Mehrere hundert Euro Zwangsgeld gegen das Vögelfüttern

Tübingen hat die Zahl der Stadttauben weiter reduziert und will sein Programm fortsetzen

Die Stadt Tübingen versucht seit Jahren, der Stadttaubenplage mit einem Programm Herr zu werden. Doch es gibt auch Tierfreunde, die es unterlaufen.

22.03.2018

Von Sabine Lohr

Die Ecke Poststraße/Friedrichstraße ist die neue Heimat von rund 60 Tauben. Der Grund: Sie werden von zwei Frauen regelmäßig gefüttert. Sehr zum Ärger von Ordnungsamts-Chef Rainer Kaltenmark, der das jetzt mit Zwangsgeldern verhindern will. Bild: Metz

Die Ecke Poststraße/Friedrichstraße ist die neue Heimat von rund 60 Tauben. Der Grund: Sie werden von zwei Frauen regelmäßig gefüttert. Sehr zum Ärger von Ordnungsamts-Chef Rainer Kaltenmark, der das jetzt mit Zwangsgeldern verhindern will. Bild: Metz

An die 50 Tauben blockieren den Fußweg an der Ecke Poststraße / Friedrichstraße. Sie sind eifrig mit Fressen beschäftigt, picken Krumen vom Weg, flattern kurz auf, um sich einen halben Meter weiter wieder niederzulassen. Die ganze Vogelschar erhebt sich vom Boden, wenn ein Fußgänger passiert. Sie fliegt einen Bogen, um sich kurz darauf wieder an ihrem Futterplatz niederzulassen.

Rainer Kaltenmark vom Ordnungsamt der Stadt ärgert sich über die Tiere. Zwei Schwärme seien es, die sich in jüngster Zeit dort und vor dem Café Lieb an der Ecke Friedrichstraße / Karlstraße angesiedelt hätten. Vor dem Café liegen immer genügend Krümel und Brotstücke herum. Doch an der Ecke Poststraße / Friedrichstraße werden die Tauben regelmäßig gefüttert.

Unbelehrbare werden zu Kasse gebeten

Zwei Frauen, weiß Kaltenmark, würden dort abends und in den frühen Morgenstunden mit dem Auto vorbeifahren und Futter hinwerfen. Sie seien Gesprächen nicht zugänglich. Man habe versucht, sie durch ein Bußgeld vom Füttern abzuhalten, freilich ohne Erfolg. Jetzt werde ein Zwangsgeld über mehrere hundert Euro verlangt. „Da hilft nur der massive Griff in den Geldbeutel“, ist sich Kaltenmark sicher.

Das Füttern läuft nämlich einem städtischen Konzept entgegen, das schon seit einigen Jahren läuft und dazu dient, die Anzahl der Tauben zu reduzieren. In den Taubentürmen und Taubenschlägen wird weniger Futter als früher platziert – was dazu führt, dass die Vögel nur noch einmal im Jahr brüten. Außerdem werden die Eier regelmäßig durch Gipseier ersetzt. Allein zwischen Mai und Oktober 2017 wurden 2013 Eier entnommen.

Taubenpopulation stark reduziert

Innerhalb von vier Jahren hat der Bestand der Stadttauben um 60 Prozent abgenommen. So lebten im Taubenturm im alten Botanischen Garten vor sechs Jahren noch 295 Tauben, im November 2017 waren es nur noch 36. Im Turm an der Eberhardsbrücke – auf der Platanenallee – wurden im November 2014 noch 219 Tauben gezählt, drei Jahre später waren es nur noch 98.

Vor vier Jahren hat die Bruderhaus-Diakonie den Auftrag bekommen, das Stadttaubenkonzept umzusetzen. Und sie tut es zur vollen Zufriedenheit von Verwaltung und Gemeinderat – der Vertrag wird deshalb um weitere zwei Jahre verlängert. Allerdings gibt es ein Problem: Kaum jemand hat große Lust, den Eiertausch-Job über einen längeren Zeitraum zu machen. Wegen der flatternden und uneinsichtigen Tiere ist die Aufgabe nicht ungefährlich – und schmutzig ist sie obendrein. Der Bruderhaus Diakonie Ausbildungsverbund sei bei dieser Aufgabe auf Freiwilligkeit angewiesen, schrieb Kaltenmark in seine Vorlage für den Verwaltungsausschuss des Gemeinderats. „Derzeit sind aber Freiwillige nur schwer zu bekommen.“ Eine Schmutzzulage soll die Suche nach Freiwilligen nun erleichtern.

Tauben in Tübingen

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Massenstart am Taubenhaus. Bild: Metz
Massenstart am Taubenhaus. Bild: Metz

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Taubenschwärmereien. Bild: Metz
Taubenschwärmereien. Bild: Metz

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Tübinger Taubenzählung auf der Neckarinsel. Archivbild
Tübinger Taubenzählung auf der Neckarinsel. Archivbild

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Taubenschwarm über der Stiftskirche . Bild: Metz
Taubenschwarm über der Stiftskirche
. Bild: Metz

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Die renaissancezeitliche Sandstein-Fratze am Bühler Schloss bekam aus taubentech...
Die renaissancezeitliche Sandstein-Fratze am Bühler Schloss bekam aus taubentechnischen Gründen einen Maulkorb. Bild: Sommer

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Laternenmast mit Tauben. Bild: Metz
Laternenmast mit Tauben. Bild: Metz

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Kollektiver Start des 5. Neckartal-Taubengeschwaders vom Dach des Bühler Schloss...
Kollektiver Start des 5. Neckartal-Taubengeschwaders vom Dach des Bühler Schlosses. Bild: Sommer

