Studie

Vorne lernt es sich besser

Wissenschaftler der Uni Tübingen erforschen Auswirkungen des Sitzplatzes im Klassenzimmer auf die Lernleistung der Schüler.

28.01.2019

Von ST

Schülerinnen und Schüler lernen nicht auf jedem Platz im Klassenzimmer gleich gut: Eine Tübinger Studie zeigt erstmals, dass sie mehr lernen, wenn sie nahe bei der Lehrkraft und nicht in der letzten Reihe des Klassenzimmers sitzen. Die Forscher/innen der Graduiertenschule und des Forschungsnetzwerkes LEAD an der Uni Tübingen nutzten dafür ein virtuelles Klassenzimmer.

Alle Kinder erlebten darin mittels einer Virtual-Reality-Brille die exakt gleiche Unterrichtssituation: entweder von einem Sitzplatz nahe bei der Lehrkraft oder in der letzten Reihe. Die Studie wurde jetzt in der Zeitschrift „Learning and Instruction“ veröffentlicht.

Das Experiment zeigt, so die Autoren, dass die Nähe zur Lehrkraft einen Unterschied für den Lernerfolg von Schülern machen kann. „Nach der gemeinsamen Mathematikstunde im Virtuellen Klassenzimmer lösten die Schülerinnen und Schüler der vorderen Sitzreihen Mathematikaufgaben schneller als die der hinteren Reihe“, sagt Erstautorin Friederike Blume, die im Bereich Schulpsychologie forscht.

„Wichtig ist nun, zu überlegen, wie in einem echten Klassenzimmer alle Kinder gleichermaßen von der Nähe zur Lehrkraft profitieren können.“ Dies könne etwa erreicht werden, indem sich die Lehrkraft während des Unterrichts im Klassenraum bewegt oder die Sitzposition der Schülerinnen und Schüler während eines Schuljahres regelmäßig wechselt.

In weiteren Studien der Schulpsychologie soll im virtuellen Klassenzimmer nun untersucht werden, welche Unterstützungsmaßnahmen den Kindern helfen, sich weniger ablenken zu lassen oder ihre Aufmerksamkeit zu steuern. Dabei sollen auch Blickbewegungen oder die Hirnaktivität erfasst werden, was in realen Versuchsanordnungen nur schwer möglich wäre, so die Forscher.

Der Bildungsforscher und Mitautor Richard Göllner möchte vor allem weitere Klassenzimmerszenarien in den Blick nehmen: „Wir werden die Bedeutung anderer Unterrichtsabläufe und -bedingungen für das Lernen von Schülerinnen und Schülern untersuchen.“ Beispielsweise das Verhalten von Mitschülerinnen und Mitschülern oder die didaktischen Methoden einer Lehrerin oder eines Lehrers.

Es sei sehr aufwändig, so Göllner, Experimente dieser Art in realen Schulklassen durchzuführen. Mit virtuellen Umwelten und VR-Brillen könne man unterschiedliche Einflussgrößen dagegen systematisch und unkompliziert betrachten. „Auf welche Weise komplexere Klassenzimmerszenarien in einer virtuellen Umgebung am besten umgesetzt werden können, ist daher ein weiteres wichtiges Ziel unserer Arbeit“, so Göllner.

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Erstellt:
28.01.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 04sec
zuletzt aktualisiert: 28.01.2019, 01:00 Uhr

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