Fußball
Vorbild mit Verspätung
An Cacau , den einstigen Stürmerstar des VfB Stuttgart, erinnern sich viele Fußballfans gut und gerne. Der Deutsch-Brasilianer hatte aber nicht nur außergewöhnlichen Torinstinkt, sondern war ein Spieler mit zwei Gesichtern.
Oft aufbrausend und jähzornig auf dem Platz, wenn er sich ungerecht behandelt fühlte, leise, lammfromm und zuvorkommend dagegen hinterher. Heute ist der 38-Jährige Integrationsbeauftragter des DFB und privat engagiert für soziale Projekte.
Dieser Cacau ist ein Vorbild. Nick Kyrgios, aktueller Beruf Tennis-Rüpel, kann das vielleicht auch noch werden. Der Australier ist ja erst 24. Gerade hat er sich mit dem Sieg beim Turnier in der US-Hauptstadt Washington seinen sechsten Titel auf der ATP-Tour gesichert und hatte seine Nerven im Griff, wie das messerscharfe 7:6 (8:6), 7:6 (7:4) gegen den Russen Daniil Medwedew zeigt.
„Diese Woche bedeutet mir viel. Ich habe mir und den Leuten hinter mir bewiesen, dass ich immer noch auf höchstem Niveau spielen kann“, sagte der für seine Espakaden bekannte Kyrgios, in Canberra geborener Sohn eines griechischen Vaters und einer halb-malaysischen Mutter. Mehrfach kassierte er Verwarnungen und Geldstrafen für Disziplinlosigkeiten, zuletzt war er im Mai in Rom wegen Fluchens und Schlägerwerfens sogar disqualifiziert worden.
Wird Kyrgios jetzt vielleicht doch langsam erwachsen? Er sollte – Washington sei Warnung – nur nicht den Falschen nacheifern. Denn als schlimmer Flegel kann man ja durchaus auch mal Präsident werden.