwicklungen können wir uns als Händler nicht entziehen.“ Änderten sich die Marktpreise, ließe sich nicht vermeiden, die Preise nach oben anzupassen, sagt der Sprecher. Schließlich seien die Preise, die der Discounter den Lieferanten zahle, das Ergebnis von Ausschreibungen, die sich am Angebot und der Nachfrage auf dem gesamten Markt orientieren, beeinflusst von weiteren Faktoren wie etwa Qualitäts- oder Nachhaltigkeitskriterien.

Ein weiterer Grund liegt in der Menge: Es wird weniger Milch angeliefert als in den Vorjahren. „Das ist nicht nur in Deutschland so, sondern auch in Frankreich und den Niederlanden“, sagt Andreas Gorn, Bereichsleiter Milchwirtschaft bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Also bei den drei größten Milchproduzenten in der EU. „Es fehlt also Rohmilch, das führt zu höheren Preisen für diesen Rohstoff. Und damit werden auch die Produkte teurer, weil sie knapp sind“, sagt der AMI-Experte.

Weniger Milch gibt es aus verschiedenen Gründen. So ist die Zahl der Milchkühe seit Jahren kontinuierlich rückläufig. „Außerdem war die Qualität des angebauten Futters in diesem Jahr nicht besonders gut und Kraftfutter sehr teuer“, sagt Gorn. Die Landwirte gleichen das schlechtere Futter und die geringere Zahl der Kühe in dieser Situation nicht mehr durch Kraftfutter aus. „Das lohnt sich finanziell nicht, auch wenn die Milchleistung der Kühe dadurch abnimmt“, sagt Gorn.

Gut für die Landwirte: Sie profitieren von den höheren Preisen. Sie bekommen nun mehr Geld für ihre Milch. Insgesamt kommen seit März Preisaufschläge bei den Erzeugern an, erklärt der Experte. „Im September lagen der Preise pro Kilo Milch bei 36 Cent im Bundesschnitt, das sind vier Cent mehr als zu Jahresbeginn.“

Das befeuert die Verhandlungen über die Kosten für Trinkmilch. Laut LZ-Informationen wurden schon erste Kontrakte mit höheren Preisen abgeschlossen, viele werden wohl aber erst Ende des Jahres vereinbart. Verbraucher, so die Vermutung, müssen dann aber Anfang des Jahres mit höheren Preisen für Milch und Milchprodukte in den Supermarktregalen rechnen.

Auch Gorn erwartet weitere Aufschläge. Denn: „Die Situation bleibt auf der Angebotsseite angespannt“, sagt er. Aldi will sich dazu nicht äußern. „Wie sich die Kosten weiter entwickeln werden, lässt sich nicht zuverlässig prognostizieren.“ Man wolle diesbezüglich nicht spekulieren.

6,3 Kilogramm Streichfett pro Jahr

Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauchvon Butter, Milchfett- und Milchstreichfetterzeugnissen in Deutschland im Jahr 2020 lag laut Statistischem Bundesamt bei etwa 6,3 Kilogramm. Dieser Wert war in den vergangenen 20 Jahren relativ stabil. Im vergangenen Jahr sanken die Verbraucherpreise für Butter noch – gegenüber dem Vorjahr um rund 6,7 Prozent. Mehr als 30 Millionen Personen in Deutschland über 14 Jahren verwenden laut Umfragen täglich Butter. Im Jahr 2020 betrug die verfügbare Verbrauchsmenge an Butter und Milchstreichfetten in Deutschland insgesamt rund 423 600 Tonnen. cast

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Erstellt:
17.11.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 17.11.2021, 06:00 Uhr

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