Tennis

Sorglos auf Tuchfühlung

Novak Djokovic wird für die leichtsinnig laxe Organisation seines Turniers in Corona-Zeiten heftig kritisiert, nun ist der serbische Weltranglistenerste selbst positiv getestet.

24.06.2020

Von DPA

Suchbild mit Superstar: Novak Djokovic (Mitte, im dunklen Shirt) eng umringt. Foto: Andrej Isakovic/afp

Suchbild mit Superstar: Novak Djokovic (Mitte, im dunklen Shirt) eng umringt. Foto: Andrej Isakovic/afp

Jetzt also auch er: Der Tennis-Weltranglistenerste Novak Djokovic ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Damit zahlt der Organisator der umstrittenen Adria-Tour nun persönlich den Preis für den leichtsinnigen Umgang mit der Pandemie und die Missachtung gängiger Hygieneregeln bei dem Show-Event mit jetzt vier erkrankten Profis. Wie der 33 Jahre alte Serbe am Dienstagnachmittag mitteilte, zeigt er keine Symptome. Das Virus wurde zudem bei seiner Ehefrau Jelena festgestellt, jedoch nicht bei den Kindern des Paars.

Am Montagabend hatte nach dem Bulgaren Grigor Dimitrow und dem Kroaten Borna Coric auch sein Landsmann Viktor Troicki einen positiven Test öffentlich gemacht. „Jeder einzelne Fall tut mir extrem leid“, schrieb Djokovic. Der Hamburger Alexander Zverev war nach eigenen Angaben negativ getestet worden. Er hatte an beiden Stationen in Belgrad und Zadar in Kroatien teilgenommen und sich in selbstverordnete Isolation begeben.

Djokovic kündigte einen weiteren Test in fünf Tagen an, vermied aber nach der heftigen Kritik sowie Fotos feiernder Tennisprofis mit freiem Oberkörper und Stars, darunter er selbst, umringt von jugendlichen Helfern das klare Eingeständnis eines Fehlers. „Alles, was wir im Mai vorbereitet haben, passierte mit reinem Herzen und ernsthaften Absichten“, schrieb er zur Tour, mit der er dank prominenter und weniger prominenter Akteure Spenden sammeln und seinen Kollegen Spielpraxis verschaffen wollte. Es habe alles mit einer philanthropischen Idee begonnen.

Trotz der guten Absicht unterschätzte auch Djokovic die Gefahr und betonte zunächst, es sei nicht gegen örtliche Regeln verstoßen worden. Nun erklärte er, das Turnier sei organisiert worden, als sich das Virus abgeschwächt habe und die Bedingungen als gegeben erschienen. „Leider ist das Virus noch da, und leider ist das eine neue Realität, mit der wir immer noch umzugehen und zu leben lernen“, schrieb er.

Der ATP-Vorsitzende Andrea Gaudenzi aus Italien hofft auf einen Lerneffekt aus den Vorkommnissen. Der 46 Jahre alte Ex-Profi erinnerte in der „New York Times“ (Dienstag-Ausgabe) zwar daran, dass auch trotz extremer Maßnahmen Coronafälle auftreten könnten. Gaudenzi erklärte aber auch, allen Teilnehmern privater Turniere sei die Einhaltung angemessener Maßnahmen und der Abstandsregeln empfohlen worden.

Eine „reine Katastrophe“ nannte Nicolas Kiefer, der deutsche Ex-Profi, die Vorgänge. „Das ist auch nicht gut für die Außendarstellung der ATP-Tour, auch wenn diese nichts mit der Adria Tour zu tun hat“, schrieb er. Als „Horror-Show“ fasste der brasilianische Profi Bruno Soares das Geschehen zusammen. Der Doppel-Spezialist ist Mitglied im ATP-Spielerrat, dessen Präsident Djokovic ist, dem er nun „enorme Unverantwortlichkeit und große Unreife“ vorhält. dpa

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Erstellt:
24.06.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 18sec
zuletzt aktualisiert: 24.06.2020, 06:00 Uhr

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