Tübingen

Was, wenn ein Blackout kommt?

Die Tübinger Stadtwerke raten zu Zehn-Tage-Vorrat und kühlem Kopf im Angesicht möglicher Stromausfälle. Von Heizlüftern raten sie allerdings ab.

12.10.2022

Von Tobias Hauser

Symbolbild: Alex Yeung/Fotolia.com

Symbolbild: Alex Yeung/Fotolia.com

Was, wenn das Licht ausgeht, genau wie das Wlan, der Fernseher und auch die elektrischen Heizöfen? Wenn das Handynetz außer Betrieb ist und die Welt stillsteht? Diese Frage stellen sich zurzeit viele. Der kommende Winter und die Energiekrise schüren bei Bürgerinnen und Bürgern Ängste, die schon lange kein Thema mehr waren. Eine davon ist die Angst vor einem „Blackout“, einem flächendeckenden deutschlandweiten oder gar länderübergreifenden Stromausfall über einen längeren Zeitraum.

Auch die Stadtwerke Tübingen (SWT) sind sich des „Topthemas“ bewusst: „Wie sich die Energiesituation in Deutschland und Europa jedoch tatsächlich entwickeln wird, kann niemand seriös vorhersagen. Spekulationen bringen wenig. Deutlich mehr bringen allerdings Vorsorgemaßnahmen – auf allen Seiten“, erklärt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Wichtig dabei: „mit kühlem Kopf“ und ohne Panik den eigenen Haushalt darauf vorbereiten, rund zehn Tage mit allen Vorräten überbrücken zu können, wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt (siehe Kasten). „Die Risiken für einen Stromausfall sind aus Sicht der Experten eher gestiegen und keineswegs ein theoretisches Szenario“, sagt SWT-Pressesprecher Ulrich Schermaul in Bezug auf die Warnung verschiedener Netzbetreiber vor temporären regionalen Stromabschaltungen, um das Stromnetz zu stabilisieren.

Wichtig sei für die Stadtwerke, auch über den Unterschied zwischen einem Blackout und einem Stromausfall aufzuklären. Die Gründe für lokale Stromausfälle können vielfältig sein: technische Defekte, Umwelteinflüsse oder Sonderfälle wie von Tieren durchgenagte Kabel in Trafostationen. „Blackouts sind solche Stromausfälle aber nicht“, sagt Schermaul.

„Blackout“ durch Heizlüfter?

Als Risikogrund für einen echten Blackout wurden zuletzt Heizlüfter angeführt. Seit dem Sommer werden die elektrischen Heizgebläse vermehrt gekauft, um auch in einer Gasmangellage heizen zu können. Das Heizen mit Heizlüftern ist nach Einschätzung des Tübinger Energieunternehmens allerdings „aus mehrfachen Gründen keine gute Idee – und die SWT raten davon auch ab. Heizlüfter sind energetisch ineffizient, verbrauchen viel Strom, verursachen hohe Kosten, können die Elektrik in Gebäuden überlasten und bringen Risiken für die Sicherheit der Stromversorgung.“ Bei einer Netzüberlastung durch Heizlüfter könnten Netzbetreiber gezwungen sein, zeitweise regionale Abschaltungen vorzunehmen. Damit soll ein kompletter Stromausfall innerhalb eines Netzsektors verhindert werden. Zwar sei ein flächendeckender Stromausfall nur aufgrund von Heizlüftern unwahrscheinlich, aber auch ein Ausfall in einzelnen Sektoren des Stromnetzes würde zu erheblichen Problemen führen, so Schermaul.

Im Falle eines Stromausfalls sind die Stadtwerke darauf vorbereitet, „ihre eigenen wichtigsten Betriebsfunktionen in einem Notbetrieb aufrecht zu erhalten“. Das ist besonders die Leitwarte, in der Informationen und Messwerte zusammenlaufen. Andere Betriebe und Behörden wie Polizei, Feuerwehr und Kliniken seien selbst für ihre Notstromversorgung zuständig. Informationen dazu haben die SWT nicht. Jana Ziegler, Pressesprecherin der Uniklinik, teilte auf TAGBLATT-Anfrage nur mit, dass die „sensiblen Bereiche“ mit Notstromaggregaten und stellenweise auch mit Batterieanlagen abgesichert seien. „Nicht essentielle Bereiche“ werden im Falle eines Stromausfalls automatisiert abgeschaltet.

Ziel der Stadtwerke sei es weiterhin, eine Gasmangellage, die dann zu „stabilisierenden Stromabschaltungen“ führen könnte, zu vermeiden, so Schermaul. „Über allem steht die Botschaft, dass Energiesparen das Gebot der Stunde ist. Das kann nur gelingen, wenn alle ihren Beitrag leisten.“

Die wichtigsten Tipps zur Stromausfall-Vorsorge

Heizung: Genug warme Kleidung für einen Ausfall der Heizung parat haben. Für Kamine einen Vorrat an Holz, Kohle oder Briketts anlegen.

Licht: Einen Vorrat an Kerzen und Taschenlampen sowie Batterien, Streichhölzern oder Feuerzeugen haben.

Kochen: Einen gasbetriebener Campingkocher oder einen Holz- oder Gasgrill im Außenbereich (Balkon/Terrasse) einsetzen.

Essen: Es empfiehlt sich, einen kleinen Vorrat an länger haltbaren Lebensmitteln anzulegen.

Wasser: Ein größerer Wasservorrat zum Trinken ist empfehlenswert. Pro Haushaltsmitglied sollten rund zehn Liter Wasser in Flaschen vorrätig sein – plus ein zusätzlicher Wasservorrat als Gebrauchswasser, beispielsweise zum Waschen oder Zähneputzen.

Elektronik: Akkus von Smartphones und Co. sollten möglichst immer vollaufgeladen sein. Über solarbetriebene Ladegeräte kann man tagsüber Geräte aufladen. Mit einem Kurbelradio bleibt man über Rundfunk auch ohne Batterien informiert.

Zahlungsmittel: Eine kleine Bargeldreserve hilft, wenn bei einem Stromausfall auch die Geldautomaten nicht mehr funktionieren.

Auch Photovoltaikanlagen könnten zur Ersatzversorgung genutzt werden, das sei aber sehr von der Art der Anlage und vom individuellen Strombedarf abhängig, so Schermaul.

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Erstellt:
12.10.2022, 09:22 Uhr
Aktualisiert:
12.10.2022, 18:43 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 05sec
zuletzt aktualisiert: 12.10.2022, 18:43 Uhr

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