Dietmar Lemke muss wieder ganz von vorne anfangen

Vor einem Jahr hat Dietmar Lemke alles verloren · Jetzt stand sein Bauwagen wieder in Flammen

Es war kurz nach halb elf, als die Ammerbucher Feuerwehr am Donnerstagabend ausrückte und zu den Obstwiesen ins Gewann Schwarzenburg fuhr. Ein Nachbar aus dem nahegelegenen Entringer Herdweg hatte den Brand kurz zuvor gemeldet. Der Bauwagen, in dem Dietmar Lemke wohnt, stand da längst in Flammen. Er brannte komplett aus.

01.12.2017

Von Christine Laudenbach

„Fast alles, was ich hatte, ist wieder weg“, sagt Dietmar Lemke. Sein Bauwagen brannte komplett aus. Bild: Vetter

„Fast alles, was ich hatte, ist wieder weg“, sagt Dietmar Lemke. Sein Bauwagen brannte komplett aus. Bild: Vetter

Lemke wurde nicht verletzt. Bereits vor ein paar Tagen war er in die Pfalz zu seiner Freundin gefahren. Auch die Tiere, die mit ihm am Entringer Ortsrand leben, hatte er dorthin gebracht. Seine Existenz jedoch ist zerstört. Fast alles, was der 53-Jährige besaß, sei in Flammen aufgegangen, sagt er. „Jetzt kann ich wieder ganz von vorne anfangen.“

Wie sich das anfühlt, ist dem Frührentner nicht neu. Vor fast genau einem Jahr hat Lemke schon einmal seine ganze Habe verloren. Auch damals lebte er in einem ausgebauten Bauwagen. Nach einer Verpuffung im Ofen brannte kurz vor Weihnachten seine Behausung komplett aus. Auch damals war der Entringer glücklicherweise nicht im Wagen und blieb unverletzt. Dass es brennt, habe er Donnerstagnacht von seinem Freund Hartmut Vetter am Telefon erfahren, erzählt er. „Ich dachte, er will mich verkohlen.“ Offenbar habe jemand in Entringen einen Knall gehört, dann habe es geraucht. „Ich bin geschockt, und das ist noch milde ausgedrückt.“

Auch Vetter selbst dachte zunächst, „das ist jetzt ein Scherz“, als er kurz nach halb elf von dem Feuer hörte. Dass der Gasofen wieder dessen Ursache gewesen sein soll, schließt er aus. Der neu installierte Ofen ziehe Luft von außen und auch die Abluft werde dorthin geleitet. „Eine Verpuffung ist ausgeschlossen“, sagt auch Lemke. Was in dem erst vor einigen Monaten ausgebauten Wagen hätte brennen können, ist beiden ein Rätsel. „Mir fällt nichts ein“, sagt Vetter. Über Brandstiftung wollen sie nicht offen spekulieren. Nur so viel: Nach dem Brand vor einem Jahr habe es „sehr viele Gönner gegeben“, sagt Lemke, „aber auch sehr viele Neider“. Oder anders gesagt: Nicht alle hätten ihm die große Unterstützung gegönnt. Lemkes Jugendfreund Hartmut Vetter hatte damals laut getrommelt und sehr viele hatten geholfen: beim Aufräumen nach dem Brand, beim Sammeln von Geld, Kleidung und Lebensmitteln und schließlich beim Ausbau des Ersatzwagens, den Vetter für ihn aufgetrieben hatte. „Von alleine kommt man nicht auf die Füße“, weiß Lemke. 2012 brannte bereits seine Scheuer neben dem Wohnhaus in der Kirchstraße ab. In der Folge musste das Familienanwesen im alten Ortskern zwangsversteigert werden.

Die Polizei hat bislang keine Hinweise auf Brandstiftung. Frank Natterer von der Pressestelle berichtet ebenfalls von einem lauten Knall. Es habe offenbar eine Verpuffung gegeben. Spuren wiesen daraufhin, dass diese „eindeutig im Eingangsbereich“ des Wagens gewesen sei. „Das spricht zunächst für einen technischen Defekt.“ Weitere Ermittlungen seien jedoch notwendig und werden aufgenommen. Den materiellen Schaden beziffert die Polizei mit rund 5000 Euro.

Feuerwehrkommandant Dieter Karmann war mit 25 Entringer Kameraden Donnerstagnacht als einer der ersten vor Ort. Spuren auf der mit Schnee überzuckerten Wiese seien ihm keine aufgefallen, sagt er auf Nachfrage. Die Feuerwehr sei froh gewesen, als sich herausstellte, dass niemand, wie zunächst vermutet, im Wagen ist.

Am Wochenende will sich Dietmar Lemke selbst ein Bild machen – und irgendwann schauen, wie es weitergehen kann. Er fürchtet, wieder auf die Beine zu kommen, werde „diesmal noch schlimmer“.

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Erstellt:
01.12.2017, 18:41 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 01.12.2017, 18:41 Uhr

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