Rabatt

Sparen am Black Friday

Manche fiebern den Schnäppchentagen regelrecht entgegen. Aber lassen sich tatsächlich attraktive Angebote finden?

24.11.2021

Von Thomas Veitinger

Black Friday auch offline – hier in einem Geschäft in Köln. Foto: Federico Gambarini/dpa

Black Friday auch offline – hier in einem Geschäft in Köln. Foto: Federico Gambarini/dpa

Der „Inspiron 15“ von Dell ist eine Art Arbeitspferd unter den Laptops: nicht besonders schnell, nicht besonders leicht, aber auch nicht besonders teuer. Ganz gut für Anwender, die keine Videos schneiden oder grafisch anspruchsvolle Games spielen. Der Händler Cyberport verkauft ihn als „Cyberdeal“ im Internet für 499 Euro. Darüber steht durchgestrichen: „statt 599 Euro“.

Trotz der 100 Euro weniger: Wie günstig ist der aufgerufene Preis? Der „Inspiron 15“ kam 2019 auf den Markt, ist also keine Neuheit, aber auch kein völlig überholter Oldie. Die Zeitschrift „Computer Bild“ attestierte seinem Bildschirm einst Schwächen, dafür soll der Akku lange durchhalten.

Nach Ansicht von Verbraucherschützer Oliver Buttler ist das Dell-Gerät typisch für einen „Black Friday“, der dieses Jahr auf den 26. November fällt. An „Cyber Monday“, „Cyber Week“, „Singles’ Day“, „Black Friday“ und anderen Rabatttagen macht der Einzelhandel Rekordumsätze. 4,9 Milliarden Euro sagt der Handelsverband Deutschland für die Rabattschlacht 2021 voraus – eine Steigerung um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Als Schnäppchen werden gerne etwa zwei Jahre alte Handys angepriesen, die kaum jemand sonst haben will“, sagt Buttler. Die Geräte hätten dann vielleicht nicht die neuesten Funktionen oder die aktuellste Software. Schlecht müsse die 2. Wahl deshalb nicht sein, stellt Buttler klar. Er warnt jedoch: „Ich würde beim Kauf aber besonders kritisch sein“.

Gleiches gelte auch für Kleidung. Wie bei ähnlichen Aktionen wollen Händler ihre Lager von Sommer- und Winterware leeren. „Wer im Winter ein Sommer-T-Shirt kaufen will und nicht jedes Jahr aktuelle Mode braucht, ist damit nicht schlecht bedient“, sagt der Verbraucherschützer.

Allerdings sei es wichtig, auf den Preis zu achten. „Manche Händler setzen in den Wochen vor dem ,Black Friday’ ihre Preise hoch, um dann werbewirksam runterzugehen“, sagt Buttler. Oder aber die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) werde als Basis genommen, um Preisreduzierungen in großen Lettern zu präsentieren, wobei die UVP schon lange nicht mehr oder noch nie verlangt wurde.

Auch beim „Inspiron 15“ reicht eine einfache Google-Suche für ein Angebot von 483 Euro bei einem anderen Händler – der ganz ohne ein „Cyberdeal“-Angebot auskommt. Die Attraktivität von „Black-Friday“-Preisen sollte deshalb immer mit zwei Online­-Preissuchmaschinen überprüft werden. „Je höher der vermeintliche Rabatt ist, desto wichtiger ist der Preisvergleich“, sagt Alexander Emunds von teltarif.de. Auf manchen Plattformen helfen Preiskurven, die Entwicklung der vergangenen Zeit nachzuverfolgen und Preisalarme, die sich beim Erreichen einer bestimmten Höhe per Email melden.

Um Spontankäufe zu vermeiden, empfiehlt Preisfinder Idealo zudem eine Wunschliste mit ungefährem Budget anzulegen. In keinem Fall sollte sich der Konsument von ablaufenden Countdowns und Hinweisen auf begrenzte Verfügbarkeit unter Druck setzen lassen.

Die Plattform „guenstiger.de“ hat im vergangenen Jahr bei unterschiedlichen Artikeln eine Vergünstigung von 9 Prozent im Vergleich zur Vorwoche ermittelt. Idealo kam 2019 in den 50 nachfragestärksten Kategorien am Black Friday nur auf eine durchschnittliche Ersparnis von 6 Prozent. Bei Gesellschaftsspielen (19), Gamepads (19) und Spielekonsolen (15) könnten Verbraucher am meisten sparen.

Wichtig ist in jedem Fall, vorsichtig beim Kauf zu sein. An Rabatttagen seien viele Kriminelle selbst auf großen und bekannten Plattformen unterwegs und kassierten zwar Geld, lieferten aber die Ware nicht. Ein Zeichen für einen seriösen Anbieter kann ein funktionierendes Trusted-­Shops-Siegel sein, das beim Draufklicken ein Fenster mit dem Zertifikat öffnet. Auch Spam ist an diesen Tagen ein großes Problem.

Ein Spar-Tipp der Experten: unsichtbar bleiben. Individuelle Einstellungen am Browser liefern einen oft einzigartigen „Fingerabdruck“. Dabei können die Preise manipuliert sein, die der potenzielle Kunde auf dem Bildschirm zu sehen bekommt. Die Händler verfolgten das Surfverhalten und passten Preise an, wie die Seite www.wasistdeinpreis.de zeigt. Cookies im Internetbrowser sollten deshalb regelmäßig gelöscht werden. Manche Shops ändern ihre Preise häufig, sodass diese im Laufe des Tages stark schwanken. Gründe sind veränderte Nachfrage beziehungsweise gesenkte oder erhöhte Preise der Konkurrenz. Eine Studie zeigte etwa, dass beim Online-Händler ATU Autobatterien oder Reifen vormittags bis zu 30 Prozent teurer waren als am Nachmittag zuvor.

Schwarze Masse

Wie der „Black Friday“ (Schwarzer Freitag) zu seinem Namen kam, ist umstritten. Eine Erklärung lautet, dass die Händler an dem seit 60 Jahren in den USA stattfindenden Rabatttag schwarze Finger vom Geldzählen bekamen. Nach einer anderen Theorie sind an dem letzten Freitag im November nach Thanksgiving die Straßen so voller Menschen, dass es nur noch eine schwarze Masse zu sehen gebe. Apple soll den Black Friday 2006 nach Deutschland gebracht haben, um den schwächelnden Absatz des iPods anzukurbeln. vt

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Erstellt:
24.11.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 19sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2021, 06:00 Uhr

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