Tübingen/Berlin
Theater-Elefant Klaus Pierwoß ist tot
Der frühere Tübinger LTT-Intendant starb mit 79 Jahren.
Berlin. Das Landestheater Tübingen, an dem Klaus Pierwoß erst Dramaturg und später fünf Spielzeiten lang Intendant war, zog unter seiner Ägide in eine ehemalige Stuhlfabrik. Die Belastbarkeit des „Tübinger Stuhls“ prüfte man früher mit einem waschechten Elefanten, der zum LTT-Wappentier wurde. Pierwoß, der an Pfingsten kurz vor seinem 80. Geburtstag in Berlin starb, bestach selbst durch Eigenschaften wie Dickschädeligkeit, ein nachtragendes Gedächtnis und Zielstrebigkeit. Das LTT machte Pierwoß zum überregional beachteten Faktor, sein Abgang riss eine Lücke.
1985 trat er in Köln Jürgen Flimms Nachfolge an, ohne so recht aus dessen Schatten zu treten. Das gelang ihm erst ab 1994 in Bremen. Dort entwickelte er, der Frank Castorf erstmals im Westen inszenieren ließ, einen klassenkämpferischen Furor, als ausgerechnet die sozialdemokratische Regierung sein Theater mit Kürzungsattacken schurigelte. Unter ihm entstand große Kunst. Unvergessen: Karl Kraus‘ „Letzte Tage der Menschheit“ im U-Boot-Bunker.