Tübingen

Unregelmäßigkeiten bei Schnelltests in Tübingen

Seit einer Woche läuft in Tübingen ein Schnelltest-Modell, mit dem die Stadt ausprobieren will, wie den Menschen mehr Freiheiten in der Corona-Pandemie gegeben werden kann. Jetzt kam es zu einer Panne.

22.03.2021

Von dpa/lsw

Bei einem Corona-Schnelltest wird eine Lösung auf eine Testkassette aufgeträufelt. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Bei einem Corona-Schnelltest wird eine Lösung auf eine Testkassette aufgeträufelt. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Tübingen. Bei der Abnahme von Corona-Schnelltests im Zuge des bundesweit vielbeachteten Modellprojekts „Öffnen mit Sicherheit“ in Tübingen ist es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Von an rund 2000 Menschen durchgeführten Tests wurden 25 Menschen in die Quarantäne geschickt, obwohl sie möglicherweise gar nicht positiv waren. Dies teilte der Betreiber von zwei Schnelltestständen, die Kern Medical GmbH (KME), am Montag mit.

KME hatte seine Schnelltests bei einer weitaus niedrigeren Temperatur getestet und ausgewertet als vorgeschrieben. Laut Hersteller Abbott müssen die Schnelltests bei Zimmertemperatur zwischen 15 Grad und 20 Grad durchgeführt und ausgewertet werden, wie KME mitteilte. Zudem müssten die Kits selbst 30 Minuten vor dem Gebrauch ebenfalls mindestens 15 Grad erreicht haben. Dies sei in Tübingen nicht der Fall gewesen, sagte KME-Gesundheitsmanager Florian Vek. „Wir gestalten unsere Teststationen gerade um, damit die korrekte Temperatur zur Auswertung der Tests gewährleistet ist“ sagte Vek.

Ins Rollen gebracht hatte den Fall der Tübinger Unternehmer Martin Konold, dem am Samstag in der Innenstadt die Schnelltestkits bei einer Außentemperatur von vier Grad auf einer Bank liegend an der Teststation in der Neuen Straße aufgefallen waren. Er hatte seine Beobachtung mit einem Tweet öffentlich gemacht. Zudem habe er den Vorfall an die Notärztin und Präsidentin der DRK-Kreisverbands Tübingen, Lisa Federle, weitergegeben, sagte er. Federle sagte, sie sei nach dem Anruf von Konold sofort zum Stand des Privatanbieters geeilt, der aber seinen Pavillon zu diesem Zeitpunkt schon abgebaut hatte.

Angeheuert wurde KME durch die Stadt Tübingen. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern. „Kein Kommentar“, sagte er auf Anfrage. KME-Gesundheitsmanager Vek sagte dazu: „Der Vorfall ist der Tatsache geschuldet, dass das schnell gehen musste. Weder wir noch die Stadt Tübingen haben im Rahmen des Aufbaus der Stationen die Temperaturvorgaben berücksichtigt.“

Federle hatte gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz in Tübingen bereits Ende November mit Schnelltests begonnen, die sie mit Spenden finanziert. Diese Schnelltests hätten nachgewiesenermaßen einen spürbaren Effekt auf die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Tübingen, sagt Federle. „Bei uns werden die Tests in einem Fahrzeug ausgewertet und nicht draußen bei Kälte. Das ist der Unterschied zu einem kommerziellen Unternehmen.“

Laut Federle hat die Stadt den Vertrag für einen weiteren Stand mit dem Privatanbieter KME kurzfristig abgeschlossen. Sie sei mittlerweile an die Stadt herangetreten, um eine Änderung herbeizuführen.“ Hat dieser Vorfall Konsequenzen für das seit dem 15. März und noch bis zum 4. April angesetzte Modellprojekt? „Im Moment sehe ich deswegen noch keine negativen Folgen auf die Auswertung des Modellprojekts“, sagte Federle. Sie fügte hinzu: „Für mich zählt Qualität statt Quantität.“ Auf den Inzidenzwert haben Schnelltests übrigens keinen Einfluss. Sie müssen durch einen positiven PCR-Test bestätigt werden, erst dann fließt dieser in den Wert mit ein.

In Tübingen können die Menschen an neun Teststationen kostenlose Tests machen. Vier davon werden vom DRK betrieben. Das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden oder zum Friseur. Aber auch Außengastronomie und Kultureinrichtungen dürfen Gäste mit Zertifikat empfangen und bedienen. Palmer kündigte an, das Test-Modell gegebenenfalls auf die Bewohner des Landkreises einzuschränken. „Das heißt, wir würden dann die Tests den auswärtigen Gästen nicht mehr zur Verfügung stellen, damit würden sie auch nicht an die Voraussetzungen kommen, um unsere Angebote zu nutzen“, erklärte Palmer dem Deutschlandfunk am Montag.

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Erstellt:
22.03.2021, 15:53 Uhr
Aktualisiert:
22.03.2021, 16:20 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 44sec
zuletzt aktualisiert: 22.03.2021, 16:20 Uhr

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