Kreis Tübingen · Statistik

Unfallbilanz: Viele hauen einfach ab

Die Polizei hat die Unfallbilanz für 2019 vorgelegt. Die Zahl der Verkehrstoten im Kreis ist gestiegen. Bei rund einem Fünftel aller Unfälle flieht der Verursacher.

12.03.2020

Von Jonas Bleeser

Bei den allermeisten Unfällen bleibt es bei einem Blechschaden, bei diesem wurden außerdem die Fahrer leicht verletzt. Archivbild: Ulrich Metz

Bei den allermeisten Unfällen bleibt es bei einem Blechschaden, bei diesem wurden außerdem die Fahrer leicht verletzt. Archivbild: Ulrich Metz

Die Polizei hat die Unfallbilanz für das vergangene Jahr vorgelegt. Darin hat sie alle ihr bekannten Verkehrsunfälle aus dem Bereich des Präsidiums zusammengefasst, also aus den Kreisen Esslingen, Reutlingen, Tübingen und dem Zollernalbkreis. Insgesamt waren es 35494, ein leichter Anstieg um 3,1 Prozent (Kreis TÜ: 5609, +2,1 Prozent Kreis RT: 9268, +0,1 Prozent). Angestiegen ist vor allem die Zahl der Blechschäden. Der Gesamtschaden beträgt nach Schätzungen von Experten über 543 Millionen Euro.

Die Zahl der Verkehrstoten bewegt sich insgesamt weiter „auf hohem Niveau“, so die Polizei. Im Kreis Tübingen stieg deren Zahl (alle Angaben gegenüber dem Vorjahr) von 3 auf 8 (RT: von 6 auf 8). Dabei kamen vier Fußgänger, zwei Autofahrer, ein Radfahrer und ein Lkw-Fahrer ums Leben. Bei drei dieser Unfälle war Alkohol eine der Ursachen.

Bei den Schwerverletzten dagegen waren die Zahlen rückläufig: Im Kreis sank sie von 125 auf 114 (RT: 231 auf 211), ein Rückgang von -8,8 Prozent (RT: -8,7 Prozent). Gleichzeitig wurden mehr Menschen leicht verletzt: es waren 709, 40 mehr als 2018 (RT: 1039, 113 weniger als 2018).

Die Polizei suchte auch nach den Ursachen. Bei den Unfällen, die über Parkrempler oder sonstige kleine Schäden hinausgehen, war es am häufigsten ein Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren, gefolgt von Vorfahrtsverstößen, zu geringem Sicherheitsabstand und zu schnellem Fahren. Ebenfalls verantwortlich: Mangelnde Verkehrstüchtigkeit, sei es durch Alkohol, Medikamente, wegen medizinischer Ursachen oder Übermüdung. Vor allem betrunkene Fahrer verursachten Unfälle, wenn auch weniger häufig als im Jahr zuvor (TÜ: 65 (85), RT: 112 (135). Im Kreis Reutlingen waren 21 Fahrer unter Drogeneinfluss, meist durch Marihuana oder Amphetamine, an Unfällen beteiligt, im Kreis Tübingen 8. Auch Fehler beim Überholen zählen zu den wiederkehrenden Unfallursachen.

Je schneller die Fahrer unterwegs waren, desto schwerer waren die Unfallfolgen. Jeder fünfte Verkehrsunfall mit schweren Personenschäden (Toten oder Schwerverletzten) geht auf das Konto nicht angepasster Geschwindigkeit, so die Polizei.

Dabei gab es viele Kontrollen: Im gesamten Präsidiumsbereich registrierten die Beamten 71000 Verstöße, die zu 972 Fahrverboten führten. Auch Gurtmuffel gibt es immer noch: 16730 Mal gab es dafür Bußgelder, 532 Kinder waren nicht ordnungsgemäß gesichert. 7680 Mal hatte vor den Augen der Polizei ein Fahrer oder eine Fahrerin das Mobiltelefon am Ohr.

Die Zahl der Motorradunfälle blieb im Kreis Tübingen mit 69 auf dem Vorjahresniveau (RT: 154 (184)). Rund die Hälfte der Motorradunfälle wurden von den Bikern selbst verursacht, wovon wiederum die Hälfte alleine stürzte. Es verunglückten dagegen mehr Radfahrer als im 2018 (Tü: 253, +4, RT: 352, +18). In 63 Prozent der Fälle verursachten die Radler selbst die Unfälle, bei 52 Prozent war kein weiterer Verkehrsteilnehmer beteiligt. Die Unfälle mit Beteiligung von E-Bikes stiegen in den vergangenen Jahren mit deren wachsender Beliebtheit stetig an. Auch mehr Fußgängerunfälle wurden registriert (TÜ: 76, +2, RT: 76, -17). Kinder auf dem Schulweg waren erfreulich selten von Unfällen betroffen (TÜ: 7; RT: 10).

Auf gleichbleibend hohem Niveau ist der Anteil derer, die Fahrerflucht begehen: „Bei jedem fünften Unfall haut der Verursacher ab. Dabei sollte man dazu stehen, wenn etwas passiert“, stellt Polizeisprecherin Andrea Kopp fest. Im Kreis Tübingen waren es 1076 Fälle (+53, RT: 1748, +12). Manche fliehen, weil sie getrunken haben, andere aus Angst davor, dass ihre Versicherungskosten steigen. Etwa ein Drittel der Unfallflüchtigen wird erwischt, bei schweren Unfällen mit Verletzten etwa die Hälfte. „Dann kommt die Unfallflucht als Straftat noch obendrauf.“

Die Zahl der Unfälle mit Senioren nimmt zu

Die Unfälle mit Senioren ab 65 Jahren bewegen sich weiter auf hohem Niveau und sind um plus 3,3 Prozent gestiegen. „Das liegt auch am demografischen Wandel“, erläutert Polizeisprecherin Andrea Kopp: „Es gibt schlicht mehr Menschen im Seniorenalter.“ Im Präsidiumsgebiet kamen bei solchen Unfällen 18 Menschen ums Leben, davon waren 14 über 65 Jahre alt. Etwa 63 Prozent der Unfälle wurden von den Senioren verursacht. Unter den Hauptursachen liegen Vorfahrtsverstöße (27 Prozent) und Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren (22 Prozent) an der Spitze, Verkehrstüchtigkeit (6,3 Prozent) und Abstand (5 Prozent) spielen eine untergeordnete Rolle. Zu schnell waren die Senioren sehr selten.

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Erstellt:
12.03.2020, 18:55 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 09sec
zuletzt aktualisiert: 12.03.2020, 18:55 Uhr

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