Fußball

Strittige Überprüfung

Der Video-Beweis sorgt bei der Frauen-Weltmeisterschaft für Diskussionen. Oft dauert die Überprüfung der Szenen am Bildschirm mehrere Minuten.

25.06.2019

Von NADINE VOGT

Die Spielerinnen Kameruns beschweren sich bei der chinesischen Schiedsrichterin. Diese hatte ihnen nach Video-Beweis im Achtelfinale gegen England ein Tor wegen Abseits aberkannt. Foto: John Walton/dpa

Die Spielerinnen Kameruns beschweren sich bei der chinesischen Schiedsrichterin. Diese hatte ihnen nach Video-Beweis im Achtelfinale gegen England ein Tor wegen Abseits aberkannt. Foto: John Walton/dpa

Paris. Mit ausgestreckten Zeigefingern zeichnete die kanadische Schiedsrichterin ein Rechteck in die Luft. Das Zeichen für den Videobeweis. Achtelfinale, Frankreich gegen Brasilien, 23. Spielminute: Valerie Gauvin erzielte per Kopf beziehungsweise Schulter das 1:0. Oder auch nicht. Denn nach Überprüfung des Video-Schiedsrichters entscheidet die Unparteiische auf Foul an der brasilianischen Torwartin Barbara. Frankreich gewinnt das Achtelfinale in der Verlängerung noch mit 2:1. Doch das nicht gegeben Tor sorgte erst einmal für Kopfschütteln.

17 Mal kam der Video-Beweis in der Vorrunde der Weltmeisterschaft zum Einsatz. 16 Entscheidungen hat der Assistent revidiert, nur eine bestätigt. In den Achtelfinals wurden mehrmals die Spiele unterbrochen. Oft minutenlang, weil der VAR, kurz für Video-Assistant-Referee, die Szene für kritisch befand und noch einmal überprüfte. Im Achtelfinale zwischen Kamerun und England sorgte ein wegen Abseitsstellung aberkanntes Tor in der 48. Spielminute für Tränen. Die afrikanischen Spielerinnen fühlten sich ungerecht behandelt.

Der Video-Schiedsrichter greift generell bei strittigen Entscheidungen ein, die den Spielverlauf erheblich beeinflussen können. Abseitsverdächtige Tore, grobe Fouls, Handspiel. Die Überprüfung am Bildschirm soll das Spiel fairer machen, vergleichbarer und nachvollziehbar für Zuschauer und Fans. Dennoch bleibt er umstritten – in Bundesliga wie Champions-League, jetzt bei der Frauen-WM–, weil viele Entscheidungen Ansichtssache bleiben.

Im Achtelfinale der deutschen Nationalmannschaft griff der VAR zweimal ein – und entschied beides Mal zugunsten des Teams von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Beim Kopfballtor von Alexandra Popp behinderte Svenja Huth die nigerianische Torhüterin nicht, sagte der Video-Schiedsrichter. Und sprach sieben Minuten später dem deutschen Team nach Foulspiel an Lina Magull – ihre Gegenspielerin traf im Strafraum mit der Sohle das Knie der Mittelfeldspielerin – einen Elfmeter zu. Auch deshalb äußerte man sich im Lager der deutschen Nationalmannschaft verhalten. „Vielleicht kommen wir in einen Prozess, bei dem alles ein bisschen schneller geht. Die Kommunikation und die Entscheidung“, sagte die Bundestrainerin. Vor allem die langen Unterbrechungen nehmen den Spielfluss und oft wissen die Spielerinnen auf dem Platz gar nicht was eigentlich überprüft wird.

„Ich muss allerdings zugeben, dass auch ein paar Fehler gemacht wurden“, sagte Pierluigi Collina, der Vorsitzende der Fifa-Schiedsrichterkommission, in einem Zwischenfazit nach der WM-Vorrunde. „Das ist zwar verständlich, aber es hätte dennoch nicht passieren sollen.“

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Erstellt:
25.06.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 25.06.2019, 06:00 Uhr

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