Mössingen · Soziales

Vesperkirche an sechs Wochenenden: Gemeinsam gegen den Hunger

Ab Januar gibt es in Mössingen an sechs Wochenenden eine Vesperkirche. Das Angebot stemmen Kirchen und Vereine zusammen.

17.12.2021

Von Moritz Siebert

An zwei Tagen gaben DRK, Kirchengemeinde und Tafel letztes Jahr an Weihnachten Essen aus.Archivbild: Klaus Franke

An zwei Tagen gaben DRK, Kirchengemeinde und Tafel letztes Jahr an Weihnachten Essen aus.Archivbild: Klaus Franke

Eine Vesperkirche in Mössingen: Den Wunsch hatten Andreas Kopp, Pfarrer in Belsen, und Eberhard Bazlen, Vorsitzender des DRK Mössingen-Ofterdingen schon länger. „Wir wollten was machen“, sagt Kopp: „Als Kirche sind wir ja auch im diakonischen Bereich unterwegs.“ In Tübingen, Reutlingen und Rottenburg gebe es Vesperkirchen. „Wir sind die andere große Kreisstadt. Wir brauchen das auch.“

Es war im Dezember im vergangenen Jahr, als Bazlen auf ihn zugekommen sei mit der Bitte um Unterstützung, erzählt Kopp: Das DRK wollte Bedürftigen in der Weihnachtszeit ein Essensangebot machen. Er habe seine Hilfe zugesagt, so Kopp weiter, mit der Bedingung, dass im Folgejahr dann eine richtige Vesperkirche auf die Beine kommt.

„Alleine schafft eine Kirchengemeinde das nicht“, erklärt Kopp. Und so ging es auch dem DRK. Deswegen ist in Mössingen nun ein großes Gemeinschaftsprojekt daraus geworden: Über die Koordinatorin für Ehrenamtliches Engagement bei der Stadt, Barbara Schott, konnte er noch weitere Partner für das Projekt gewinnen, berichtet Kopp: Viele andere Gruppen hätten auch schon länger den Gedanken gehabt.

DRK ein wichtiger Partner

Neben weiteren Kirchengemeinden und der Bürgerstiftung sind unter anderem auch der Verein Lebenswertes Öschingen, Einzelpersonen und das Mehrgenerationenhaus dabei. „Das ist der Hammer“, sagt Kopp: „Wir sind total happy.“ Schirmherr der Mössinger Vesperkirche ist Oberbürgermeister Michael Bulander.

Das DRK sei ein ganz wichtiger Partner, betont der Pfarrer. Sie bringen das Knowhow mit, wüssten etwa, welche Menge für welche Personenzahl gekocht werden muss. „Da bin ich sehr dankbar. „Ohne das DRK würden wir es nicht gestemmt kriegen.“

Geplant ist die Vesperkirche dezentral an sechs Wochenenden im Januar, Februar und März, immer zur Mittagszeit (siehe Infobox). „Für uns ist das erstmal die beste Variante“, meint Kopp. „Es geht auch ums Ausprobieren.“ Die Beteiligten wollen sehen, wie dringend das Angebot gebraucht wird und in welchen Ortsteilen das Interesse groß ist. „Es ist im Prinzip nochmal ein Probelauf.“ Kopp möchte Erfahrungen für das folgende Jahr sammeln. „Die Frage ist auch, was passiert atmosphärisch.“ Das dezentrale Konzept habe auch den Vorteil, dass nicht über längere Zeit ein Gebäude blockiert ist.

Kopp und Bazlen organisieren federführend. An den verschiedenen Veranstaltungsorten kochen und helfen dann die Teams von den beteiligten Gruppen. Vergangene Woche seien die jeweiligen Küchen auch schon vom Veterinäramt abgenommen worden, berichtet Bazlen. Eine Hygieneeinweisung werde es für die Helferinnen und Helfer noch geben.

Das DRK plant mit 100 Portionen pro Tag. Die Menge für die Essen zu kalkulieren, das sei aber sehr schwer, sagt Bazlen. „Wir müssen es auf uns zukommen lassen. Den Lerneffekt nehmen wir mit.“ Die Beteiligten hoffen auf Spenden für die Aktion. Die Finanzierung sei aber schon gesichert, weil die einzelnen Organisationen jeweils mit einer Summe eingesprungen sind.

Es geht bei der Vesperkirche nicht nur um die Essensausgabe, erklärt Pfarrer Andreas Kopp, sondern auch darum, Kontakte zu vermitteln und sich kennenzulernen, die Leute können ins Gespräch kommen und Zeit miteinander verbringen.

Erstmal nur Essen „to go“

Für die Wochenenden im Januar gehen die Organisatoren aber noch davon aus, dass wegen der pandemischen Lage erstmal nur eine Ausgabe „to go“ möglich sein wird, ohne Zusammensitzen. „Es ist ein Schmerz, dass es jetzt noch nicht gehen wird“, sagt Kopp. Grundsätzlich sind die einzelnen Vesperkirchen-Locations aber so ausgelegt, dass ein gemeinsames Essen vor Ort möglich wäre.

Das Angebot richtet sich an benachteiligte und bedürftige Menschen, die sich nicht immer eine warme Mahlzeit leisten können, aber auch an Menschen, die alleine sind, trotzdem gerne in Gesellschaft essen möchten. Allerdings, betont Kopp: Kommen darf jeder. Und wer möchte und kann, darf dann auch etwas ins Spendenkässle werfen.

Sechs Wochenenden an verschiedenen Orten

Folgende Termine gibt es für die Mössinger Vesperkirche:

15. und 16. Januar: DRK Mössingen, Rettungswache (Mössinger Straße 91).

29. und 30. Januar: Evangelische Kirchengde Belsen, Gottlieb-Schwarz-Gemeindehaus (Sieben-Höfe-Weg 23).

12. und 13. Februar: Evangelische Kirchengemeinde Mössingen, Johanneskirche (Birkenstraße 45).

26. und 27. Februar: Evangelisch-methodistische Kirche, Christuskirche (Bädergasse 7).

12. und 13. März: Katholische Kirchengemeinde Mössingen, Gemeindehaus (Freiherr-vom-Stein-Straße 24).

26. und 27. März: Evangelische Kirchengemeinde Öschingen, Gemeindehaus (Amselweg 5).

Ein Weihnachtsessen für Bedürftige bieten DRK, Kirchengemeinde und Mössinger Tafel bereits am 23. und 24. Dezember in der DRK-Rettungswache an.

Spenden mit dem Stichwort „Vesperkirche“ sind möglich an das DRK Mössingen, KSK Tübingen (DE04 641500200003181380) oder VR Bank Tübingen (DE94640618540017 730613).

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Erstellt:
17.12.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 14sec
zuletzt aktualisiert: 17.12.2021, 01:00 Uhr

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