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Wein und Brot, das ist auch für Tauben ein festliches Mahl . Bild: Metz
Wein und Brot, das ist auch für Tauben ein festliches Mahl
. Bild: Metz

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Tauben im Anflug auf die Stiftskirche.  Bild: Metz
Tauben im Anflug auf die Stiftskirche.
Bild: Metz

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Balkonien am Taubenhaus. Bild: Metz
Balkonien am Taubenhaus. Bild: Metz

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Am Taubenhaus auf der Neckarinsel geht es zu wie im Taubenschlag.  Bild: Sommer
Am Taubenhaus auf der Neckarinsel geht es zu wie im Taubenschlag. Bild: Sommer

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Taubenei im Taubenhaus. Bild: Metz
Taubenei im Taubenhaus. Bild: Metz

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Brütende Taube im Taubenhaus. Bild: Metz
Brütende Taube im Taubenhaus. Bild: Metz

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Taubeneier im Nest. Bild: Metz
Taubeneier im Nest. Bild: Metz
Tausch von Taubeneiern gegen Attrappen aus Gips. Bild: Sommer
Tausch von Taubeneiern gegen Attrappen aus Gips. Bild: Sommer

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Im Taubenturm beim Alten Botanischen Garten. Bild: Sommer
Im Taubenturm beim Alten Botanischen Garten. Bild: Sommer

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Der Taubenturm Alten Botanischen Garten . Bild: Metz
Der Taubenturm Alten Botanischen Garten
. Bild: Metz

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Taube bei der Morgentoilette.  Bild: Groebe
Taube bei der Morgentoilette.
Bild: Groebe

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Tödliche Netze. Bild: Sommer
Tödliche Netze. Bild: Sommer

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Tauben im Anmarsch über den Indianersteg zur Platanallee. Bild: Metz
Tauben im Anmarsch über den Indianersteg zur Platanallee. Bild: Metz

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Treppenfest der Tübinger Tauben. Bild: Sommer
Treppenfest der Tübinger Tauben. Bild: Sommer

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Sonnenbank der Tauben. Bild: Metz
Sonnenbank der Tauben. Bild: Metz

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Badetag für Tauben. Bild: Metz
Badetag für Tauben. Bild: Metz

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Taubenrastplatz in einem hohlen Ast der Platanenallee. Bild: Metz
Taubenrastplatz in einem hohlen Ast der Platanenallee. Bild: Metz

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Einschneidende Maßnahmen zur Taubenabwehr. Bild: Sommer
Einschneidende Maßnahmen zur Taubenabwehr. Bild: Sommer

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Die idyllische Seite der Taubenplage (gesehen auf der Neckarinsel). Bild: Sommer
Die idyllische Seite der Taubenplage (gesehen auf der Neckarinsel). Bild: Sommer

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Vor dem Baden immer zuerst die Temperatur prüfen. Tauben am Marktbrunnen . Bild:...
Vor dem Baden immer zuerst die Temperatur prüfen. Tauben am Marktbrunnen
. Bild: Metz

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Chaotischer Annflug im Schneetreiben auf den vollen Taubenlandeplatz . Bild: Met...
Chaotischer Annflug im Schneetreiben auf den vollen Taubenlandeplatz
. Bild: Metz

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Tauben im Eingang zum Schloss Hohentübingen . Bild: Metz
Tauben im Eingang zum Schloss Hohentübingen
. Bild: Metz

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Taubenjagd auf dem Holzmarkt. Bild: Metz
Taubenjagd auf dem Holzmarkt. Bild: Metz

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Schattenspiel mit Tauben im Schnee. Bild: Metz
Schattenspiel mit Tauben im Schnee. Bild: Metz

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Zum hübschmachen braucht die Taube ein schattiges Plätzchen . Bild: Metz
Zum hübschmachen braucht die Taube ein schattiges Plätzchen
. Bild: Metz

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Tauben-Fütterungs-Verbotsschild an der Treppe zur Neckarinsel  Bild: Sommer
Tauben-Fütterungs-Verbotsschild an der Treppe zur Neckarinsel Bild: Sommer

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Tauben im Nebel über Weilheims Felderm. Bild: Metz
Tauben im Nebel über Weilheims Felderm. Bild: Metz

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Tauben im Flug . Bild: Metz
Tauben im Flug
. Bild: Metz

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Haus(dach)-Besetzung in der Reutlinger Straße Bild: Sommer
Haus(dach)-Besetzung in der Reutlinger Straße Bild: Sommer

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Neptuns neue Mütze. Bild: Sommer
Neptuns neue Mütze. Bild: Sommer

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Wo die Tauben in der Stadt leben

In Tübingen gibt es zwei Taubentürme und zehn Taubenschläge. Dort füttert die Bruderhaus Diakonie regelmäßig und tauscht Eier aus. Jedes Jahr wird an einem Novembertag um 9 Uhr morgens der Bestand gezählt, zuletzt am 21. November 2017. An diesem Tag waren im Taubenturm Botanischer Garten 36 Tauben (2016: 72), im Taubenturm Eberhardsbrücke 98 (171), an der Stiftskirche 52 (28), am Europaplatz 15 (25), auf dem Marktplatz 16 (2), in der Haaggasse 14 (0), im Innenhof der Fruchtschranne 8 (16), beim Marktkauf in der Schweickhardtstraße 5 (31), beim Kaufland in der Ludwigstraße 2 (0), in der Poststraße vor Intersport Räpple 9 (42), beim Epplehaus 17 (5) und vor dem Café Lieb in der Friedrichstraße 70 (39). Insgesamt wurden im Jahr 2015 449 Tauben gezählt, ein Jahr später 444 und 2017 noch 342.

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Erstellt:
22.03.2018, 22:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 22.03.2018, 22:00 Uhr

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